Z Sex Forsch 2025; 38(02): 69-81
DOI: 10.1055/a-2593-7781
Originalarbeit

Die regionale Verteilung medizinischer und psychosozialer Angebote für Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland

Eine Übersicht auf der Grundlage von StrukturdatenThe Regional Distribution of Medical and Psychosocial Services for Pregnancy Terminations in GermanyAn Overview Based on Structural Data
Daphne Hahn
1   Fachbereich Gesundheitswissenschaften, Hochschule Fulda
,
Maika Böhm
2   Fachbereich Soziale Arbeit. Medien. Kultur, Hochschule Merseburg
,
Ines Thonke
1   Fachbereich Gesundheitswissenschaften, Hochschule Fulda
,
Rona Torenz
1   Fachbereich Gesundheitswissenschaften, Hochschule Fulda
,
Sabine Wienholz
2   Fachbereich Soziale Arbeit. Medien. Kultur, Hochschule Merseburg
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Zusammenfassung

Einleitung Seit längerer Zeit wird in den Medien die unzureichende regionale Absicherung der medizinischen Versorgung beim Schwangerschaftsabbruch beschrieben. Ein schlechter Zugang zu medizinischen und psychosozialen Dienstleistungen kann sich tiefgreifend auf das Leben und die Gesundheit von Frauen auswirken. Die vorhandenen Daten wurden bisher nicht geprüft und genutzt, um die regionale Versorgungslage systematisch darzustellen. Dabei ist die Transparenz der regionalen Versorgungssituation wichtig, um Versorgungsdisparitäten darzustellen und Regionen mit schlechterer Versorgung erkennen zu können.

Forschungsziele Entlang ausgewählter Strukturdaten, wie der Anzahl und Verfügbarkeit sowie regionalen Verteilung von medizinischen Einrichtungen und psychosozialen Beratungsstellen, gibt der Beitrag Einblick in die vorhandenen Versorgungsangebote in Deutschland. Der Fokus liegt auf regionalen Unterschieden zwischen den Bundesländern, zudem werden die Herausforderungen in der Zusammenstellung aussagekräftiger Daten sowie deren Limitationen reflektiert.

Methoden Im Rahmen einer vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Studie wurden in zwei Teilprojekten öffentlich zugängliche Daten zur Beschreibung regionaler Disparitäten von Versorgungsangeboten genutzt. Für die medizinische Versorgung wurde auf Meldedaten des Statistischen Bundesamtes zu den durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen, Sonderauswertungen dieser Daten sowie auf weitere Informationen aus zwei parlamentarischen Anfragen zurückgegriffen. Die Analyse der regionalen Verteilung psychosozialer Angebote wurde auf der Grundlage öffentlich zugänglicher Internetseiten der Gesundheitsbehörden der Länder und des Bundes durchgeführt.

Ergebnisse Es liegen sowohl für die psychosoziale als auch für die medizinische Versorgung regionale Disparitäten der Angebote vor, wobei für die medizinische Versorgung deutliche Ost-West- sowie Nord-Süd-Unterschiede bestehen. Die Auswertungen zeigen, dass sich die Angebote zur medizinischen und psychosozialen Versorgung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland regional deutlich unterscheiden.

Schlussfolgerung Um eine gute Versorgung sicherzustellen, müssen sowohl medizinische als auch psychosoziale Dienstleistungen leicht zugänglich sein. Detaillierte regionale Daten sind notwendig, um Disparitäten nicht nur auf der Ebene der Bundesländer, sondern auch auf der Ebene der Landkreise und Städte sichtbar zu machen. Darüber hinaus sollten regionale Angebote an den tatsächlichen Bedarf angepasst, den Betroffenen bekannt und für sie gut erreichbar sein.

Abstract

Introduction For some time, the inadequate regional coverage of abortion care has been described by the media. Poor access to medical and psychosocial services can have a profound impact on the lives and health of women. The available data has not yet been thoroughly analysed or utilised to systematically depict the regional availability of these services. Transparency of the regional service coverage situation is crucial to identify care disparities and to recognize regions with poorer coverage.

Objectives This study aims to provide insights into the availability of services in Germany by examining selected structural data, such as the number, availability, and regional distribution of medical facilities and psychosocial counselling centres. The focus is on regional differences between the federal states, and the challenges and limitations of collecting meaningful data are reflected upon.

Methods As part of a study funded by the Federal Ministry of Health, two sub-projects used publicly available data to describe regional disparities in health care. For medical care, reporting data from the Federal Statistical Office on abortions performed, along with special evaluations of these data and additional information from two parliamentary inquiries, were analysed. The analysis of the regional distribution of psychosocial services was based on publicly accessible websites of health authorities at both state and federal levels.

Results There are regional disparities in both psychosocial and medical services, with pronounced east-west and north-south differences in medical care. The evaluations show that the availability of medical and psychosocial services for abortion in Germany vary considerably by region.

Conclusion To ensure adequate care, both medical and psychosocial services must be easily accessible. Detailed regional data are needed to show disparities, not only at the level of federal states, but also at the level of districts and municipalities. Moreover, regional services should be adapted to meet actual needs and be known and easily accessible to those affected.



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Article published online:
11 June 2025

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