Diabetes aktuell 2008; 6(4): 144-145
DOI: 10.1055/s-0028-1085040
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Schon im Normbereich erhöhtes Risiko - Das Diabetesrisiko ist abhängig vom Nüchternblutzucker

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Publication Date:
29 August 2008 (online)

 
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    In einer Studie untersuchten G. A. Nichols et al. anhand von Nüchternblutzuckerwerten im Normbereich (unter 100 mg/dl), adjustiert für andere Risikofaktoren, das Risiko an Diabetes zu erkranken. Dabei fanden sie, dass Personen, deren Nüchternblutzuckerwert zwischen 95 und 99 mg/dl lag, ein 2,33-fach erhöhtes Risiko hatten, einen Diabetes zu entwickeln.

    Ein Nüchternblutzuckerwert von 126 mg/dl oder darüber ist als Diabetes mellitus definiert. Bei Werten zwischen 126 und 100 mg/dl spricht man von "Prädiabetes". Aber die Ergebnisse der neuen Studie zeigen, dass der Grenzwert noch weiter abgesenkt werden sollte, um Risikopatienten zu identifizieren.

    In die Studie wurden zwischen Januar 1997 und Dezember 2000 insgesamt 46 578 Personen aufgenommen, deren Nüchternblutzuckerwerte unter 100 mg/dl lagen, und bei denen weder ein Diabetes noch eine pathologische Glukosetoleranz vorlag. Die Patienten wurden 4 Gruppen zugewiesen (Blutzuckerwert < 85, 85-89, 90-94 oder 95-99 mg/dl) und beobachtet, bis sie an Diabetes erkrankten, starben oder bis zum Ende der Studie, April 2007. Endpunkt der Studie war das Risiko an Diabetes zu erkranken, adjustiert für Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Blutdruck, Blutfettwerte, Rauchen, kardiovaskuläre Erkrankung und Hypertonie.

    Weniger als 1 % der Teilnehmer erkrankten während des Beobachtungszeitraums von im Mittel 81 Monaten an einem Diabetes. Jedes Milligramm pro Deziliter des Nüchternblutzuckerwertes erhöhte das Diabetesrisiko um 6 %. Verglichen mit Personen mit einem Nüchternblutzuckerwert unter 85 mg/dl hatten Personen mit einem Nüchternblutzuckerwert zwischen 95 und 99 mg/dl ein 2,33-fach erhöhtes Risiko und Personen in der Gruppe mit Werten zwischen 90 und 94 mg/dl ein um 49 % erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Die starke unabhängige Assoziation zwischen den Nüchternblutzuckerspiegeln und der Inzidenz eines Diabetes, nach Bereinigung für andere Risikofaktoren, legt nahe, dass das Diabetesrisiko mit den Nüchternblutzuckerwerten steigt, auch wenn diese aktuell noch im Normbereich liegen.

    Nach Ansicht der Autoren ist die Debatte über den korrekten Punkt, der einen pathologischen Nüchternblutzucker definiert, noch nicht beendet. "Unsere Studienergebnisse beweisen, dass ein erhöhtes Diabetesrisiko schon unter dem von der ADA definierten Höchstwert von 99 mg/dl vorliegt. Auch wenn ein pathologischer Nüchternblutzuckerwert ein brauchbares Konstrukt ist, so enthalten auch anscheinend normale Nüchternblutzuckerwerte Informationen über das Risiko, in der Folge an Diabetes zu erkranken, vor allem in Verbindung mit anderen bekannten Risikofaktoren", so die Autoren.

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    Quelle: Newsletter "Diabetes in Control". 2.7.2008. Nichols GA et al. Normal fasting plasma glucose and risk of type 2 diabetes diagnosis. Am J Med 2008; 121: 519-524