Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(3): 116
DOI: 10.1055/s-0028-1098010
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Medizinische Ausstattung von Linienflugzeugen – Ein Update zum „Emergency Medical Kit”

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Dr. Jochen Hinkelbein

Mannheim

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Publication Date:
13 October 2008 (online)

Table of Contents #

Kommentar

Insbesondere die Adaptation der Empfehlungen zur Ausstattung des EMK im Hinblick auf die neuen internationalen Richtlinien zur Reanimation (ILCOR2005) scheinen wichtig, ebenso die Möglichkeit einen oralen ß–Blocker zu applizieren. An diese konkreten internationalen Empfehlungen halten sich, wie eine umfangreiche Übersichtsarbeit aus Deutschland zeigt

[1] [2] [3] [4], europäische und deutsche Airlines jedoch bisher leider nicht in vollem Umfang. Ziel sollte zukünftig sein, die Empfehlungen konsequenter umzusetzen – einerseits um den internationalen Vorgaben gerecht zu werden, andererseits aber auch um eine Möglichkeit zur standardisierten medizinischen Vorgehensweise bei Notfällen an Bord von Luftfahrzeugen zu ermöglichen.

Dr. Jochen Hinkelbein, Mannheim

Thibeault C, Evans A. Air Transport Medicine Committee, Aerospace Medical Association. Emergency medical kit for commercial airlines: an update. Aviat Space Environ Med 2007; 78: 1170–1171

Thema: Die ersten Empfehlungen zur medizinischen Ausstattung von Linienflugzeugen stammen aus dem Jahr 1998 und wurden im Jahr 2002 aktualisiert.

Projekt: In ihrem Beitrag erläutern die Autoren in Zusammenarbeit mit dem „Air Transport Medicine Committee” (ATM) und der „Aerospace Medical Association” (AsMA) aktuelle und wichtige Änderungen zu den bisher gültigen Empfehlungen für die Ausstattung von Linienflugzeugen mit einem „Emergency Medical Kit” (EMK).

Die „International Civil Aviation Organization” (ICAO) und die „International Air Transport Association” (IATA) haben in den letzten Jahren ihre Aktivitäten hinsichtlich der Passagiergesundheit an Bord von Linienflugzeugen verstärkt und die Empfehlungen zur Bestückung des EMK an Bord von Linienflugzeugen überarbeitet.

Ergebnisse: Ein EMK soll hiernach eine grundlegende Erste Hilfe ermöglichen, auf der anderen Seite aber auch vergleichsweise klein sein und nur die wirklich erforderlichen Medikamente bevorraten. Die wichtigsten Änderungen zum EMK betreffen folgende Bereiche:

  • Dextrose kann künftig durch ein Äquivalent (z.?B. Glukose) ersetzt werden.

  • Oxytocin kann gegen ein gleichwertiges Medikament zur Therapie postpartaler Blutungen ausgetauscht werden.

  • Neben intravenösen sollten zukünftig auch oral applizierbare, stark wirksame Analgetika mitgeführt werden, da orale Analgetika (im Gegensatz zu injizierbaren) im Bedarfsfall auch nach entsprechenden Instruktionen durch die Crew verabreicht werden können.

  • Mittelstark wirksame Analgetika können entfallen.

  • Die Bestückung mit kleinen Volumina an kristallinen Infusionslösungen wird empfohlen (etwa um einen peripher– venösen Zugang offen zu halten).

  • Zur Versorgung von Patienten mit akutem Koronarsyndrom ist ein oral applizierbarer ß–Blocker notwendig.

  • Lidocain sollte aufgrund der äußerst seltenen Indikation nicht mehr mitgeführt werden.

  • Auf Messstreifen zur Bestimmung der Blutglukose kann verzichtet werden. Auch Blutzuckermessgeräte müssen aufgrund der hohen Anschaffungskosten nicht im EMK enthalten sein. Ersatzweise wird im Zweifelsfall die blinde Gabe oraler Glukose präferiert.

  • Elektronische Thermometer sollten in jedem Fall im EMK enthalten sein.

Fazit: Die neuen Empfehlungen tragen veränderten Erfordernissen in den letzten Jahren Rechnung. Für einige Medikamente können ersatzweise andere Präparate eingesetzt werden, zudem werden beispielsweise potente Analgetika empfohlen.

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Tab. 1 Empfohlene beispielhafte Bestückung des „Emergency Medical Kit”.

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Literatur

  • 1 Küpper T.. Flug– und Reisemedizin. 2006;  13 8-10
  • 2 Küpper T.. FTR. 2007;  14 17-19
  • 3 Küpper T.. FTR. 2007;  14 72-75
  • 4 Küpper T.. FTR. 2007;  14 172-176
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Dr. Jochen Hinkelbein

Mannheim

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Literatur

  • 1 Küpper T.. Flug– und Reisemedizin. 2006;  13 8-10
  • 2 Küpper T.. FTR. 2007;  14 17-19
  • 3 Küpper T.. FTR. 2007;  14 72-75
  • 4 Küpper T.. FTR. 2007;  14 172-176
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Dr. Jochen Hinkelbein

Mannheim

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Tab. 1 Empfohlene beispielhafte Bestückung des „Emergency Medical Kit”.