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DOI: 10.1055/a-2649-2246
„ Wir leben Heilpflanzen! “
Liebe Leserinnen, liebe Leser!Authors
Als Kind versteckte ich mich gern hinter dem dichten Buchsbaum im Garten meiner Großmutter. Er trug selbst im Winter ein grünes Blätterkleid. Damals dachte ich, dass nur Tannenbäume im Winter grün bleiben, also nur Bäume mit Nadeln (für mich waren damals alle Nadelbäume Tannenbäume). Weil er Blätter hatte und auch im Winter grün blieb, war der Buchsbaum für mich ein magischer Baum. In meiner Fantasie stellte ich mir vor, dass er mich vor allem Bösen beschützen würde.
Ich kam zum Glück nie auf die Idee, von seinen Früchten zu naschen, vermutlich handelte es sich im Garten meiner Großmutter um den Gewöhnlichen Buchsbaum (Buxus sempervirens). Aufgrund seiner wirkstarken Alkaloide ist er (und auch seine Früchte) bei unsachgemäßer Anwendung giftig. Und es gibt noch einige andere immergrüne Pflanzen, die auch giftig sind (S. 54).
Von den Beerenzapfen des Wacholders (Juniperus communis) hätte ich dagegen naschen können. HMPC, ESCOP und Kommission E empfehlen ihre Einnahme bei bestimmten Indikationen. Der bis zu 10 Meter hohe Busch, der sich in der Heide wie im Garten zu Hause fühlt, gilt als reichhaltige Baum-Apotheke. Wir stellen Ihnen den Wacholder und seine breitgefächerten Anwendungsmöglichkeiten ausführlich nebst Rezepturen vor (S. 4).
Es ist gut, dass ich die zäh-klebrigen Beeren der Mistel als Kind auch nie probiert habe, sie können am Gaumenkleben bleiben, was sehr unangenehm und manchmal auch gefährlich werden kann. Doch die Mistel mitsamt ihren Beeren ist eine außergewöhnliche Pflanze und in vielen naturheilkundlichen Therapien sehr geschätzt. In der anthroposophischen Medizin ist sie eine der wichtigsten Pflanzen, denn sie kann Polaritäten verbinden und Seele, Körper und Lebenskräfte stärken (S. 30). Man kennt sie als Option für die begleitende Krebsbehandlung, insbesondere gegen die dadurch verursachte Fatigue (S. 20). Und in der Volksmedizin und Gemmotherapie wird die Mistel als Pflanze in der Bluthochdruckbehandlung heute noch hochgeschätzt (S. 32).
Zum Essen geeignet sind auf jeden Fall auch die sogenannten Microgreens. Die jungen, aus Getreide-, Gemüse- und Kräutersamen gezogenen Pflänzchen sind extrem nährstoffreich und enthalten mehr sekundäre Pflanzenstoffe als die ausgewachsenen. Sie schmecken auf Brot und im Salat und sind als Bestandteil von Rezepten eine leckere Ergänzung. (S. 68).
Als Kind gemocht hätte ich sicher auch die Fichtenwipfel-Pralinen. Die Kombination frischer, zitroniger Fichtenwipfel mit Schokolade ist einfach unwiderstehlich (S. 64).
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Zubereiten und Anwenden!
Ihr
Christian Böser
Redakteur Heilpflanzen
Publication History
Article published online:
08 December 2025
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