Bei der Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist der Austausch von Befundberichten
und Bilddaten eine zentrale Aufgabenstellung. Mit dem Whitepaper Telematikinfrastruktur
2.0 für ein förderalistisch vernetztes Gesundheitssystem hat die gematik 2020 einen
stimulierenden Impuls für die gemeinsame Gestaltung der digitalen Medizin im deutschen
Gesundheitswesen gesetzt. Das war die Einladung zum konstruktiven Miteinander an Nutzer
der Telematik Infrastruktur (TI) zu einem fokussierten, innovativen Mehrwertdialog,
den der BDR und die DRG gern aufgenommen haben. Ziel ist es, die digitale Befund und
Bilddatenkommunikation fach- und sektorenübergreifend effektiver zu gestalten und
so die Verfügbarkeit medizinischer Informationen für eine optimale Versorgung von
Patientinnen und Patienten zu erhöhen. Deshalb wurde 2021 aus Vertretern des Berufsverbandes
der Deutschen Radiologie (BDR), der AG Informationstechnologie der Deutschen Röntgengesellschaft
(AGIT), von OFFIS e. V. und dem Bundesverband Gesundheits-IT (bvigt) die Arbeitsgruppe
„MIO in der Radiologie“ gebildet. Das Assistierte Medizinische Informationsobjekt
(MIO) Bildbefund ist eine Datenstruktur mit standardisiert dokumentierten medizinischen
Inhalten, welche die Arbeitsgruppe in Kooperation mit der KBV semantisch und syntaktisch
definiert. Mit der Umsetzung des Bildbefunds als MIO entsteht ein digitaler Informationsbaustein.
Es wird ermöglicht, dass dieser als universell verwendbares und kombinierbares Dokument
zum systemübergreifenden Austausch in die ePA nach § 347 SGB V eingestellt werden
kann. Die Pflicht, Befundberichte aus bildgebender Diagnostik in die ePa zu übermitteln
und dort zu speichern, wurde 2024 mit dem Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung
des Gesundheitswesens festgeschrieben. Zunehmend wird die „Patienten CD“ durch datenträgerlose
Übertragungsformen ersetzt. Immer mehr Kliniken und Praxen verwenden für die Weitergabe
ihrer Informationen Bildportale. Die Vielfalt bei der technischen Umsetzung führt
jedoch teilweise zu Problemen bei den Nutzern. Deshalb wurde auf Initiative der AGIT
binnen eines Jahres ein Basisstandard für den datenträgerlosen Austausch von Patienten(bild)daten
– DIN TS „DICOM Link Exchange (DLX)“ – erstellt, der im August 2024 veröffentlicht
wurde. Hier werden nicht nur die Strukturen analog der Patienten CD definiert. In
der DIN TS ist eine Anwendungsschnittstelle (API) beschrieben, die einen automatischen
Download der Bilddaten ermöglicht. Mit der DIN TS wird das grundsätzlich gut funktionierende
Prinzip des datenträgerlosen Datenaustauschs um eine maschinenlesbare Form erweitert,
die den Import der Bilddaten in die Zielsysteme erleichtert und den Nutzern die Einführung
einheitlicher Arbeitsprozesse ermöglicht. Das ist ein wesentlicher Baustein zur Stabilisierung
der Prozesse im Umgang mit datenträgerlosen Übertragungsformen. Nunmehr hat sich eine
Arbeitsgruppe aus Anwendern und Herstellern von RIS/KIS und PACS Systemen gebildet,
die zeitnah die Voraussetzungen zur Integration des DLX in die Struktur des MIO Bildbefund
nach internationalen Standards schaffen will. Damit erfolgt im MIO Bildbefund eine
Verknüpfung von Bild- und Befunddaten. Mit dem MIO Bildbefund wird neben dem Austausch
über die ePa die Übermittlung strukturierter Informationen aus Befundberichten und
von Behandlungsinformationen mittels Downloadlinks über den etablierten sicheren E-Mail-Dienst
der gematik (KIM) innerhalb der TI möglich.
Abb. 1 Umsetzung des datenträgerlosen DICOM Bilddatenaustauch unter Einbindung der TI.
Der eigentliche Austausch von DICOM Bilddaten ist ebenfalls über KIM möglich. Besser
geeignet scheint jedoch der direkte, medienbruchfreie Austausch zwischen den PACS
Systemen. Hierfür bietet der BDR eine nicht kommerzielle Lösung. Das Projekt schafft
ein sternförmiges Netzwerk zwischen Leistungserbringern im stationären sowie ambulanten
Versorgungssektor in dem, unabhängig von der jeweils eingesetzten Hard- und Software
unterschiedlicher Hersteller, radiologische DICOM- Bilddaten direkt beim angefragten
Arzt/Einrichtung angefordert und per DICOM send ohne Medienbruch in die IT- Systeme
des anfragenden Leistungserbringers übermittelt werden können. Konzipiert in Abstimmung
mit der gematik und mio42 wird die Einbindung in die TI und die ePA über das MIO Bildbefund
umgesetzt und so eine bundesweite Nutzung möglich. Der Rollout erfolgt zurzeit in
Bremen und Sachsen, hier unter dem Projekt Sax-PACS, mitfinanziert durch den Freistaat
Sachsen. Es sind nunmehr alle Universitätsklinika und Krankenhäuser der Maximalversorgung,
mehrere Praxen und regionale Kliniken eingebunden. Es ist ein Netzwerk zwischen den
Screening-Einheiten entstanden. Der Bilddatenaustausch im Projekt Gesundheitsregion
Südwestsachsen erfolgt über Sax-PACS. Auch bei der Umsetzung des Lungenkrebs-Screenings
wird das Tool zum Bilddatentransport eingesetzt werden. Damit hat unsere nutzerorientierte
Kooperation mit der gematik und der mio42 bei der Entwicklung der Zukunft der Kommunikation
gute Voraussetzungen zum Gelingen der ePa geschaffen, und einen Beitrag zur nachhaltigen
Verbesserung der Effizienz und Qualität der medizinischen Versorgung geleistet.