Ultraschall Med 2025; 46(04): 405
DOI: 10.1055/a-2648-6843
DEGUM-Mitteilungen

Kopf-Hals-Tumoren: Ultraschall als erstes Mittel der Wahl zur Diagnose – und dennoch unterfinanziert

 

Etwa 19 000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an bösartigen Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches – damit gehören diese Tumoren laut dem Robert Koch-Institut (RKI) hierzulande zu den 8–10 häufigsten Krebs-Neuerkrankungen. Die Sonografie hat sich dabei als primäres Untersuchungsverfahren bei Verdacht auf solche Erkrankungen etabliert – sowohl in der Erstdiagnostik als auch in der Nachsorge. Gerade die modernste Ultraschalltechnik mit hochfrequenten Schallsonden und dem Kontrastmittel-Ultraschall ermöglicht laut Experten der DEGUM (Dt. Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) eine sehr exakte Diagnostik. Es mangelt in Deutschland jedoch an einer adäquaten Finanzierung, wie in einer Pressemitteilung der DEGUM thematisiert wurde.


„Die Halssonografie ist aus der modernen Krebsdiagnostik nicht mehr wegzudenken“, betont Professor Dr. med. Julian Künzel, Leiter der DEGUM-Sektion Kopf-Hals und Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg. „Durch hochfrequente Schallsonden lassen sich selbst kleinste Lymphknoten-Veränderungen im Millimeterbereich erkennen.“

Die Sonografie bietet gegenüber anderen bildgebenden Verfahren zahlreiche Vorteile: Sie ist strahlenfrei, kosteneffizient, flexibel einsetzbar und kann beliebig oft wiederholt werden. Damit eignet sie sich besonders für die Nachsorge von Kopf-Hals-Tumoren. „Auch die Beurteilung von Schwellungen und Schluckbeschwerden gelingt durch den direkten Kontakt zwischen Untersucher und Patient sehr präzise – eine diagnostische Stärke gegenüber rein bildbasierten Methoden wie CT oder MRT“, so der DEGUM-Experte. Ein weiterer Vorteil ist, dass Ultraschall-Kontrastmittel, die im Kopf-Hals-Bereich zum Einsatz kommen, gasgefüllte Mikrobläschen sind – die nach intravenöser Gabe rückstandslos über die Lunge abgeatmet werden können. Sie haben deshalb weniger Nebenwirkungen im Vergleich zu jodhaltigen Röntgen-Kontrastmitteln. Zusätzliche Technologien wie die Elastografie oder die Kontrastmittel-Sonografie ermöglichen inzwischen eine noch differenziertere Beurteilung von Lymphknoten und Raumforderungen im Kopf-Hals-Bereich. „Diese modernen Verfahren erlauben die Beurteilung der Gewebesteifigkeit und der Durchblutung – bis hin zu kleinsten Kapillargebieten“, so Künzel. „Sie erhöhen die diagnostische Genauigkeit erheblich – und haben eine höhere Auflösung als gängige radiologische Schnittbild-Methoden.“ Mit der Ultraschalldiagnostik könnten etwa typische zystische Befunde exakt von bösartigen Lymphknoten-Veränderungen unterschieden werden.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist zentral

Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit spielt in der Halssonografie eine zentrale Rolle: Internisten, Endokrinologen, Nuklearmediziner, Radiologen, HNO-Ärzte und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen arbeiten bei der Abklärung und Therapie von Schilddrüsen-, Speicheldrüsen- und Kopf-Hals-Tumoren eng zusammen. Besonders stark interdisziplinär aufgestellt ist die Schilddrüsenbehandlung, weshalb die DEGUM kürzlich ein neues interdisziplinäres Curriculum für Halssonografie entwickelt hat, das auch die zertifizierte Ausbildung in der Schilddrüsen-Sonografie umfasst.

Trotz des hohen diagnostischen Wertes ist die Finanzierung moderner Ultraschalltechnik nach wie vor unzureichend. „Der Zeit- und Dokumentationsaufwand einer vollständigen Halsuntersuchung mit modernen Geräten wird im deutschen Gesundheitssystem nicht angemessen vergütet“, kritisiert Künzel. „Das erschwert Investitionen in neue Technik – insbesondere in Kliniken, aber auch in vielen Praxen.“

Die DEGUM appelliert daher an die Gesundheitspolitik, die strukturelle Unterfinanzierung der Sonografie zu beenden. „Ultraschall ist eine hochwirksame, sichere und patientenschonende Methode“, betont Künzel. „Eine adäquate Vergütung würde nicht nur die Versorgung verbessern, sondern auch unnötige Folge-Untersuchungen und Gesundheitskosten vermeiden.“




Publication History

Article published online:
06 August 2025

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