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DOI: 10.1055/s-0028-1103087
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Gentest bei chronischen Schmerzen? - Schmerztherapie "von der Stange" kann riskant sein
Publication History
Publication Date:
30 November 2008 (online)
Die Dosis macht das Gift - auch bei Schmerzmitteln. Dieselbe Menge eines Analgetikums kann bei einem Patienten hervorragend anschlagen, bei einem anderen aber lebensbedrohliche Nebenwirkungen hervorrufen. Die Ursache hierfür kann im Erbgut liegen: So entscheidet die im Genom exprimierte Variante von CYP2D6 darüber, ob bei einem Menschen Schmerzmittel schnell wirken, kaum wirken oder ob sie sogar lebensbedrohliche Komplikationen wie beispielsweise eine Atemdepression hervorrufen können [1]. "Wie viel Schmerzmittel Patienten nach einer Operation benötigen, ist extrem unterschiedlich - bei dem gleichen Eingriff variiert das von Patient zu Patient um den Faktor 20-50", so PD Ulrike Stamer, Bonn.
#Genvarianten machen den Unterschied
Sogenannte "poor metabolizer" besitzen ein CYP2D6-Allel, das nur wenig Enzym produziert. Damit können aber auch Schmerzmittel wie Tramadol oder Codein nur langsam in ihre aktiven Formen O-Demethyltramadol bzw. Morphin umgewandelt werden. Manche Menschen verfügen aber auch über eine CYP2D6-Variante, dank derer sie besonders viele Enzyme synthetisieren ("ultra rapid metabolizer"), sodass die schmerzstillende Wirkung der Substanzen sehr schnell und ausgeprägt einsetzt. Gleichzeitig birgt dies jedoch auch ein überdurchschnittlich hohes Risiko für Nebenwirkungen.
#Schmerztherapie individualisieren
Interessanterweise sind diese Genvarianten in verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich verteilt. Skandinavier beispielsweise zählen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 2 % zu den "ultra rapid metabolizern", während fast ein Drittel aller Äthiopier diese Genversion in sich tragen. Angesichts solcher Befunde befürwortet Stamer die Schmerztherapie weiter zu individualisieren. "Vor allem für Patienten mit chronischen Schmerzen und solche, die gleichzeitig mehrere Medikamente einnehmen, würden sich genetische Tests empfehlen - auch wenn sie derzeit für die tägliche Routine noch zu teuer sind."
idw
Quelle: Pressemitteilung "Schmerztherapie 'von der Stange' kann riskant sein - Nachricht mit Podcast", herausgegeben von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Bonn
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