Dialyse aktuell 2008; 12(8): 474
DOI: 10.1055/s-0028-1105999
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Der akute Blutdruckabfall – eine unangenehme Dialysekomplikation

Reinhard Schmidt
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Publication Date:
28 November 2008 (online)

Die Hämodialysebehandlung hat seit ihrer Erfindung durch Willem Johan Kolff im Jahre 1943 eine bewundernswerte Entwicklung durchlaufen. Patienten mit dauerhaftem Nierenversagen können durch die chronische Hämodialyse am Leben und bei einem ausreichenden Befinden gehalten werden. Die künstliche Niere wird gern als der Prototyp des künstlichen Organersatzes bezeichnet, der ein ausgefallenes Organsystem ersetzen kann.

Doch scheint die Dialysebehandlung verbesserungsbedürftig zu sein – nicht anders sind die Entwicklungen von Medikamenten, Dialysemembranen, Dialysetechnik, Diätvorschriften usw. zu verstehen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der Nierengesunde 7 Tage in der Woche jeweils 24 Stunden Zeit hat, seinen Körper zu entgiften. Der chronische Dialysepatient kommt 3–mal in der Woche für 4–5 Stunden zur Behandlung – eine höchst unphysiologische Situation. Außerdem erreicht der chronische Dialysepatient nie Normwerte, sondern er befindet sich permanent im Stadium der kompensierten Retention harnpflichtiger Substanzen und damit in einem Ungleichgewicht.

Therapiestrategien mit längeren Dialysezeiten gestalten den Dialysevorgang deutlich verträglicher. Aber weder die Dialysepatienten selbst noch das Personal oder die Krankenkassen favorisieren längere Dialysezeiten. Damit werden wir weiterhin mit dem relativ labilen Zustand der Dialysepatienten rechnen müssen und Unverträglichkeitserscheinungen symptomatisch behandeln.

Eine der unangenehmsten Komplikationen während der Hämodialyse ist der akute Blutdruckabfall, der bei etwa 10–20  % der Behandlungen auftritt. Bisher wurde eine Reihe von therapeutischen Einflussnahmen entwickelt, um diese Komplikation zu behandeln oder besser zu verhindern. Das Ziel für derartige therapeutische Bemühungen ist es, den physiologischen Regelmechanismen so nahe wie möglich zu kommen. Dieses Heft legt den Fokus auf die Möglichkeiten der Behandlung und Verhütung der vaskulären Insuffizienz bei der Hämodialyse.

Prof. Dr. Reinhard Schmidt

Rostock

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