Notfallmedizin up2date 2025; 20(03): 273-292
DOI: 10.1055/a-2575-4664
Allgemeine und organisatorische Aspekte

Advance Care Planning („Patientenverfügung plus“)

Integrierte Notfallplanung – mehr Sicherheit in der Notfallmedizin
Berend Feddersen
,
Edgar Feddersen
,
Sabine Petri
,
Kornelia Götze
,
Stephan Rixen
,
Helge Roland Topka
,
Jürgen in der Schmitten
,
Georg Marckmann
Preview

Ziel einer Patientenverfügung ist es, Patienten so zu behandeln, wie sie es sich wünschen, wenn sie nicht mehr selbst entscheiden können. Häufig gelingt dies mit den aktuell verfügbaren Dokumenten (sog. Vorsorgeinstrumente) insbesondere in Notfallsituationen jedoch nur unzureichend, da für die akute Notfallsituation meist keine belastbare Vorausplanung erfolgte. Dieser Beitrag erläutert, welche Chancen die Implementierung einer Integrierten Notfallplanung beinhaltet.

Kernaussagen
  • Aktuell verbreitete Patientenverfügungen sind insbesondere für Notfallsituationen häufig nicht handlungsleitend, da sie nicht aussagekräftig oder von fraglicher Validität sind.

  • Die Integrierte Notfallplanung basiert auf dem Konzept des Advance Care Planning (https://www.advancecareplanning.de). Sie verbindet als Therapiezielklärung die Einstellungen zu Leben, schwerer Krankheit und Sterben – als Grundlage der Vorausplanung – mit einer Festlegung für den Notfall (FeNo).

  • Die FeNo kann im Notfall schnell erfasst werden und ist für alle Beteiligten verbindlich, sofern sie korrekt ausgefüllt ist und aktuell keine konkreten Hinweise auf einen geänderten Patientenwillen vorliegen.

  • Spezifisch qualifizierte nichtärztliche ACP-Gesprächsbegleiter bieten insbesondere chronisch kranken, gebrechlichen oder hochbetagten Personen bzw. ihren rechtlichen Vertretern ACP-Gespräche an, um deren Behandlungswillen für mögliche künftige lebensbedrohliche Krisen zu ermitteln, in denen die betroffene Person nicht einwilligungsfähig ist.

  • Ärzte können auf die Integrierte Notfallplanung zugreifen (https://www.advancecareplanning.de), wobei auch ihnen die dort angebotenen Qualifizierungskurse für Ärzte dringend zu empfehlen sind.

  • Eine institutionelle und regionale Implementierung von Advance Care Planning ist erforderlich, damit die regionalen Akteure des Gesundheitswesens die in der Integrierten Notfallplanung vorausverfügten Behandlungswünsche kennen und in lebensbedrohlichen Krisen angemessen umsetzen können. Dies dient nicht nur der Selbstbestimmung der Betroffenen, sondern erhöht auch die Handlungssicherheit für alle an den Behandlungsentscheidungen Beteiligten.

Zusatzmaterial



Publication History

Article published online:
02 September 2025

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