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DOI: 10.1055/a-2681-5314
Pseudomonas aeruginosa bleibt der vorherrschende Erreger bei Osteomyelitis des Felsenbeins
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Osteomyelitis des Felsenbeins (OF) ist eine seltene entzündliche Erkrankung, die sich vom Gehörgang auf angrenzende Weichteil- und Knochenstrukturen ausbreiten kann. Diese entzündliche Affektion von Nachbarstrukturen stellt eine therapeutische Herausforderung dar und kann lebensbedrohlich verlaufen. Der Nachweis des zugrunde liegenden Erregers ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Aktuelle Studien haben ein breites Erregerspektrum bei der OF gezeigt. Unser Studienziel waren die Analyse des mikrobiologischen Spektrums in unserem Patientenkollektiv mit OF und ein Vergleich dieser Daten mit der aktuellen Literatur.
Material und Methoden
In dieser retrospektiven, monozentrischen Studie wurden Patienten eingeschlossen, bei denen in einem 10-Jahres-Zeitraum eine OF diagnostiziert wurde (n=39). Wir analysierten das mikrobiologische Spektrum, die klinischen Symptome, die radiologischen Befunde und den Krankheitsverlauf.
Ergebnisse
Die häufigsten Symptome waren Otalgie (n=29, 74,4%) und Otorrhoe (n=24, 61,5%). In mikrobiologischen Untersuchungen wurde am häufigsten P. aeruginosa (n=21, 53,8%) nachgewiesen. Der Nachweis dieses Erregers korrelierte mit erhöhten CRP-Werten (p<0,05). In computertomografischen Untersuchungen ließ sich bei 38 Patienten (97,4%) eine ausgewaschene Knochentextur des Felsenbeins nachweisen. Während des Nachbeobachtungszeitraums berichteten 10 Patienten (25,6%) über eine Verringerung, 23 Patienten (59,0%) hingegen über eine Persistenz der Symptome. Vier Patienten (10,3%) verstarben.
Schlussfolgerungen
Im Gegensatz zu kürzlich veröffentlichten Daten ist in unserer Patientenkohorte P. aeruginosa nach wie vor der häufigste und herausforderndste Erreger der OF. Daher sollte bei der Auswahl einer empirischen Therapie stets auf deren Wirksamkeit gegen diesen Erreger geachtet werden.
Einleitung
Die Osteomyelitis des Felsenbeins (OF), auch Otitis externa maligna genannt, ist eine seltene, aber schwerwiegende Erkrankung, deren Inzidenz in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat [1] [2]. Die Diagnose basiert auf radiologischen, klinischen und mikrobiologischen Befunden. Eine vorliegende diabetische Stoffwechsellage oder Immunsuppression gelten als entscheidende Risikofaktoren [3] [4] [5]. Während die ersten Symptome der OF eher unspezifisch sein können, wie beispielsweise chronische Otalgie und Otorrhoe, können sich die kurz- und langfristigen Folgen der Erkrankung als äußerst bedrohlich erweisen. Zu den am meisten gefürchteten Komplikationen gehören Hirnnervenlähmungen und eine entzündliche Beteiligung intrakranieller Strukturen [6] [7] [8] [9]. Zusätzlich zu dem hohen Risiko einer möglichen irreversiblen Morbidität wird eine Mortalitätsrate von bis zu 20–50% beschrieben [10] [11] [12]. Aufgrund des breiten Spektrums unspezifischer klinischer Symptome und des Fehlens einheitlicher Diagnosekriterien [13] [14] [15] besteht die Herausforderung zunächst darin, die Erkrankung im Frühstadium zu erkennen. Der Schlüssel zur Verhinderung der Ausbreitung der entzündlichen Erkrankung vom Felsenbein auf die Schädelbasis und darüber hinaus ist eine frühzeitige und umfassende Behandlung, die auf einem kombinierten Ansatz aus radikaler Operation und antiinfektiver Therapie beruht. Hierbei ist die Identifikation des zugrunde liegenden Erregers entscheidend für die Effektivität der eingeleiteten Therapie [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22].
