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DOI: 10.1055/a-2592-6892
Sektion D1
Infektiologie und TuberkuloseDie wissenschaftliche Aufarbeitung der COVID-19-Pandemie führt uns erneut eindrücklich vor Augen, welche zentrale Rolle pulmonale Infektionen für unsere Gesundheit spielen. Insbesondere die Bedeutung und zuletzt erhöhte Sichtbarkeit präventiver Maßnahmen wie Hygiene und Impfungen verdient in diesem Zusammenhang besondere Beachtung.
Die Sektion „Infektiologie und Tuberkulose“ der DGP befasst sich mit dem gesamten Spektrum pulmonaler Infektionen, von der Prävention über die Diagnostik bis hin zur Therapie akuter und chronischer Krankheitsverläufe. Atemwegsinfektionen zählen nach wie vor weltweit zu den häufigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität. Neben akuten Krankheitsbildern wie der ambulant erworbenen Pneumonie und viralen Atemwegserkrankungen rücken zunehmend chronische pulmonale Infektionen, etwa im Kontext von Bronchiektasen oder bei Infektionen mit nichttuberkulösen Mykobakterien, in den Fokus. Diese stellen eine besondere therapeutische Herausforderung dar und verdeutlichen die Notwendigkeit einer langfristigen, spezialisierten Betreuung innerhalb der Pneumologie.
Ein weiterer zentraler Schwerpunkt der Sektion liegt auf der Tuberkulose, einer auch im 21. Jahrhundert weiterhin komplexen und gesellschaftlich relevanten Infektionskrankheit. Die Sektion setzt sich aktiv für eine strukturierte, interdisziplinär koordinierte Versorgung dieser Patientengruppe ein und betont die Notwendigkeit sektorenübergreifender Zusammenarbeit.
Die Sensibilisierung für die Bedeutung präventiver Maßnahmen ist ein weiterer elementarer Bestandteil der Sektionsarbeit. In diesem Zusammenhang stellen die breite Verfügbarkeit neuer Pneumokokkenkonjugatimpfstoffe sowie die Aufnahme der RSV-Impfung in die Empfehlungen der STIKO bedeutende Fortschritte in der Verhinderung schwerer Atemwegsinfektionen dar.
Die enge Kooperation mit anderen Fachgesellschaften, z.B. mit der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und dem Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK), ermöglicht eine fachlich fundierte, praxisnahe und interdisziplinär orientierte Diskussion infektiologischer Themen innerhalb der Pneumologie.
Ein besonderes Anliegen der Sektion ist die Förderung des ärztlichen und wissenschaftlichen Nachwuchses. Junge Kolleginnen und Kollegen werden gezielt ermutigt, sich aktiv in die Sektionsarbeit einzubringen. Aktuell zählt die Sektion 533 Mitglieder, davon 32% Frauen – mit einem weiteren leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
Aktivitäten 2024/2025 (Auswahl)
Im Berichtszeitraum hat sich die Sektion Infektiologie und Tuberkulose intensiv in die Erstellung und Überarbeitung mehrerer Leitlinien, Stellungnahmen und Empfehlungen eingebracht, in enger Abstimmung mit anderen Fachgesellschaften. Besonders hervorzuheben sind die Veröffentlichung der ersten deutschsprachigen S2k-Leitlinie zum Management erwachsener Patientinnen und Patienten mit Bronchiektasen sowie die Aktualisierung der S3-Leitlinie zur stationären Therapie von COVID-19 als „Living Guideline“.
Die Anfang 2024 veröffentlichte, durch den Innovationsfonds des G-BA geförderten S3-Leitlinie zur Epidemiologie, Diagnostik und Therapie der nosokomialen Pneumonie bei Erwachsenen war ein weiterer wichtiger Schritt zur evidenzbasierten Versorgung schwerer Infektionen. Derzeit in Entwicklung befinden sich ebenfalls G-BA-geförderte Leitlinien zur Tuberkuloseprävention bei Migranten (unter Federführung des DZK) sowie zur ambulant erworbenen Pneumonie. Diese Projekte unterstreichen das fortgesetzte Engagement der Sektion für eine qualitativ hochwertige, wissenschaftlich fundierte Patientenversorgung.
