Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2008; 52(3): 116-121
DOI: 10.1055/s-0028-1082592
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Wissen
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Bemerkungen zu Homöopathie, Miasmen und Krebs

Wolfgang Würger
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Publication Date:
18 September 2008 (online)

Zusammenfassung

Um den Zusammenhang zwischen Miasmen und Krebs besser zu verstehen, ist ein Rückgriff auf wissenschaftstheoretische Diskussionen hilfreich. Dies versteht sich gleichzeitig als Beitrag zum Selbstverständnis der Homöopathie als hermeneutischer Erfahrungswissenschaft.

Summary

For a better understanding of the possible connection between miasms and cancer it might be helpful to reflect on the philosophical theory of science. This means at the same time a contribution to the self-assurance of homeopathic medicine as hermeneutical science of experience.

Literatur

  • 01 Allen J H. Die chronischen Miasmen. Nendeln; Barthel & Barthel 2000
  • 02 Descartes R. Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung. Hamburg; Felix Meiner 1978
  • 03 Feyerabend P. Wider den Methodenzwang. Frankfurt a. M.; Suhrkamp 1987
  • 04 Gadamer H-G. Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Tübingen; J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1990
  • 05 Habermas J. Theorie des kommunikativen Handelns. 2 Bände Frankfurt a. M.; Suhrkamp 1981
  • 06 Hahnemann S. Die Theorie der chronischen Krankheiten. Nendeln; Barthel & Barthel 1999
  • 07 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. 6. Auflage Heidelberg; Haug 1991
  • 08 Kant I. Kritik der reinen Vernunft. 2 Bände. Herausgegeben von Wilhelm Weischedel Frankfurt a. M.; Suhrkamp 1976
  • 09 Kuhn T S. Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt a. M.; Suhrkamp 1988
  • 10 Methner R. „Never change a winning team” oder Fallstricke der homöopathischen Behandlung.  HZ Sonderheft Kasuistik. 2006;  38-43
  • 11 Methner R. Miasmen, zwischen Wahn und Realität.  ZKH. 2007;  51 100-109
  • 12 Oeser E. Popper, der Wiener Kreis und die Folgen. Die Grundlagendebatte der Wissenschaftstheorie. Wien; WUV 2003
  • 13 Pareek R, Pareek A. Krebs heilbar durch Homöopathie. Bittensee; Kay Kröger 2007
  • 14 Popper K. Logik der Forschung. Neunte, verbesserte Auflage Tübingen; J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1989
  • 15 Radke D. Hirntumoren – homöopathisch begleitet und geheilt.  ZKH. 2007;  51 110-115
  • 16 Rotschuh K E. Prinzipien der Medizin. Ein Wegweiser durch die Medizin. München – Berlin; 1965
  • 17 Seiffert H. Einführung in die Wissenschaftstheorie. 2 Bände München; C. H. Beck 1975
  • 18 Spinedi D. Die Krebsbehandlung in der Homöopathie. 3 Bände Kempten; Cheiron 1999–2003
  • 19 Timm I D. Warzen. Homöopathische Bedeutung. Ganzheitliche Betrachtung. Risiken der Unterdrückung. Therapiemöglichkeiten. Leer; Wissenschaftlicher Autorenverlag KG 2004
  • 20 Würger-[Donitza] W. Rationalitätsmodelle und ihr Zusammenhang mit Leben und Tod. Würzburg; Königshausen & Neumann 1996
  • 21 Würger-[Donitza] W. Paradigmata in der wissenschaftlichen Medizin. Wissenschaftstheoretische und philosophische Überlegungen.  Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 1999;  18 511-524
  • 22 Würger W. Homöopathische Behandlung eines Bronchialkarzinoms.  HZ Sonderheft Kasuistik. 2007;  12-17
  • 23 Würger W. Ratanhia – unfreiwillige Prüfung einer „kleinen” (?) Arznei.  HZ. 2007;  2 99-103
  • 24 Wurster J. Die homöopathische Behandlung und Heilung von Krebs und metastasierter Tumore. Buchendorf; Peter Irl 2006

Anmerkungen

01 [11: 102]; [Hervorhebung im Original].

02 Als Quelle wird auf einen Text von Paul Watzlawick verwiesen. Nun darf Watzlawick, Psychologe und Psychotherapeut, keinesfalls als Autorität für wissenschaftstheoretische Fragen in Anspruch genommen werden. Watzlawick hat hier im zitierten Zusammenhang die Popper’sche Position (bzw. was er dafür hält) aufgegriffen und unkritisch wiedergegeben.

03 „Es sind ja immer gewisse Auswege möglich, um einer Falsifikation zu entgehen – etwa ad hoc eingeführte Hilfshypothesen oder ad hoc abgeänderte Definitionen; ist es doch sogar logisch widerspruchsfrei durchführbar, sich einfach auf den Standpunkt zu stellen, dass man falsifizierende Erfahrungen grundsätzlich nicht anerkennt. Zwar pflegt der Wissenschaftler nicht in dieser Weise vorzugehen; aber, logisch betrachtet, ist ein solches Vorgehen möglich, und damit erscheint der logische Wert des vorgeschlagenen Abgrenzungskriteriums [das Falsifizierungspostulat, W. W.] zumindest als fraglich” [14: 16].

04 Oeser spricht hier vom axiomatisch-deduktiven Stadium einer Wissenschaftsentwicklung: ob eine Beobachtung wahr ist oder nicht, lässt sich erst im Rahmen einer Theorie entscheiden. Musterbeispiel hierfür ist die Einstein’sche Relativitätstheorie [12: 225 ff.].

05 Die homöopathische Krebsprophylaxe weist damit in vielen Fällen deutlich über den Rahmen einer bloßen Konstitutionstherapie hinaus und wird zu einer Herausforderung ganz eigener und besonderer Art. In einer in Arbeit befindlichen Monographie widme ich mich diesem Problemfeld.

Dr. Wolfgang Würger



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