Z Orthop Unfall 2008; 146(5): 575
DOI: 10.1055/s-0028-1103083
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Extraartikuläre Deformitäten und intramedulläre Implantate - Oberflächenersatz der Hüfte als Alternative

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Publication Date:
17 November 2008 (online)

 
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In Situationen mit deformierten proximalen Femura oder einliegenden femoralen intramedullären Implantaten, ist die Versorgung mit einem herkömmlichen Prothesenschaft erschwert bis unmöglich. In der beschriebenen Studie wurde eine Serie von extraartikulären Deformitäten mit bzw. ohne einliegendem intramedullären Material evaluiert, die mit einem Oberflächenersatz versorgt wurden. Metal-on-Metal Total Hip Resurfacing Arthroplasty in the Presence of Extra-Articular Deformities or Implants. J Bone Joint Surg Am. 2008; 90: 45-51

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Studiendesign

In dieser prospektiven Studie wurde an 17 Hüftgelenken (14 Patienten) eine hüftendoprothetische Versorgung mit einem Oberflächenersatz untersucht. Bei 12 operierten Hüften lagen sekundäre extrartikuläre femorale Deformitäten und bei fünf operierten Hüften lagen intramedulläre femorale Implantate vor. Die Patienten wurden mit einer Metall-Metall-Gleitpaarung versorgt, bei der der femorale Anteil zementiert implantiert wurde. Es wurden prä- und postoperativ sowohl der Harris-Hip-Score, der SF-12 Score, radiologische Kontrollen, Komplikationen, Fehlerraten als auch perioperative Faktoren (Blutverlust, Operationszeit, etc.) dokumentiert und analysiert. Die Patienten wurden postoperativ mit halbem Körpergewicht für 6 Wochen postoperativ krankengymnastisch mobilisiert.

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Ergebnisse

Nach einem mittleren Nachuntersuchungszeitraum von drei Jahren kam es nur in einem Fall zur Revision des Oberflächenersatzes nach einer Schenkelhalsfraktur und Lockerung der azetabulären Komponente. Die restlichen 16 versorgten Hüften zeigten sowohl klinisch als auch radiologisch gute Ergebnisse mit einem signifikanten Anstieg des Harris Hip Scores und des SF-12 Scores.

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Abb. 1 Bei Deformitäten im proximalen Femurschaft kann die Implantation einer herkömmlichen Prothese erschwert sein. Bei gut erhaltenem Hüftkopf stellt die Implantation einer Oberflächenersatzprothese eine interessante Alternative dar (Bildquelle: Georg Thieme Verlag).

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Kommentar

In dieser prospektiven Studie konnte gezeigt werden, dass in Fällen mit Deformitäten des proximalen Femurs oder einliegendem intramedullären Implantate, die eine konventionelle endoprothetische Versorgung erschweren bis unmöglich machen, der Oberflächenersatz durch einen erfahrenen Operateur eine gute Alternative bietet. Die in diesem Artikel beschriebenen Fälle beziehen sich jedoch nur auf Patienten mit geringen und nicht mit größeren femoralen Fehlstellungen. Weitere Limitierungen dieser Studie sind die relative kleine Patientenzahl, das Fehlen einer Kontrollgruppe und der kurze Nachuntersuchungszeitraum, so dass sicherlich keine allgemeingültigen Empfehlungen der operativen Versorgung bei definierten Deformitäten des proximalen Femurs gegeben werden können. Zusätzlich wäre zu diskutieren, ob diese Art der Versorgung nur dem Operateur durch eine vereinfachte Implantationstechnik hilft und ob die Langzeitergebnisse eine gleiche oder verbesserte Überlebensdauer des Implantates im Vergleich zu einer herkömmlichen Versorgung mit ggf. vorheriger Korrekturosteotomie aufzeigen. Dennoch kann diese Studie als eine orientierende Empfehlung angesehen werden, in welchen Situationen ein Oberflächenersatz sinnvoll und machbar erscheint und wann eher ein Eingriff mit vorausgehender Korrekturosteotomie durchzuführen ist.

Dr. Fritz Thorey

Dr. Fritz Thorey

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Email: thorey@annastift.de

 
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Abb. 1 Bei Deformitäten im proximalen Femurschaft kann die Implantation einer herkömmlichen Prothese erschwert sein. Bei gut erhaltenem Hüftkopf stellt die Implantation einer Oberflächenersatzprothese eine interessante Alternative dar (Bildquelle: Georg Thieme Verlag).