Auch gesundheitspolitisch war die Sektion aktiv: Die Kommentierung und Begleitung der neuen Impfempfehlungen zur RSV-Impfung bei älteren und vulnerablen Personengruppen sowie der Wechsel zu trivalenten Influenza-Impfstoffen wurden kritisch begleitet. Fachliche Stellungnahmen wurden u.a. gegenüber STIKO, RKI, BMG und G-BA eingebracht. In Zusammenarbeit mit Herrn PD Dr. Borst (Fortbildungsakademie der DGP) organisierte die Sektion ein Webinar zur neuen Bronchiektasen-Leitlinie.
Das Kompetenznetz CAPNETZ (www.capnetz.de) setzte seine klinische Forschung zur ambulant erworbenen Pneumonie konsequent fort und weitete diese gezielt auf virale Erreger wie RSV aus. Mehrere Arbeiten wurden 2023/2024 in internationalen Fachjournalen veröffentlicht und leisten einen wichtigen Beitrag zur evidenzbasierten Behandlung akuter pulmonaler Infektionen.
Das deutsche Bronchiektasenregister PROGNOSIS (www.bronchiektasen-register.de) konnte gemeinsam mit der CAPNETZ-Stiftung über 2000 Patientinnen und Patienten an Zentren aller Versorgungsstufen einschließen. Im Rahmen der Vernetzung im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) werden aktuell mehrere translationale Forschungsprojekte durchgeführt. Weitere wissenschaftliche Auswertungen befinden sich im Publikationsprozess.
DGP-Kongress 2025
Die Sektion D1 war beim 65. Jahreskongress der DGP (09.–12.04.2025) vielfältig vertreten. Besonders hervorzuheben sind die gemeinsamen Veranstaltungen mit der Sektion D2 („Grundlagen- und Translationale Forschung“), der YoungDGP sowie dem PG-Kurs zum Thema „Infektiologie“. Zudem war die Sektion maßgeblich an der Organisation des DGP-ERS Memorial Symposiums für Tobias Welte mit Prof. James Chalmers beteiligt.
Im wissenschaftlichen Programm gestaltete die Sektion Symposien zu folgenden Themenbereichen:
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Ambulante Infektiologie
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Virale Infektionen der Lunge
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Bronchiektasen
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Clinical Year in Review: Pulmonale Infektionen
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Management akuter pneumologischer Infektionen
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Tuberkulose und Pneumonie bei besonderen Patientengruppen
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Pulmonale Pilzinfektionen (AG Mukoviszidose)
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Empyembehandlung
Darüber hinaus fanden moderierte Posterbegehungen und eine freie Vortragssession zu pulmonalen Infektionen statt.
Ausblick 2025/2026
Die Sektion D1 wird sich auch weiterhin intensiv für die Stärkung und Sichtbarkeit infektiologischer Themen innerhalb der Pneumologie einsetzen. Zentrale Aufgaben bleiben die Mitarbeit an praxisnahen, evidenzbasierten Empfehlungen zur Versorgung akuter Infektionen sowie die strukturelle und inhaltliche Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen pulmonalen Infektionen, etwa bei Bronchiektasen oder nichttuberkulösen Mykobakteriosen.
Ein besonderer Fokus wird auf die Förderung präventiver Maßnahmen gelegt – etwa durch die Stärkung des Bewusstseins für neue Impfoptionen (z.B. RSV, Pneumokokken, Influenza) und ihre Anwendung in der klinischen Praxis.
Darüber hinaus soll die Nachwuchsarbeit durch die Zusammenarbeit mit der YoungDGP weiter ausgebaut werden. Die Verzahnung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung bleibt ein zentrales Ziel, insbesondere im Sinne einer translationalen Infektiologie.
Dr. med. Pontus Mertsch, München
Dr. med. Elena Terhalle, Großhansdorf
Prof. Dr. Jessica Rademacher, Hannover
Publication History
Article published online:
14 July 2025
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