Z Orthop Unfall 2008; 146(4): 433
DOI: 10.1055/s-0028-1085036
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Technische Orthopädie - Evaluation der Lebensqualität mit knochenverankerter Extemitätenprothese

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Publication Date:
03 September 2008 (online)

 
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Osseointegrierte transkutane Extremitätenprothesen stellen für Patienten, die nach trans-femoraler Amputation Komplikationen bei der konventionellen Schaftanbindung aufweisen, eine vielversprechende Alternative für die Versorgung dar. Ziel der vorliegenden Studie ist es die generellen und situationsspezifischen Lebensqualität 2 Jahre nach Versorgung mit einer solchen Prothese auszuwerten.

Osseointegrated trans-femoral amputation prostheses: Prospective results of general and condition-specific quality of life in 18 patients at 2-year follow-up, Prosthetics and Orthotics International March 2008; 32(1): 29-41

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Einleitung

Diese Art der Versorgung ist bereits seit Anfang der 90er Jahre in der klinischen Anwendung und wird nach einem standardisierten Protokoll (OPRA) durchgeführt. Die Implantation erfolgt hierbei in zwei Operationsschritten, zunächst die Implantation eines Knochenankers, später die transkutane Ausleitung über eine Kupplung. Die Rehabilitation bis zur Vollbelastung erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 1 Jahr. Im Rahmen des OPRA Protokolls wird im prospektiven Studiendesign präoperativ und in den follow-up Untersuchungen die Lebensqualität der Patienten abgefragt.

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Studiendesign

18 Patienten die im OPRA Protokoll eingeschlossen sind, füllten präoperativ, sowie bei der 2-Jahres-Nachuntersuchung je zwei Fragebögen als Selbstauskunft aus. Mit etablierten Fragemodulen SF-36 und Q-TFA wird die Lebensqualität in Bezug auf die Mobilität, Prothesenfunktion und soziologische Faktoren evaluiert.

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Ergebnisse

17 von 18 Patienten benutzen die osseointegrierte Extremitätenprothese zum Zeitpunkt der 2-Jahres-Nachuntersuchung ohne Einschränkung in der Belastbarkeit. In den erhobenen Kriterien bildet sich eine deutliche Verbesserung in den physischen und funktionellen Parametern ab, während die psychische und soziale Integrität keine Veränderung bzw. teilweise niedrigere Punktwerte aufweist.

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Kommentar

In der Studie wird erstmals die Entwicklung der Lebensqualität von Patienten nach Versorgung mit einer transkutanen, knochenverankerten Extremitätenprothese abgebildet. Die Mehrzahl der untersuchten Patienten beschreibt eine deutliche Verbesserung in ihrer Mobilität und Prothesenfunktion 2 Jahre postoperativ. Vor allem die tägliche Tragezeit der Prothesen zeigt bei 12 Patienten eine deutliche Steigerung, ohne dass die damit verbundenen Komplikationen im Stumpfbereich zunahmen. Für die teilweise niedrigen Punktwerte in Bezug auf die psychischen und sozialen Faktoren gibt es keine plausible Erklärung.

Im Vergleich zu anderen Studien mit konventioneller Schaftanbindung (Liner) oder Extremitäten erhaltender Chirurgie zeigen diese Ergebnisse jedoch keinen signifikanten Unterschied in der Lebensqualität. Es handelt sich um ein kleines Patientenkollektiv über einen verhältnismäßig kurzen Nachuntersuchungszeitraum.

Auf die Komplikationen wird in diesem Bericht nicht näher eingegangen, Infektionen am Hautdurchtritt oder Bruch von Prothesenkomponenten sind als spezifische Risiken zu nennen.

Es wird von den Autoren darauf hingewiesen, dass vor allem die richtige Indikationsstellung für diese Versorgung entscheidend ist. Sie sehen insgesamt einen vielversprechenden Ansatz für Patienten mit einem hohen Aktivitätsniveau und solche, die mit der konventionellen Schaftanbindung nicht zu recht kommen.

Tilman Calließ

Tilman Calließ

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Email: tilman.calliess@annastift.de