Einem deutsch-amerikanischen Forscherteam ist der Nachweis gelungen, dass trockene
Atemwege bei der Entstehung von Lungenerkrankungen von zentraler Bedeutung sind.
Die Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Heidelberg und von der University of
North Carolina in Chapel Hill konnten im Tiermodell zeigen, dass eine mangelhafte
Befeuchtung der Atemwegsoberflächen zu Lungenveränderungen führt, die für diese Lungenerkrankungen
typisch sind.
Bei der Mukosviszidose führt ein mutiertes Gen dazu, dass der Salz- und Wassertransport
der Schleimhäute in Lunge, Darm und anderen Organen verändert ist. Marcus Mall vom
Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin ist es gelungen, im Mausmodell
den direkten Zusammenhang zwischen dem mutierten Gen und der Entstehung der Lungenerkrankung
nachzuweisen. Demnach arbeiten bestimmte Natriumkanäle, die in der Oberfläche von
Atemwegszellen für die Resorption von Salz und Wasser verantwortlich sind, falsch.
Die Zellen absorbieren zuviel Flüssigkeit und lassen daher die Atemwegsoberflächen
austrocknen. Dabei entsteht ein trockener, zäher Schleim, der nicht abtransportiert
werden kann.
Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass diese Veränderungen nicht nur für die
Mukoviszidose typisch sind, sondern auch für andere Lungenerkrankungen wie Asthma,
chronische Bronchitis und Emphysem. Zu trockene Atemwege führen bei jungen Mäusen
zu einer allergischen Atemwegsentzündung. Bei erwachsenen Mäusen entsteht allmählich
eine chronische Bronchitis, die mit einem Emphysem einhergeht.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine verbesserte Befeuchtung der Atemwege,
etwa durch Hemmung der Natriumkanäle in den Atemwegszellen, eine erfolgreiche Strategie
zur Behandlung von Lungenerkrankungen unterschiedlicher Ursachen darstellen könnte.
Ob diese neue therapeutische Strategie erfolgreich ist, will die Heidelberger Arbeitsgruppe
nun zunächst im Tiermodell überprüfen.