Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2511-0343
Endometriumkarzinom: Stellenwert der p53-Expression für die adjuvante Therapie
Authors
Is p53 immunohistochemistry alone useful for delineating adjuvant endometrial treatment in low-middle-income countries?.
Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2024;
298: 192-196
DOI: 10.1016/j.ejogrb.2024.05.023
Das postoperative Management des Endometriumkarzinoms hat sich mit der Einführung der molekularen Tumorklassifikation verändert. Die Entscheidung für oder gegen eine adjuvante Therapie basiert seitdem auf 3 genetischen Faktoren: der immunohistochemisch nachweisbaren Expression von p53-Protein und von Mismatch Repair-Protein sowie dem POLE-Gen, das die Polymerase ε kodiert und durch aufwendige Sequenzierung ermittelt wird.
Die Untersuchung dieses molekularen Spektrums erfordert entsprechende technische, institutionelle und finanzielle Ressourcen, die in ärmeren Ländern häufig fehlen. Ein brasilianisches Forscherteam um E. Paulino, Brazilian National Cancer Institute (NIC), Rio de Janeiro, prüfte in einer retrospektiven Studie, ob die p53-Bestimmung ggf. allein ausreicht, um ein effizientes adjuvantes Therapieregime festzulegen. Paulino et al. evaluierten dazu die Daten von Patientinnen, die zwischen 2010 und 2016 wegen eines Endometriumkarzinoms (EC: Endometrial Cancer) im NIC behandelt wurden. Bei allen fand sich ein FIGO-Stadium I oder II und ein hochgradiger histopathologischer Befund (ECG3: Endometrial Cancer Grade 3) zu einem serösen, klarzelligen, sarkomatösen, gemischten oder undifferenzierten Tumor.
Von den meisten beobachteten Patientinnen waren immunohistochemische p53-Ergebnisse registriert. Eine abnorme p53-Expression der Tumorzellen lag definitionsgemäß vor, wenn eine starke diffuse Färbung (Hämatotoxylin nach Harris) von 80–100% der Zellkerne (Überexpression) oder wenn keine Färbung (Nullexpression) zu erkennen war. Die Färbung von bis zu 80% der Zellkerne entsprach dem p53-Wildtyp mit normaler Expression.
Das Forscherteam bewertete Rezidive und Gesamtüberleben (OS: Overall Survival) im Zusammenhang mit der p53-Expression. Tumorrezidivmuster bzw. Metastasen wurden nach ihrer Lage unterschieden. Rezidivfreiheit war definiert als die Zeit zwischen Diagnose und Wiederauftreten des Tumors oder Tod durch eine nicht EC-bedingte Ursache, Gesamtüberleben als Zeit zwischen Diagnose und Tod jeglicher Ursache. Die Analysen erfolgten primär auf der Basis von Kaplan-Maier-Kurven und Cox Proportional Hazards-Modellen.
Ergebnisse
-
Paulino et al. identifizierten insgesamt 265 Patientinnen, die durch den meist verfügbaren p53-Status für die Analyse geeignet waren. Die Mehrzahl (72,8%) war > 60 Jahre alt, 78,1% hatten ein FIGO-I-Stadium, 66,4% hatten eine abdominelle Hysterektomie mit Salpingo-Oophorektomie und Lymphknotencheck hinter sich, 42% erhielten eine adjuvante Radiotherapie. In 25% der Fälle waren Fernmetastasen vorhanden, 41% starben im Beobachtungszeitraum von 74 Monaten.
-
In 74,3% der Fälle zeigte die immunohistochemische Färbung eine p53-Überexpression an. Hohe p53-Expression war mit einem Alter > 60 Jahre, Rezidiv und Tod assoziiert. Die Rückfallmuster waren beim p53-Wildtyp und bei p53-Überexpression ähnlich.
-
Bei Frauen mit FIGO I/II und p53-Überexpression war OS im Vergleich zu Patientinnen mit p53-Wildtyp geringer, auch wenn ein statistisch markiertes Gesamtüberleben von 92,2 Monaten in keinem Fall erreicht wurde. Dennoch führte die adjuvante Chemo- bzw. Radiotherapie im FIGO-Stadium I/II zu einem signifikanten OS-Vorteil, wenn eine p53-Überexpression vorlag. Lag ein p53-Wildtyp vor, war dagegen nur das Tumorstadium, nicht aber das adjuvante Behandlungsregime mit OS assoziiert.
Die Studie zeigte somit, dass eine aggressivere adjuvante Therapie bei malignen EC-Tumoren mit hoher p53-Expression von Vorteil war und die Mortalitätsrate senkte, während ein solcher Therapiegewinn beim p53-Wildtyp nicht zu beobachten war. Dieses Ergebnis hebt die exklusive Bedeutung von p53 als molekularem Marker hervor. Auf die zusätzliche Bestimmung des POLE-Gens kann somit verzichtet werden, wenn es um die Entscheidung für ein postoperatives Therapieregime geht, zumal für Fälle mit POLE-Gen-Mutation keine Nachbehandlung, sondern nur die Beobachtung empfohlen wird.
Bisher gibt es kaum Studien, die den OS-Vorteil einer adjuvanten EC-Therapie belegen. In ärmeren Ländern mit weniger diagnostischem Potenzial wird daher die Empfehlung zur molekularen Tumorklassifikation als Grundlage einer postoperativen Therapie nicht immer umgesetzt, das Management basiert nach wie vor auf anatomischen und histologischen Befunden. Die p53-Expression der Tumorzellen ist therapierelevant, sie lässt sich Paulino et al. zufolge auch mit limitierten finanziellen Mitteln bestimmen.
Dr. med. Dr. phil. R. Maria Clauss, Lappersdorf/Regensburg
Publication History
Article published online:
05 February 2025
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
