Diabetes aktuell 2008; 6(6): 242
DOI: 10.1055/s-0028-1112234
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Diabetes bei Kindern und Jugendlichen - Datenbank als Basis für Diabetes- und Adipositasforschung

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Publication Date:
24 December 2008 (online)

 
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Mit hohem finanziellem Aufwand fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden Jahren wissenschaftliche Aktivitäten im Kampf gegen Diabetes und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen.

Aus gutem Grund: "Die Zahlen sind alarmierend", sagt Prof. Reinhard Holl, Leiter der Arbeitsgruppe Computergestütztes Qualitätsmanagement in der Medizin im Institut für Epidemiologie der Universität Ulm. Er leitet den Verbund "Zukunft pädiatrische Diabetologie" und ein Teilprojekt im Kompetenznetzwerk Diabetes, ferner ein Teilprojekt im Adipositasnetzwerk. Schwerpunkt dabei: Die Entwicklung einer Software zum Aufbau einer großen multizentrischen Datenbank, unter anderem zur Dokumentation von Patientencharakteristika sowie der Prozess- und Ergebnisqualität für externe Qualitätsvergleiche, natürlich auch für die Forschung.

Allein am Aufbau des Diabetesregisters beteiligen sich Holl zufolge 280 Behandlungszentren in Deutschland und Österreich mit rund 150 000 Patienten, darunter 40 000 Kinder und Jugendliche. Das Adipositas-Netzwerk, in dessen Rahmen auch das Ulmer Universitätsklinikum ein Teilprojekt betreut, basiert auf rund 43 000 kranken Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Das bedeutet weit mehr als 1 Mio. Arztbesuche, deren Daten erfasst und verarbeitet werden müssen - Patientenmerkmale, Behandlungsformen, Krankheitsverlauf inklusive Komplikationen und zahlreiche weitere Informationen mehr", erklärt Holl, "die behandelnden Einrichtungen profitieren von den Qualitätsvergleichen, können daraus wertvolle Schlüsse ziehen und sich orientieren".

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Datensammlung wichtig für Forschung

Nicht minder wichtig sei die Datensammlung für die Forschung, denn: "Nach wie vor verbinden sich sowohl mit Diabetes als auch Adipositas noch viele unbeantwortete Fragestellungen", so Holl. Wohl seien beim Typ-2-Diabetes die Ursachen klar, Maßnahmen zur Vorbeugung indes weitgehend gescheitert. "Der verhaltenstherapeutische Ansatz hat seine Grenzen", formuliert er vorsichtig. Unbestritten jedoch spiele der soziale Bezug eine große Rolle. Gleiches gelte für die Adipositas, bei rund 2 Mio. übergewichtiger Kinder und Jugendlicher in Deutschland mit steigender Tendenz ein nicht minder aktuelles Problem vielfältiger Natur.

Unklar seien demgegenüber die Gründe für die Zunahme beim Typ-1-Diabetes. "Es gibt viele Hypothesen, jedoch keine gesicherten Erkenntnisse", erklärt Holl und bedauert: Über Prozess- und Ergebnisqualität pädiatrischer Diabetesbetreuung lägen bislang nur wenige Daten vor, insbesondere fehlten multizentrische und Langzeituntersuchungen an größeren Patientengruppen.

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Auch wirtschaftliche Analysen werden erstellt

Auch auf diesem Gebiet erhofften sich Politik und Wissenschaft Fortschritte. Dies nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen. "Schließlich entstehen durch die 6,5 Mio. Diabeteskranken, davon 2,5 Mio. regelmäßig mit Insulin behandelt, enorme Belastungen für die Volkswirtschaft." Schon deswegen beinhalteten die ohnehin breit angelegten Untersuchungen auch wirtschaftliche Analysen. Überdies ermögliche der Verbund zahlreicher Zentren aussagefähige Informationen zu seltenen Diabetestypen und Verlaufsformen. Nicht unwichtig, so Holl, ein weiterer Vorteil der Datenbank: "Da sie auch von zahlreichen Erwachsenenzentren genutzt wird, können Patienten beim Wechsel von pädiatrischer zu internistischer Betreuung lückenlos weiter beobachtet werden."

Quelle: idw

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Bild: Alpine Kinderklinik Davos

 
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