In einer der bedeutendsten Arbeiten, die bereits 1987 zentrale Merkmale einer OF definierte, wurde Pseudomonas aeruginosa nicht nur als relevantester Krankheitserreger benannt, sondern sein Nachweis galt sogar als eines der wichtigsten Diagnosekriterien für OF [23]. Seither war P. aeruginosa der am häufigsten nachgewiesene Erreger bei dieser Erkrankung [6] [12] [24] [25] [26]. In einer aktuellen Studie zeigte sich jedoch ein verändertes und nunmehr heterogenes Spektrum von Mikroorganismen. Insbesondere wurde eine zunehmend dominante Rolle des Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) beobachtet, vor allem in Zusammenhang mit vorangegangenen Ohroperationen in der Anamnese [27].
Ziel dieser Studie war die Untersuchung unseres Patientenkollektivs hinsichtlich einer Veränderung des Erregerspektrums über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Material and Methoden
Patienten
In diese retrospektive Studie wurden alle Patienten eingeschlossen, bei denen in unserer Klinik im Zeitraum von Januar 2010 bis April 2020 eine OF diagnostiziert wurde (n=39). Diagnosekriterien waren: klinische Befunde einer Otitis externa, fehlendes Ansprechen auf bisherige lokale und systemische Therapie und computertomografische Zeichen einer invasiven, vom Gehörgang ausgehenden entzündlichen Erkrankung des Felsenbeins. Die Patientendaten (Alter, Geschlecht, Symptome, mögliche Risikofaktoren) und die durchgeführte Behandlung wurden den archivierten und/oder elektronischen Krankenakten entnommen. Der klinische Verlauf und das Therapieergebnis der Patienten wurden bis Mai 2024 nachverfolgt (Nachbeobachtungszeit: 19,8±15,8 Monate; Spanne: 0–58 Monate). Auf der Grundlage der dokumentierten anamnestischen Angaben während des Nachbeobachtungszeitraums nahmen wir eine Klassifizierung des Verlaufs in 3 Kategorien vor: (1) Verbesserung der Symptome, (2) Symptompersistenz und (3) Tod.
Diese Studie wurde von der lokalen Ethikkommission genehmigt (Aktenzeichen 20–673 und 20–673_1).
Mikrobiologische Untersuchungen, radiologische Bildgebung und Labordiagnostik
Eine mikrobiologische Untersuchung wurde bei allen OF-Patienten (n=39) vorgenommen. Die Proben wurden prä- oder intraoperativ aus dem betroffenen Ohr entnommen. Die mikrobiologische Routinediagnostik und die Laboruntersuchungen wurden unter strengen qualitätsgesicherten Bedingungen gemäß DIN EN ISO 15189 durchgeführt (Zertifikatnummer D-ML-13102–01–00).
Die entnommenen Abstriche wurden auf verschiedene feste Nährböden aufgebracht: Columbia-Blutagar, Schokoladenagar, MacConkey-Agar, Schaedler-Agar und Sabouraud-Dextrose-Agar. Dann wurden die Proben für eine Anreicherungskultur in Thioglykolatbouillon beimpft (Agar und Bouillon von Oxoid, Wesel, Deutschland). Im nächsten Schritt wurden die Agarplatten unter aeroben Kulturbedingungen bei 36±1°C für mindestens 48 Stunden und im Falle von Sabouraud-Dextrose-Agar für 7 Tage bebrütet. Schaedler-Agar und Thioglykolat-Bouillon wurden 7 Tage lang anaerob bei 36±1°C inkubiert. Die Medien wurden täglich auf mikrobielles Wachstum untersucht. Die nachgewiesenen Mikroorganismen wurden mit dem VITEK-MS-System identifiziert und mit dem VITEK-2-System (BioMérieux) auf ihre antimikrobielle Resistenz untersucht.
Alle Patienten (n=39) erhielten routinemäßige Blutuntersuchungen (Blutbild, Elektrolyte, Entzündungsparameter). Alle Patienten (n=39) erhielten im Rahmen der diagnostischen Abklärung eine Computertomografie (CT) des Felsenbeins. In 17 Fällen (43,6%) erfolgte zusätzlich eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Schädels.
Statistik
Um Korrelationen zwischen dem Nachweis von mikrobiellen Erregern mit verschiedenen Patientenparametern zu prüfen, wurde der Wilcoxon-Mann-Whitney-U-Test durchgeführt. Der Kolmogorov-Smirnov-Test mit Lilliefors-Korrektur wurde als Vortest verwendet, um die Normalverteilungsannahme zu überprüfen. Darüber hinaus wurden Kontingenztabellentests, Chi-Quadrat-Tests und exakte Fisher-Tests sowie Korrelationstests (nach Pearson oder Spearman) zur Datenanalyse verwendet. Die Testung des Einflusses einzelner quantitativer und dichotomer Patientenmerkmale auf das Auftreten verschiedener Ereignisse und Parameter (Tod, Erregernachweis etc.) erfolgte mittels univariater logistischer Regression.
Die Daten sind als Mittelwert und Standardabweichung dargestellt. Die statistischen Tests erfolgten grundsätzlich bilateral und mit einem Signifikanzniveau von alpha=5%. Für die statistische Analyse der Daten kam SPSS 22.0 (SPSS Inc., Chicago, IL, U.S.A.) zum Einsatz. Die Diagramme entstanden mit GraphPadPrism 10.2.3. (GraphPad Software, Boston, MA, U.S.A.).
Ergebnisse
Patientenmerkmale, radiologische Befunde, Therapie und klinischer Verlauf
Die während des Untersuchungszeitraums identifizierte Patientenkohorte mit diagnostizierter OF (n=39) umfasste 32 männliche (82,1%) und 7 weibliche (17,9%) Patienten mit einem Durchschnittsalter von 73,2 (±14,1) Jahren (Spanne 44–100 Jahre). Es wurden 3 Hauptsymptome identifiziert: Otalgie bei 29 (74,4%), Otorrhoe bei 24 (61,5%) und Hörminderung bei 21 Patienten (53,8%). In 12 Fällen (30,8%) trat eine Fazialisparese auf. Es bestand kein statistischer Zusammenhang zwischen klinischen Befunden und nachgewiesenem Erregerspektrum (p>0,05).
Bei einer beträchtlichen Anzahl von Patienten (n=33, 84,6%) wurden Vorerkrankungen festgestellt. Zu den häufigsten gehörten Diabetes mellitus (n= 26, 66,7%) und arterielle Hypertonie (n=23, 59,0%).
CT-morphologisch zeigte sich bei 38 Patienten (97,4%) eine ausgewaschene Knochentextur des Felsenbeins, bei 31 Patienten (79,5%) zeigten sich Obstruktionen von Gehörgang, Mastoid und Mittelohr und bei 30 Patienten (76,9%) Lysen und Destruktionen des Felsenbeins. MRT-morphologisch bestand bei 14 der untersuchten Fälle (82,4%) eine Weichteilaffektion und in jeweils 13 Fällen (76,5%) eine T1-Signalreduktion und eine T2-Signalsteigerung ([Tab. 1]). Eine statistische Korrelation zwischen den radiologischen und mikrobiologischen Befunden bestand jedoch nicht (p>0,05).
Alle 39 Patienten erhielten eine intravenöse Antibiotikatherapie. Bei 36 Patienten (92,3%) erfolgte eine chirurgische Sanierung der OF und in einem Fall (2,6%) wurde eine CT-gesteuerte Punktion zur histologischen und mikrobiologischen Diagnostik durchgeführt. In 12 Fällen (30,8%) musste eine Revisionsoperation durchgeführt werden und 3 Patienten (7,7%) wurden 3-mal operiert. Es bestand keine statistische Korrelation zwischen der Revisionsrate und dem nachgewiesenen Erregerspektrum (p>0,05).
Der Follow-up-Zeitraum betrug bei 29 Patienten (74,4%) bis zu einem Jahr, bei 6 Patienten (15,4%) bis zu 3 und bei 4 Patienten (10,3%) bis zu 5 Jahre.
Während des Nachbeobachtungszeitraums berichteten 10 Patienten (25,6%) über eine Verbesserung ihrer Symptome, bei der Hälfte dieser Patienten (n=5) kam es zu einer Vollremission der Beschwerden. 23 Patienten (59,0%) klagten über eine Symptompersistenz. Vier Patienten (10,3%) verstarben. Es bestand kein statistischer Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Hirnnervenparesen und einem protrahierten Krankheitsverlauf oder dem Tod von Patienten (p>0,05). Klinische Symptome, Vorerkrankungen, Behandlung und klinischer Verlauf sind in den [Tab. 2] und [Tab. 3] zusammengefasst.
Mikrobiologische und Laborbefunde
Die mikrobiologischen Ergebnisse ließen sich in 5 erregerbezogene Gruppen einteilen: gramnegative Stäbchen (n=26, 66,7%), grampositive Kokken (n=16, 41,0%), Pilze (n=10, 25,6%), grampositive Stäbchen (n=6, 15,4%) und Anaerobier (n=5, 12,8%). Ein Patientenalter von über 78 Jahren korrelierte signifikant mit dem Vorhandensein einer Infektion mit gramnegativen Stäbchen (p<0,05, [Abb. 1]). Die am häufigsten in Abstrichkulturen nachgewiesenen Bakterien waren P. aeruginosa (gramnegative Stäbchen) bei 21 Patienten (53,8%) und S. aureus (grampositive Kokken) bei 6 Patienten (15,4%), gefolgt von Enterococcus faecalis (grampositive Kokken) und Corynebacterium spp. (grampositive Stäbchen) bei jeweils 3 Patienten (7,7%). Darüber hinaus wurden bei 10 Patienten (25,6%) Pilze nachgewiesen. Die häufigsten Arten waren hier: Candida parapsilosis (n=4, 10,3%) und Candida albicans (n=3, 7,7%) ([Tab. 4]). In den Proben von 3 Patienten (7,7%) wurde kein mikrobielles Wachstum festgestellt. In allen anderen Fällen (n=36) wurden ein Antibiogramm und ein Antimykogramm erstellt. Es gab keinen Zusammenhang zwischen dem nachgewiesenen mikrobiellen Spektrum, einschließlich P. aeruginosa, und einer Ohroperation in der Vorgeschichte (n=9; p>0,05, [Abb. 2]).




Bei P. aeruginosa, dem am häufigsten nachgewiesenen Keim, erwiesen sich alle Isolate als sensibel gegenüber Piperacillin/Tazobactam, Ceftazidim, Cefepim, Imipenem und Meropenem. Zwei Isolate (9,5%) waren gegenüber Fosfomycin resistent. Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen dem Nachweis von P. aeruginosa und einem tödlichen Krankheitsverlauf (p>0,05). Die Laboruntersuchungen des Blutes ergaben, dass nur bei 8 Patienten (20,5%) eine Leukozytose mit einem Durchschnitt von 10,5 (±2,7) Leukozyten/nl (Referenzwert 4–10 Leukozyten/nl) vorlag. Es konnte keine Korrelation zwischen den nachgewiesenen Erregern und der Leukozytose festgestellt werden (p>0,05). Allerdings lag bei 35 Patienten (89,7%) eine erhöhte Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP) mit einem Durchschnittswert von 5,1 (±3,6) mg/dl (Referenzwert 0,0–0,5mg/dl) vor. Der Nachweis von P. aeruginosa war signifikant mit einem erhöhten CRP-Wert assoziiert (p<0,05, [Abb. 3]).


Diskussion
Die OF ist eine chronisch-progrediente Erkrankung, die sich unbehandelt im Felsenbein bzw. auf die Schädelbasis ausbreiten und lebensbedrohliche Komplikationen verursachen kann [10] [12] [28] [29]. Eine wirksame und gezielte antimikrobielle Therapie spielt für die Behandlung dieser Krankheit eine Schlüsselrolle. Daher ist die erfolgreiche Identifizierung des ursächlichen Erregers entscheidend [16] [17] [21] [22]. In den letzten Jahrzehnten galt P. aeruginosa als der Haupterreger von OF [12] [23] [30] [31]. Chen et al. [27] verglichen das Spektrum der Erreger bei Patienten mit OF in Taiwan in den Zeiträumen 1990–2001 und 2002–2011. Trotz der Tatsache, dass die Patientengruppen in Bezug auf eine Reihe von Merkmalen (z.B. Anteil der Diabetespatienten) heterogen waren, zeigten die Ergebnisse eine Veränderung des Erregerspektrums mit einer zunehmenden Prävalenz von MRSA, insbesondere bei Patienten mit vorangegangenen Ohroperationen [27].
Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen zeigen die vorliegenden Daten eine anhaltende Dominanz von P. aeruginosa. P. aeruginosa wurde bei mehr als der Hälfte der Patienten nachgewiesen (n=21, 53,8%), während S. aureus nur bei 6 Patienten (15,4%) detektiert wurde. MRSA hingegen ließ sich in der untersuchten Studienpopulation nicht nachweisen. Außerdem bestand kein statistischer Zusammenhang zwischen einer früheren Ohroperation und dem beobachteten Keimspektrum (p>0,05). Die Diskrepanz in der Häufigkeit der nachgewiesenen MRSA-Fälle könnte auf die unterschiedliche MRSA-Prävalenz in Deutschland und Taiwan zurückzuführen sein: Aktuelle Daten zeigen eine MRSA-Prävalenz in Taiwan zwischen 17 und 27% [32], während sie in Deutschland mit etwa 8,5% deutlich niedriger liegt [33].
Die zunehmende Resistenzentwicklung stellt eine Gefahr für die Wirksamkeit einer Behandlung des vermuteten Erregers dar. Fast 10% der in unserer Patientenkohorte nachgewiesenen P. aeruginosa-Isolate zeigten sich resistent gegen Fosfomycin. P. aeruginosa besitzt eine intrinsische Resistenz gegen eine Vielzahl von Antibiotika und die Fähigkeit, während einer laufenden Therapie Resistenzmechanismen zu entwickeln [34] [35]. Diese Erkenntnisse deuten auf eine fortschreitende Resistenzentwicklung und damit auf zunehmende Herausforderungen in der OF-Therapie hin.
Die Diagnosekriterien für die OF sind in der Literatur uneinheitlich, was die zeitgerechte Diagnosestellung erschwert. Klinische Befunde einer Otitis externa, welche ein fehlendes Ansprechen auf bisherige lokale und systemische Maßnahmen zeigten, sowie radiologische Zeichen einer invasiven Entzündung des Felsenbeins ausgehend vom Gehörgang werden als Kernbefunde der Erkrankung aufgeführt [14] [15]. In unserer Studie erfolgte in allen Fällen eine CT des Felsenbeins bei Diagnosestellung, welche das Ausmaß des knöchernen inflammatorischen Prozesses darstellte. In einigen Fällen erfolgte zusätzlich eine MRT-Schädeluntersuchung, um vorliegende Weichteilaffektionen zu identifizieren. Der routinemäßige Einsatz der MRT im Rahmen der Diagnostik von OF könnte die Diagnosestellung zukünftig erleichtern und die Beurteilung der entzündlichen Ausbreitung der Erkrankung verbessern [6].
In unserer Kohorte wurde mit 92,3% ein hoher Anteil der Patienten einer chirurgischen Sanierung des entzündlichen Prozesses unterzogen. In der Literatur besteht Uneinigkeit bezüglich der Notwendigkeit eines operativen Vorgehens bei der Therapie der OF. Während viele Autoren ein Debridement befürworten [14] [15], beschränken sich andere Autoren auf ein chirurgisches Vorgehen nur zum Zwecke einer Biopsie für eine histologische und mikrobiologische Untersuchung des entnommenen Gewebes [13].
Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen frühere Erkenntnisse, dass es sich bei OF um eine Erkrankung älterer Patienten handelt [17] [21] [27] [36]. Interessanterweise beobachteten wir eine signifikante Korrelation zwischen einem höheren Patientenalter und dem Vorhandensein von gramnegativen Stäbchen – vorwiegend P. aeruginosa. Weiterhin zeigen unsere Daten, dass ein erhöhter CRP-Wert signifikant mit dem Vorhandensein einer P. aeruginosa-Infektion korreliert. Somit kann bei älteren OF-Patienten – der großen Mehrheit der Betroffenen – mit hohen CRP-Werten ein spezifisches Erregerspektrum antizipiert und folglich eine kalkulierte Antibiotikatherapie gegen P. aeruginosa eingeleitet werden, noch bevor mikrobiologische Ergebnisse vorliegen. Nach unserer Kenntnis ist die signifikante Korrelation zwischen erhöhtem CRP-Wert und einem P. aeruginosa-Nachweis in der Literatur bisher nicht vorbeschrieben. Im Gegensatz zum CRP-Wert scheint die Leukozytenzahl hingegen kein prädiktiver Faktor für den zugrunde liegenden Erreger zu sein.
In unserer Studie wurde keine Korrelation zwischen dem nachgewiesenen Spektrum an Mikroorganismen und der Sterblichkeit festgestellt. Dennoch unterstreichen unsere Follow-up-Daten, dass es sich bei OF um eine schwerwiegende Erkrankung mit hohen Morbiditätsraten und teilweiser Symptompersistenz (59% in unserer Patientenkohorte) selbst nach umfassender Therapie handelt, was Daten aus früheren Studien bestätigt [10] [16] [21].
Die Limitationen dieser Studie betreffen ihren retrospektiven, monozentrischen Charakter und die eher kleine Studienpopulation, welche auf die Seltenheit der Krankheit zurückzuführen ist. Außerdem konnten die tödlichen Verläufe in unserer Patientengruppe nicht kausal auf OF zurückgeführt werden, weshalb aus unserer Kohorte keine krankheitsbezogene Sterblichkeitsrate abgeleitet werden kann. Darüber hinaus wurden die langfristigen Auswirkungen von OF auf die Lebensqualität und sekundäre Komplikationen nicht systematisch erfasst. Diese Parameter könnten als primäre Endpunkte in zukünftigen Studien aufgenommen werden.
Schlussfolgerung
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen keine Verschiebung des mikrobiellen Spektrums bei OF in Richtung MRSA. P. aeruginosa scheint weiterhin der häufigste Erreger dieser verheerenden Krankheit zu sein. Daher kann bei einer typischen OF-Patientenkohorte älterer Patienten die Einleitung einer empirischen, kalkulierten Antibiotikatherapie gegen P. aeruginosa empfohlen werden. Aufgrund der steigenden Prävalenz von Antibiotikaresistenzen kann die Wahl einer angemessenen und wirksamen Therapie zunehmend schwieriger werden. Wirksame Monitoring- und Überwachungssysteme sind erforderlich, um die künftige Entwicklung von Resistenzen zu bewerten und die effektivste empirische Antibiotikatherapie festzulegen.
Interessenkonflikt
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Danksagung
Die Autoren danken Dr. Annette Lehn und Natalie Filmann (Institut für Biostatistik und Mathematische Modellierung) für ihre Unterstützung bei der statistischen Analyse.
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Korrespondenzadresse
Publication History
Received: 30 March 2025
Accepted after revision: 11 August 2025
Article published online:
16 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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