Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2025; 22(01): 11-12
DOI: 10.1055/a-2519-2084
Für Sie referiert

Mammakarzinom: Typ-I-Kollagen korreliert mit Prognose und Chemotherapieansprechen

Contributor(s):
Judith Lorenz
Jansson M. et al.
Stromal Type I Collagen in Breast Cancer: Correlation to Prognostic Biomarkers and Prediction of Chemotherapy Response.

Clin Breast Cancer 2024;
24: e360-e369.e4
DOI: 10.1016/j.clbc.2024.02.015
 

Im Zuge der desmoplastischen Gewebeantwort auf Mammakarzinomzellen kommt es zu einer Akkumulation von Kollagenfibrillen, die mammografisch als schlecht abgrenzbarer, spikulierter Tumor imponieren. Den Hauptanteil des Kollagens der extrazellulären Matrix bildet dabei Kollagen Typ I. Inwiefern korrelieren die Protein- und mRNA-Expression von Typ-I-Kollagen mit klinisch-pathologischen Parametern, prognostischen Biomarkern und dem Therapieansprechen?


Diesen Fragen ging ein schwedisches Forscherteam mithilfe zweier unabhängiger Brustkrebskohorten nach. Die mRNA-Expression von Typ-I-Kollagen objektivierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einem Kollektiv von 1904 Frauen mit einem invasiven Mammakarzinom. In diesem Kollektiv betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 9 Jahre und 7 Monate. Die Expression von Typ-I-Kollagen-Protein prüften sie mittels immunhistochemischer Gewebeanalyse an weiteren 682 frühen (maximal 15 mm durchmessenden) invasiven Mammakarzinomen. Die betroffenen Frauen waren im Median 11 Jahre und 6 Monate nachbeobachtet worden. Zusätzlich werteten die Forschenden eine Reihe brustkrebsspezifischer Biomarker aus (nukleäres Grading, Hormonrezeptorstatus, Proliferationsmarker Ki-67, HER2-Genamplifikation) und analysierten die Überlebensprognose der Patientinnen.

Ergebnisse

Die mRNA-Expression korrelierte signifikant mit dem Hormonrezeptorstatus und dem Grading: Hormonrezeptornegative und Grad-3-Tumoren exprimierten Typ-I-Kollagen-mRNA in deutlich geringerem Umfang als rezeptorpositive bzw. Grad-1/2-Tumoren. Triple-negative Mammakarzinome wiesen den größten Anteil von Tumoren mit geringer mRNA-Expression auf, Luminal-A-Tumoren hatten dagegen den größten Anteil von Tumoren mit starker mRNA-Expression. Die mRNA-Expression korrelierte ferner signifikant mit der Tumorgröße und dem T- und N-Stadium: T3- und N1-Tumoren wiesen dabei häufiger eine geringe mRNA-Expression auf als T1- und N0-Tumoren. Die Typ-I-Kollagen-Proteinexpression korrelierte in ähnlicher Weise mit ungünstigen Prognosefaktoren. Tumoren mit einem hohen Typ-I-Kollagen-Stromaanteil waren tendenziell häufiger mittels Screening detektiert worden. Die Analyse zur Überlebensprognose ergab: Eine geringe Typ-I-Kollagen-mRNA-Expression korrelierte weder signifikant mit einem kürzeren Überleben noch mit einem kürzeren rezidivfreien Überleben. Ein Zusammenhang zwischen der mRNA-Expression und dem Effekt der Chemo-, der Strahlen- oder der endokrinen Therapie hinsichtlich des Gesamt- bzw. des rezidivfreien Überlebens bestand ebenfalls nicht. In der nicht adjustierten Analyse ging eine starke Expression von Typ-I-Kollagen im Primärtumor zwar mit einem signifikant besseren Gesamt- sowie einem tendenziell besseren brustkrebsspezifischen Überleben einher. Bei Berücksichtigung verschiedener Prognosefaktoren (z. B. Axillastatus, Alter, Tumorgröße, molekularer Subtyp), verlor dieser Zusammenhang jedoch seine statistische Signifikanz. Im Hinblick auf die Frage, ob die Typ-I-Kollagen-Proteinexpression das Therapieansprechen vorhersagen kann, zeigte sich: Bei chemotherapierten Patientinnen korrelierte eine starke Proteinexpression des Tumorstromas tendenziell mit einem schlechteren Gesamt- und brustkrebsspezifischen Überleben. Bei nicht chemotherapierten Patientinnen beobachteten die Forschenden genau das Gegenteil – hier korrelierte eine starke Typ-I-Kollagenexpression tendenziell mit einem besseren Gesamt- und brustkrebsspezifischen Überleben.

Fazit

Beim Mammakarzinom stellt eine geringe stromale Expression von Typ-I-Kollagen-mRNA bzw. von Typ-I-Kollagen-Protein einen Indikator für ein aggressiveres biologisches Tumorverhalten dar, meinen die Forschenden. Zudem sage die Proteinexpression möglicherweise das Ansprechen auf die adjuvante Chemotherapie voraus. Perspektivisch sehen sie im Kollagen Typ I in der extrazellulären Matrix einen potenziellen Ansatzpunkt für pharmakologische Tumortherapien.


Dr. med. Judith Lorenz, Künzell



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Article published online:
10 March 2025

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