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DOI: 10.1055/a-2528-0678
Infektion mit RS-Virus kann kardiovaskuläre Ereignisse auslösen
Authors
Viruserkrankungen der Atemwege wie Influenza und COVID19 wurden mit akuten kardiovaskulären Erkrankungen und Mortalität in Verbindung gebracht. Neue Erkenntnisse geben Anlass zur Sorge über akute kardiale Ereignisse nach einer Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), insbesondere bei älteren Erwachsenen. Woodruff et al. beschrieben die Prävalenz und den Schweregrad akuter kardialer Ereignisse bei Erwachsenen mit RSV-Infektion.
Fast ein Viertel der wegen einer RSV-Infektion hospitalisierten Erwachsenen im Alter von 50 Jahren oder älter erlitt ein akutes kardiales Ereignis. Einer von 12 Erwachsenen hatte keine bereits vorher dokumentierte kardiovaskuläre Grunderkrankung. Die amerikanischen Wissenschaftler des RSV Hospitalization Surveillance Networks führen eine bevölkerungsbezogene Überwachung von Krankenhaus-Einweisungen von Patienten mit einer im Labor bestätigten RSV-Infektion in 58 Bezirken in 12 geografisch unterschiedlichen US-Bundesstaaten während der jährlichen RSV-Saison (Oktober bis April) durch. Für die vorliegende Analyse verwendeten die Forscher detaillierte klinische Informationen von allen erwachsenen RSV-NET-Fällen in Bezug auf u.a. demografische und klinische Merkmale, krankenhausinterne Interventionen und Ergebnisse, Erkrankungs- und Entlassungsdiagnosen. Acht Kategorien von Grunderkrankungen bewerteten die Experten als potenzielle Risikofaktoren für akute kardiale Ereignisse: Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, zerebrovaskulärer Vorfall, Diabetes (Typ 1 oder Typ 2), chronisch obstruktive Lungenerkrankung, chronische Nierenerkrankung und schwere Adipositas (BMI ≥40). Die Forscher erfassten außerdem das Auftreten von Kurzatmigkeit oder Atemnot, Husten, Symptomen der oberen Atemwege, Keuchen und Fieber oder Schüttelfrost bei der Aufnahme, die innerhalb von 2 Wochen vor dem positiven RSV-Test auftraten (Kurzatmigkeit oder Atemnot, Husten, Symptome der oberen Atemwege, Keuchen und Fieber oder Schüttelfrost). Auch die Vorgeschichte des Tabakkonsums erfassten die Wissenschaftler.
Die Experten analysierten die Daten von 6248 hospitalisierten RSV-Patienten. 56,4% der Patienten hatten bereits vor der RSV-Infektion in der Krankenakte eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vermerkt, darunter Herzinsuffizienz (31,9%), koronare Herzkrankheit (30,2%) und Vorhofflimmern (25,2%). 36,8% der Patienten hatten in der Vergangenheit geraucht, 15,7% waren bei der Einweisung Raucher. Die Prävalenz eines kardialen Ereignisses während des RSV-bedingten Krankenhausaufenthalts betrug 22,4%. In 15,8% der Fälle trat eine akute Herzinsuffizienz und in 7,5% der Fälle eine akute ischämische Herzerkrankung auf. 1,3% der Patienten erlitt eine hypertensive Krise, 1,1% ventrikuläre Tachykardien und 0,6% einen kardiogenen Schock. Erwachsene mit einer bereits bestehenden kardiovaskulären Grunderkrankung hatten ein höheres Risiko, ein akutes kardiales Ereignis zu erleiden, als Erwachsene ohne eine solche Erkrankung (33,0% gegenüber 8,5%). Von allen hospitalisierten RSV-Patienten nahmen die Ärzte 18,6% auf die Intensivstation auf, 4,9% starben während des Krankenhausaufenthalts.
Akute kardiale Ereignisse bei hospitalisierten Erwachsenen im Alter ab 50 Jahren mit RSV-Infektion sind weit verbreitet und treten bei fast einem Viertel der hospitalisierten Patienten auf, so die Autoren. Diese Ergebnisse verdeutlichen die grundlegende Epidemiologie potenzieller kardialer Komplikationen nach einer RSV-Infektion vor der Verfügbarkeit eines RSV-Impfstoffs.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen
Publication History
Article published online:
18 March 2025
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