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DOI: 10.1055/a-2625-2145
Aus der Forschung für die Praxis

Insertionstendinopathien der Achillessehne
Reduktion von Sehnenkompression lindert Beschwerden
Etwa ein Drittel aller Tendinopathien der Achillessehne betreffen die Insertion. Im Gegensatz zur Therapie bei Midportion-Tendinopathien der Achillessehne ist die Effektivität konservativer Therapieansätze bei Insertionstendinopathien viel geringer, sodass etwa 50 % der Patienten mit einer Insertionstendinopathie sich für eine Operation entscheiden. Zwar gibt es schon länger Therapieansätze, um die Kompression zu reduzieren, aber bisher wurde dies noch nicht ausführlich untersucht. Deshalb haben belgische Forscher eine randomisierte klinische Untersuchung durchgeführt, bei der die Effektivität von Low Tendon Compression Rehabilitation (LTCR) mit High Tendon Compression Rehabilitation (HTCR) nach 12 und 24 Wochen bei Patient*innen mit Insertionstendinopathie verglichen wurde. Hierzu wurden 42 Patient*innen über beide Gruppen verteilt (n = 20 [LCTR] bzw. n = 22 [HCTR]) wovon nach 24 Wochen noch 19 in jeder Gruppe nachgemessen werden konnten. Unter anderem wurde der VISA-A-Fragebogen zu Sehnenschmerz und Funktion zur Evaluation herangezogen, wobei ein höherer Score weniger Schmerz und bessere Funktion bedeutet. Die teilnehmenden Patient*innen waren im Schnitt 41 bzw. 42 Jahre alt und hatten durchschnittlich bereits seit 40 bzw. 46 Wochen Beschwerden, 70 % bzw. 72 % waren männlich.
Beide Therapieprogramme erstreckten sich über 12 Wochen und bestanden aus einer Kombination von selbstständigem Training und Training unter Betreuung eines Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin, wobei 4 Phasen durchlaufen wurden ([ Abb. 1 ]). Der Unterschied in den Programmen bestand vor allem darin, dass die Übungen der LCTR-Gruppe nur bis 0 Grad Dorsalextension durchgeführt und ergänzt wurden mit Selbstmassage der Wade (statt klassischem Wadendehnen), Fersenerhöhung im Schuh und spezifischer Patientenaufklärung über die Bedeutung der Sehnenkompression (statt nur Aufklärung über einwirkende Zugkräfte).


Die Verbesserung im VISA-A-Score war nach 12 Wochen bei der LTCR-Gruppe signifikant größer als bei der HTCR-Gruppe (LTCR = 24,4; HTCR = 12,2) und auch nach 24 Wochen (LTCR = 29,0; HTCR = 19,3). Diese Unterschiede überschritten die minimale klinisch relevante Differenz von 10 Punkten. Die Forscher schlussfolgern daraus, dass bei Sportlern mit Insertionstendinopathie LTCR im Vergleich zu HTCR wirksamer ist in der Verbesserung von Sehnenschmerz und -funktion nach 12 und 24 Wochen. Daher sollte LTCR bei der Behandlung der Insertionstendinopathie in Betracht gezogen werden.
Bereits 2012 hatte Jill Cook den Gedankenansatz der Sehnenkompression bei Insertionstendinopathie der Achillessehne publiziert. Dreizehn Jahre später liefert die Forschergruppe aus Gent den Beweis dazu. Die weiteren Details des gut aufgebauten Reha-Programms kann man in der Studie, die frei zugänglich ist, nachlesen. Dabei sollte man aber bedenken, dass die Ergebnisse bisher noch nicht in weiteren vergleichbaren Studien reproduziert wurden. Außerdem sollte man sich im Klaren darüber sein, dass eine Verbesserung auf 88 Punkte beim VISA-A (maximal 100 Punkte) bedeutet, dass noch keine komplette Beschwerdefreiheit erzielt wurde und dass Therapie und Training noch über einen längeren Zeitraum verfolgt werden sollten.
Design: Randomisierte, verblindete klinische Effektstudie
Teilnehmer*innen: 44 Sportler*innen mit Insertionstendinopathie der Achillessehne
Parameter: u. a. VISA-A-Fragebogen
Resultate: LTCR ist vermutlich wirksamer in Bezug auf Verbesserung von Sehnenschmerz und
-funktion nach 12 und 24 Wochen im Vergleich zu HTCR.
Martin Ophey
Pringels L, Capelleman R, Van den Abeele A et al. Effectiveness of reducing tendon compression in the rehabilitation of insertional Achilles tendinopathy: A randomised clinical trial. Br J Sports Med 2025; 59: 640–650. DOI: 10.1136/BJSPORTS-2024-109138
Publication History
Article published online:
12 September 2025
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