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DOI: 10.1055/a-2648-6938
Nachruf auf Professor Dr. med. Peter Linhart
19. April 1939–2. April 2025Peter Linhart wurde in Wiesengrund bei Pilsen (heute Dobřany, Tschechien) geboren und 1944 in Neudek in der Tschechoslowakei eingeschult. Das Vertriebenenschicksal und der Beruf des Vaters, der als Diplom-Ingenieur im Forst arbeitete, bedingten häufige Schulort-Wechsel, die für den kleinen Peter sicherlich herausfordernd, aber auch prägend waren. 1957 legte er in Würzburg sein Abitur ab. Während seines Medizinstudiums in Würzburg (1957–1963) absolvierte er – für die damalige Zeit recht ungewöhnlich – Famulaturen, u. a. in Jugoslawien und England, und erweiterte so seinen Horizont. Mit einer Arbeit am Physiologisch-Chemischen Institut der Universität Würzburg promovierte er 1964 mit summa cum laude.


Die seinerzeit noch 2-jährige Zeit als Medizinassistent absolvierte er zunächst ganz bewusst in kleineren Kliniken, um praktische Erfahrungen im Umgang mit Patienten zu sammeln. Den letzten Abschnitt seiner MA-Zeit absolvierte er als Intern am General Hospital in Philadelphia, einer Klinik mit 3000 Betten. Anschließend erhielt er als Resident in einer der renommiertesten Kliniken, der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, USA, eine morphologische Ausbildung in der Pathologie mit Schwerpunkt Hepatologie. Weil ihm „die kulturelle Wärme des alten Europas fehlte“, kehrte er trotz eines Karriereangebots nach Deutschland zurück und trat eine wissenschaftliche Assistentenstelle bei Prof. G. Schettler in Heidelberg an. Nach der Rotation durch verschiedene Fachbereiche der Inneren Medizin und der Facharzt-Anerkennung als Internist folgte die Ausbildung zum Gastroenterologen bei Professor B. Kommerell. Ein Stipendium der DFG für eine Forschungsarbeit in der Biochemie an der Universität Frankfurt erweiterte seinen wissenschaftlichen Horizont.
Dies ermöglichte es dem vielseitig interessierten Peter Linhart, neben seiner klinischen Tätigkeit über unterschiedliche Themen im jungen Fachgebiet der Klinischen Hepatologie zu publizieren. Er erkannte frühzeitig die Chancen der Datenverarbeitung und habilitierte sich 1974 in Heidelberg mit dem Thema „Dokumentation der Daten von Patienten mit Leberkrankheiten in der Klinik und Möglichkeiten ihrer Auswertung“. 1982 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt.
Von 1974 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 leitete er den Fachbereich Gastroenterologie an der Deutschen Klinik für Diagnostik (DKD) in Wiesbaden, die 1970 nach dem Vorbild der Mayo Clinic gegründet worden war. Hier leistete er Pionierarbeit auf dem Gebiet der Gastroenterologie und trug durch die Verbindung von klinischer Tätigkeit und wissenschaftlichen Interessen wesentlich zum Renommee der Einrichtung bei.
Peter Linhart war einer der wenigen habilitierten Kollegen in verantwortlicher Position, der sich ab 1974 mit seiner wissenschaftlichen Neugierde, Offenheit und seinem Gespür für neue Entwicklungen in der Medizin für die Sonografie engagierte. Als patientenorientierter Arzt mit hervorragenden kommunikativen Fähigkeiten erkannte er rasch das interdisziplinäre Potenzial dieser Methode. Er setzte sich frühzeitig für eine qualifizierte Ausbildung und Qualitätssicherung des damals noch vielfach belächelten Ultraschall-Verfahrens ein.
In die DEGUM hat er sich seit ihrer Gründung eingebracht und gehörte ab 1981 zum „Strahlenburg-Kreis“, als die Sektion Innere Medizin erstmals die Voraussetzungen für Seminarleiter und die Lehrinhalte für die Sonokurse definierte. In der von ihm initiierten und vom BMFT geförderten Studie mit mehr als 2000 symptomatischen Patienten konnte nachgewiesen werden, dass durch den Einsatz der Sonografie die Diagnostik verkürzt und somit Kosten gesenkt sowie die Belastung für die Patienten reduziert werden können. Peter Linhart war einer der Pioniere der transösophagealen und laparoskopischen Sonografie und hat zahlreiche Fragen der Ultraschalldiagnostik publiziert. Zudem war er 1982 Mitverfasser eines der ersten Ultraschall-Lehrbücher.
Ausgezeichnet wurde er für seine wertschätzende Arbeit im Team. Er konnte junge Ärzte motivieren, hat sie in seine Projekte einbezogen und ihren Anteil am Ergebnis besonders gewürdigt und hervorgehoben.
Wir werden Prof. Linhart als einen der Pioniere des internistischen Ultraschalls, als engagierten Arzt, als kenntnisreichen Diskutanten und als liebenswürdigen Kollegen – mit stets freundlichem und strahlendem Lächeln – in guter Erinnerung behalten.
Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten seiner Ehefrau, seinen drei Kindern und der ganzen Familie.
Im Namen der DEGUM und seiner Freunde aus den Anfängen der Sonografie,
Karlheinz Seitz und Bernd Braun
Publication History
Article published online:
06 August 2025
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