RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/a-2644-1984
Wie sicher ist die Spinalanästhesie auf Höhe L2–L3?

Bei neuroaxialen Anästhesietechniken ist die tatsächliche anatomische Lage der kaudalen Verjüngung des Rückenmarks, des Conus-medullaris-Endes (conus medullaris termination, CMT) ein wichtiges Kriterium für die Sicherheit der Verfahren. Die korrekte Einschätzung seiner Position hat wichtige Konsequenzen, da das Platzieren einer Spinalkanüle oberhalb seines terminalen Niveaus zu neurologischen Verletzungen führen kann. Anatomische CMT-Positionen wurden sowohl in der Magnetresonanztomografie (MRT) als auch an Leichen untersucht. Es liegt zwischen Th12 und L3, folgt in seiner exakten Position einer Normalverteilung mit der größten Häufigkeit im unteren Drittel des L1-Wirbels. Anatomische Varianten aufgrund von Alter, Geschlecht, Größe, Body-Mass-Index und Rückenmarkserkrankungen können jedoch dazu führen, dass sich die CMT an einer niedrigeren Position befindet, was wiederum ein erhöhtes Risiko für Verletzungen des Rückenmarks mit sich bringt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Anästhesisten die lumbalen Zwischenräume bei klinischen Untersuchungen oft nicht richtig durch Palpation identifizieren. Die Tuffier-Linie (TL), eine horizontale Linie, die beide Beckenkämme schneidet, wird bei der Palpation oft als anatomischer Orientierungspunkt für den Zwischenraum L4–L5 verwendet.
Die Studie der Autoren weist darauf hin, dass bei einer Spinalanästhesie im L2–L3-Zwischenraum zwar kein Null-Risiko für Rückenmarksverletzungen besteht, jedoch dieses Risiko relativ klein ist. Die Ergebnisse zeigen außerdem die Bedeutung der Platzierung der Spinalkanüle bei allen Patienten, da sich demografische Variablen, mit Ausnahme des Vorliegens einer angeborenen Wirbelsäulenanomalie, nicht als prädiktiv für ein niedriges CMT-Level erwiesen haben. Außerdem müssen Anästhesisten die Präzision der verwendeten Methode zur Festlegung der anatomischen Landmarken berücksichtigen. Während die TL in den meisten Fällen radiologisch dem L4–L5-Zwischenraum entspricht und einen sicheren Abstand zum CMT-Level ermöglicht, können komplexe Patientenfaktoren wie Körperbau oder -position zu Ungenauigkeiten führen und letztlich die Sicherheit der Technik einschränken.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
09. September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany