Rofo 2026; 198(01): 110
DOI: 10.1055/a-2729-6353
DRG-Mitteilungen

„Diagnostik lebt vom Miteinander“

 

Vom 19. bis 21. Februar 2026 treffen sich in Leipzig erneut Expertinnen und Experten aus Radiologie, Kardiologie, Nuklearmedizin und Herzchirurgie zu den 18. Deutschen Kardiodiagnostiktagen. Die Veranstaltung zählt seit Jahren zu den wichtigsten interdisziplinären Fortbildungen in der kardiovaskulären Bildgebung und zeichnet sich durch ihre konsequente Verknüpfung verschiedener Fachdisziplinen aus.
Was die Teilnehmenden 2026 erwartet, welche Schwerpunkte gesetzt werden und wie aktuelle Entwicklungen in CT, MRT und KI in das Programm einfließen, erläutern im Interview die wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Matthias Gutberlet und PD Dr. Christian Lücke (Herzzentrum Leipzig, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie).


Die Deutschen Kardiodiagnostiktage gelten seit 18 Jahren als eine der führenden interdisziplinären Fortbildungen in der kardiovaskulären Bildgebung. Im Jahr 2026 werden sie quasi erwachsen, spiegelt sich das im Zuschnitt und Programm wider?

Gutberlet: Ja, indem wir etablierte Formate beibehalten, aber auch immer wieder Neues wagen und gemeinsam neugierig bleiben. Viele Methoden und Indikationen für die nicht-invasive kardiovaskuläre Diagnostik sind übrigens über die letzten 18 Jahre mit uns gemeinsam erwachsen geworden: Von der CT-Koronarangiographie (CCTA) und dem prä-TAVI-CTs angefangen, über die MR-Mappingtechniken bis hin zur MR-Myokarditisdiagnostik, die in den aktuellen Leitlinien von 2025 der Biopsie gleichgestellt wird.

Welche Themen oder klinischen Fragestellungen werden 2026 Ihrer Meinung nach die größten Diskussionspunkte sein?

Gutberlet: Es wird wahrscheinlich noch zu früh sein, aber es wird sicher alle interessieren, ob nach der Einführung der CCTA als Kassenleistung, diese überhaupt schon flächendeckend den Patienten zugutekommt, und ob sich nach dieser kurzen Zeit schon ein Trend ableiten lässt. Werden die hehren Ziele einer besseren Patientenversorgung mit frühzeitiger Diagnose und Behandlung einer KHK sowie der Vermeidung unnötiger invasiver Diagnostik errreicht? Oder tritt möglicherweise das Gegenteil ein? Hierzu werden wir über die aktuellen Erfahrungen mit Leistungserbringern aus den verschiedenen Disziplinen diskutieren. Auch die neuen Leitlinien zum Management und der Diagnostik der Myokarditis/Perikarditis sowie der Klappenerkrankungen werden uns beschäftigen.

Die Interdisziplinarität von Radiologie, Kardiologie, Nuklearmedizin und Herzchirurgie ist das Markenzeichen der Veranstaltung. Welche neuen Impulse setzen Sie, um diese Zusammenarbeit weiter zu stärken?

Gutberlet: Wir wollen versuchen, insbesondere in den Masterkursen dies beizubehalten und weiter auszubauen, indem diese fallbasiert in Form von interdisziplinären Teams verschiedene Themen der Kardio-CT und Kardio-MRT beleuchten und wenn angebracht auch die Nuklearmedizin und Herzchirurgie mit einbinden. Zusätzlich wird im MTR-Programm neben der Interdisziplinarität auch die Interprofessionalität weiter ausgebaut, indem möglichst gemeinsam von Ärztinnen und Ärzten und MTR die Vorträge gestaltet werden.

Die Hands-on-Workshops und Masterkurse erfreuen sich großer Beliebtheit. Was erwartet die Teilnehmenden 2026 konkret – und welche Rolle spielt die praktische Ausbildung im Gesamtkonzept?

Gutberlet: Bei allen Präsenzveranstaltungen ist es wichtig, dass vorallem praktisches Wissen möglichst interaktiv vermittelt wird. Das geht am Besten anhand konkreter Fallbeispiele, bei denen die Vortragenden aus ihrer jeweiligen Fachperspektive und unter Verwendung der jeweiligen Postprocessing-Software zur Lösung kommen. Eine jeweilige Einbindung des Auditoriums erhöht den Lerneffekt.

Auch die Ausbildung und Zertifizierung von MTR war in den letzten Jahren ein fester Bestandteil. Wie wollen Sie diese Zielgruppe in diesem Jahr weiter einbinden?

Lücke: Durch interprofessionelle Teams, noch mehr Interaktion und möglichst auch Simulation der Akquisition. Hierzu gibt es schon Beispiele zu Schnittebenenplanung auf der Lernplattform der DRG Conrad auch für MTRs, die begleitend genutzt werden können. Außerdem kann das Modul I für die Zertifizierung „Fachkraft für kardiovaskuläre Bildgebung“ auch bereits auf Conrad im beliebten Insta-Rad Modul bearbeitet werden. So bleibt mehr Zeit für die „Live Cases“ oder einen Plausch mit Kolleg:innen vor Ort.

Die Kardiodiagnostiktage zeichnen sich durch einen engen Praxisbezug aus – oft anhand realer Fallbeispiele. Planen Sie neue Formate oder Ansätze?

Gutberlet: In der Session „Deep Dive Into Artificial Intelligence“ sollen kardiovaskuläre Anwendungen gezeigt werden, die es schon in die „Routine“ geschafft haben.

Lücke: Wenn die Simulator-Kurse uns ein echtes Hands-On für die MTRs ermöglichen, wird ein seit langem geträumter Traum wahr.

Welche Trends oder technischen Entwicklungen werden die kardiovaskuläre Bildgebung in den kommenden Jahren Ihrer Einschätzung nach prägen?

Gutberlet: Die Koronar-CT und insbesondere die bessere Ausbeute an Informationen durch die Photon-Counting-CT (PCCT), die erstmals einen „one-stop shop“ bei Patientinnen und Patienten mit chronischer KHK ermöglichen könnte, eine bessere Risikostratifizierung durch Plaqueanalyse und dadurch eine für den Kardiologen mögliche individualisierte Therapie seiner Patienten gestützt durch KI, sowie die kardiale MRT für die Differentialdiagnose werden in den nächsten Jahren im Vordergrund stehen.

Und ganz persönlich: Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?

Lücke: Auf den Deep Dive Into Artificial Intelligence und das Practical Teaching. Die lebhaften und konstruktiven interdisziplinären Diskussionen machen immer sehr viel Spaß und sorgen für so manchen AHA-Effekt.

Gutberlet: Am Samstag auf die Session „Unterschiede zwischen Männern und Frauen“.

Vielen Dank für das Gespräch.



Publication History

Article published online:
16 December 2025

© 2026. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany