Pneumologie 2008; 62(10): 579
DOI: 10.1055/s-0028-1098047
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Asthma bronchiale - Pestizide in der Landwirtschaft erhöhen das Risiko

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Publication Date:
27 October 2008 (online)

 
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Landwirte und Landarbeiter haben ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen, einschließlich Asthma bronchiale. Denn sie sind einer Reihe von landwirtschaftlichen Allergenen – etwa von Getreide, Tieren und Stäuben – ausgesetzt. Auch Pestizide dürften zu dem Risiko beitragen, doch liegen dafür nur begrenzt Daten vor. Daher hat eine amerikanische Arbeitsgruppe die Rolle von Pestiziden als Risikofaktoren für das Auftreten von Asthma bei Erwachsenen untersucht. Am J Respir Crit Care Med 2008; 177: 11–18

An der Untersuchung von Jane A. Hoppin vom National Institute of Environmental Health Sciences im Research Triangle Park in North Carolina, USA, und Kollegen nahmen 25 814 Landwirtinnen aus der "Agricultural Health Study" teil. Sie gaben anhand von Fragebögen (81 %) oder in Telefoninterviews (19 %) Selbstauskünfte über ihr vom Arzt diagnostiziertes Asthma mit oder ohne Ekzem und/oder Heuschnupfen. Teilnehmen durften nur Frauen, die nach dem Alter von 19 Jahren über eine vom Arzt gestellte Asthmadiagnose berichteten. Die Frauen wurden in 2 Gruppen mit entweder atopischem oder nicht atopischem Asthma eingeteilt. Die Berechnung der Assoziationen zwischen Krankheit und Exposition erfolgte mittels polytomer logistischer Regression.

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Farmleben schützt vor atopischem Asthma

Bei Aufnahme in die Studie berichteten 702 Frauen (2,7 %) über eine ärztliche Asthmadiagnose nach dem Alter von 19 Jahren. Davon litten 282 (40 %) an atopischem und 420 (60 %) an nicht atopischem Asthma. 61 % aller Frauen waren auf einer Farm aufgewachsen, was sich als protektiv gegen atopisches Asthma (Wahrscheinlichkeitsrelation: 0,55) und in einem geringeren Ausmaß auch gegen nicht atopisches Asthma (Wahrscheinlichkeitsrelation: 0,83) auswirkte.

Jede Anwendung von Pestiziden auf der Farm war nahezu ausschließlich mit atopischem Asthma assoziiert (Wahrscheinlichkeitsrelation: 1,46). Diese Assoziation war bei den Frauen am stärksten, die auf einer Farm aufgewachsen waren.

Hingegen wiesen Frauen, die auf einer Farm aufwuchsen, auf der keine Pestizide eingesetzt worden waren, im Vergleich zu Frauen, die weder auf einer Farm aufgewachsen waren noch Pestizide angewandt hatten, das geringste Gesamtrisiko auf, an atopischem Asthma zu erkranken (Wahrscheinlichkeitsrelation: 0,41).

Insgesamt waren 7 von 16 Insektiziden, 2 von 11 Herbiziden und 1 von 4 Fungiziden signifikant mit atopischem Asthma assoziiert. Nur die Anwendung von Permethrin stand mit nicht atopischem Asthma in Zusammenhang.

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Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft erhöht das Risiko, ein Asthma bronchiale zu entwickeln (Bild: ©Ferdinand/Pixelio).

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Fazit

Pestizide tragen zur Entstehung von allergischem Asthma bei Farmfrauen bei. Die Studie bestätigt vorherige Erfahrungen, dass die Exposition zu landwirtschaftlichen Allergenen im frühen Leben wahrscheinlich das Risiko von allergischem Asthma moduliert, das mit dem aktuellem Kontakt zu Tieren oder der Anwendung von Pestiziden im Erwachsenenalter assoziiert ist.

Dr. Volker Kriegeskorte, Martinsried

 
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Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft erhöht das Risiko, ein Asthma bronchiale zu entwickeln (Bild: ©Ferdinand/Pixelio).