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DOI: 10.1055/a-2663-0487
Musik als Schmerzlinderung unter Geburt
Vaid R, Fareed A, Farhat S et al. Sounds of comfort: the impact of music therapy on labor pain and anxiety in primigravida women during vaginal delivery: a systematic review and meta-analysis. Reprod Health 2025; 22: 67. DOI: 10.1186/s12978-025-02023-Z
Der bewusste Einsatz von Musik als Intervention wird im medizinischen Bereich als Musiktherapie bezeichnet und im Rahmen der Gesundheitsförderung in vielen Bereichen eingesetzt. Bisherige Studien geben Hinweise darauf, dass auch in der Geburtshilfe der Einsatz von Musik positive Effekte erzielen kann. Angeführt wird hier vor allem eine Reduktion des Schmerzempfindens und Gefühlen der Angst während der aktiven Geburt. Darüber hinaus konnte auch ein Einfluss auf die Variabilität in der fetalen Herzfrequenz festgestellt werden. Vaid et al. erstellten nun ein systematisches Review mit dem Ziel, die bisherigen Studienergebnisse in ihrer Evidenz zu bewerten, um eindeutige Aussagen über den Einfluss von Musiktherapie während der verschiedenen Phasen der Geburt treffen zu können.
Insgesamt konnten 9 randomisierte, kontrollierte Studien eingeschlossen werden, deren Qualität jedoch als eher niedrig eingestuft wurde. Hinsichtlich eines Einflusses auf das Empfinden des Wehenschmerzes konnten einige Studien in den verschiedenen Geburtsphasen einen positiven Effekt zeigen, andere erzielten jedoch keine signifikanten Ergebnisse und hatten Limitationen: Zum einen fehlte es häufig an einer genauen Darstellung des Umfangs der Musiktherapie, zum anderen schlossen die verschiedenen Methoden der Studien eine Metaanalyse aus. Für die postpartale Periode konnte ein signifikant positiver Effekt von Musiktherapie auf Angstgefühle dargestellt werden – nicht jedoch während der Geburt. Trotzdem kommen die Autor*innen zu dem Schluss, dass von einem positiven Einfluss von Musiktherapie auf die Schmerzwahrnehmung bei Wehen – vor allem beim Wehenbeginn – ausgegangen werden kann und betonen das Potenzial einer Musiktherapie als „nicht pharmakologischer“ Methode.
Für Hebammen in der Geburtsbetreuung und Gesundheitsförderung sind die nicht medikamentösen Methoden der Schmerzlinderung von großer Bedeutung. Sie bieten viel Potenzial in der Betreuung von Schwangeren und deren Geburtserleben. Nichtsdestotrotz muss die mäßige Studienqualität berücksichtigt werden. Nur Schmerzintensität/Angst wurden untersucht und nicht z. B. ein entspannender Effekt. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass der Einsatz einer Musiktherapie, auch wenn sie vielleicht weniger positiven Effekt hat, keinen negativen Einfluss nehmen wird. Letztendlich handelt es sich um eine mögliche Intervention, die Schwangeren bewusst angeboten werden kann. Sie hat Potenzial, die Schmerzen unter der Geburt zu lindern und Ängste zu nehmen.
Marlene Koch
Publication History
Article published online:
21 October 2025
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