Was ist neu?
Wie sieht die leitliniengerechte multimodale Basistherapie aus?
Die multimodale Adipositas-Basistherapie besteht aus den Bausteinen Ernährungs-, Bewegungs-
und Verhaltenstherapie. Die S3-Leitlinie schlägt verschiedene Ernährungsstrategien
für eine moderate Energiebegrenzung vor. Sie empfiehlt täglich 30–60 Minuten körperliche
Aktivität und verschiedene Interventionen zur Veränderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens.
Digitale Tools können die multimodale Basistherapie unterstützen.
Welchen Stellenwert hat die Basistherapie im Kontext adjuvanter Adipositas-Therapien?
Andere Optionen wie die Pharmakotherapie oder die bariatrische Chirurgie sollen nach
der aktualisierten S3-Leitlinie nur in Kombination mit der multimodalen Basistherapie
eingesetzt werden.
Wie lässt sich die Basistherapie in der klinischen Praxis umsetzen?
Die derzeit verfügbaren evidenzbasierten Adipositas-Programme unterteilen sich in
meist regionale Präsenzkonzepte sowie Einzelberatungen per „Notwendigkeitsbescheinigung“
mit jeweils eingeschränkter GKV-Erstattungsfähigkeit und in virtuelle Angebote – darunter
2 digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs), die seit 2020 regelhaft von der GKV erstattet
werden. Klinische und Real-World-Studien konnten nachweisen, dass die Nutzung von
Adipositas-Programmen in Präsenz und der beiden aktuell verfügbaren DiGAs zu einer
Gewichtsreduktion führen.
Welche Gesichtspunkte sind bei der patientenindividuellen Therapie-Entscheidung zu
berücksichtigen?
Unterschiedliche patientenindividuelle Kriterien sind bei der Wahl der Basistherapie
zu berücksichtigen – darunter auch die GKV-Erstattungsfähigkeit, digitale Affinität
und der Einsatz pharmakologischer Optionen wie der Glucagon-like-peptide-1-Rezeptor-Agonisten.
Können neue gewichtssenkende Medikamente die Basistherapie ersetzen?
Als Basistherapie sind weiterhin Lebensstil-Intervention empfohlen, die ggf. durch
eine adjuvante Behandlung mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten unterstützt werden können.
Ausblick
Die Umsetzung der multimodalen Basistherapie der Adipositas nach den Empfehlungen
der aktualisierten S3-Leitlinie wird von einer sehr eingeschränkten GKV-Erstattungsfähigkeit
behindert. Derzeit werden ausschließlich DiGAs regelhaft erstattet. Es bleibt abzuwarten,
wie das Mitte 2024 verabschiedete Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas die
Möglichkeiten für eine multimodale Basistherapie erweitern kann.
Abstract
The updated German S3 guideline on the prevention and treatment of obesity strongly
recommends a multimodal lifestyle intervention, consisting of nutrition, exercise,
and behavior therapy. Other options such as pharmacotherapy and bariatric surgery
should be used in combination with this basic treatment. Current nutritional strategies
for moderate energy restriction are equivalent. Regular physical activity of 30–60
minutes per day is advised. At present, there is only rather limited access to obesity
management programs in groups or individual face-to-face dietary counseling with only
facultative and partial reimbursement by statutory health insurance (SHI). Recently,
2 digital health applications (DiGAs) have been approved for obesity treatment. Both
DiGAs can be prescribed by medical doctors and are fully paid by SHI. Shared decision
making is recommended considering patient-specific criteria and choices. The recently
approved disease management program for obesity will hopefully facilitate an evidence-based
obesity management.
Schlüsselwörter
Adipositas - Lebensstilintervention - Basistherapie - multimodal - E-Health - DiGA
Keywords
Obesity - lifestyle intervention - multimodal basic therapy - e-health - DiGA