Einleitung
Einleitung
Zur Messung des Strömungswiderstandes, des Einsekundenvolumens
(FEV1) und weiterer Parameter einer Atemwegsobstruktion stehen heute
verschiedene Methoden zur Verfügung [1 ]
[2 ]
[3 ]
[4 ]
[5 ]
[6 ]
[7 ]
[8 ]
[9 ]. Eine modernen Ansprüchen
genügende Lungenfunktionsdiagnostik sollte bei vertretbarem technischem
und finanziellem Aufwand die wesentlichen Komponenten der Obstruktion bei
geringer Kooperationsabhängigkeit und Patientenbelastung erfassen und im
Idealfall ortsvariabel (z. B. am Arbeitsplatz) einsetzbar sein. Ziel
dieser Arbeit ist die bei Erwachsenen mit verschiedenen Schweregraden einer
Atemwegsobstruktion mittels IOS ermittelten Werte mit denen der
Bodyplethysmografie und Spirometrie/Pneumotachografie zu vergleichen.
Darüber hinaus sollte geprüft werden, welche IOS-Parameter für
die Erfassung und Schweregradeinstufung bronchialer Obstruktionen bei
Erwachsenen geeignet sind und welche Konsequenzen sich daraus für den
praktischen Einsatz dieser Methode ableiten lassen.
Messverfahren und Problemstellung
Messverfahren und Problemstellung
Mittels Spirometrie bzw. Pneumotachografie lässt sich eine
Obstruktion bei forcierter Atmung durch Messung des Einsekundenvolumens (FEV1),
der relativen Einsekundenkapazität (Tiffeneau-Index,
FEV1 %VCin) sowie exspiratorischer Flusswerte (MEF)
quantifizieren. Das von der Patientenmitarbeit abhängige FEV1 zeigt bei
chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in der Regel eine geringe, beim
Asthma bronchiale eine größere Variabilität [10 ]
[11 ]
[12 ]
[13 ]
[14 ].
Bei der COPD kommt es durch Elastizitätsverlust zur exspiratorischen
bronchialen Kollapsneigung mit Flussbegrenzung bis hin zum
„Emphysemknick” [15 ]
[16 ]. Sehr leichte Obstruktionen, z. B. beim Asthma
bronchiale, können teils durch forcierte Atemmanöver muskulär
kompensiert und somit unterschätzt werden. Darüber hinaus ist eine
Schädigung der peripheren Atemwege oft nur eingeschränkt erfassbar
(„quiet zone”), sodass die Frühdiagnose erschwert wird
[16 ]
[17 ]
[18 ]
[19 ]
[20 ].
Die mit der Pneumotachografie zusätzlich erfassten mittleren
exspiratorischen Flusswerte (MEF bei 50 und 25 % der
Vitalkapazität) gelten als weniger mitarbeitsabhängig und liefern
Hinweise auf eine periphere Atemwegsobstruktion („small airways
disease”) [19 ]
[20 ]
[21 ]
[22 ]
[23 ]
[24 ]
[25 ]
[26 ].
Die Ganzkörperplethysmografie (Bodyplethysmografie) gilt als
Goldstandard und erlaubt bei Ruheatmung u. a. die Bestimmung des
intrathorakalen Gasvolumens (ITGV), der funktionellen Residualkapazität
(FRC), des Residualvolumens (RV), des Atemwegswiderstands (z. B. als
Rtot) und der spezifischen Resistance (SRtot) [13 ]
[21 ]
[25 ]
[27 ]
[28 ]
[29 ]
[30 ]
[31 ]
[32 ]. Nachteile sind jedoch der
apparative Aufwand, hohe Kosten und die fehlende Mobilität des Messsystems
[27 ]
[32 ]
[33 ]
[34 ].
Die Methodik der Impulsoszillometrie (IOS), bei welcher durch einen
externen Generator erzeugte sinusförmige Schwingungen (Oszillationen) der
Ruheatmung des Patienten überlagert werden, stellt eine Weiterentwicklung
der klassischen Oszillometrie dar. Die Antwort des respiratorischen Systems
wird durch Registrierung der am Mundstück entstehenden
Wechselströmung sowie des Wechseldrucks analysiert. Vorteile sind der
geringe apparative Aufwand und die weitgehende Unabhängigkeit der Messung
von der Mitarbeit des Patienten [32 ]
[35 ]. Periphere und zentrale Obstruktionen sind durch
spezifische Parameter bei verschiedenen Messfrequenzen charakterisierbar
[36 ]. Die IOS erlaubt ferner eine fortlaufende
Widerstandsbestimmung ohne die aktive Mitarbeit des Patienten, was sich
besonders nützlich auch bei jüngeren Kindern erweist
[1 ]
[37 ]
[38 ]
[39 ]
[40 ]
[41 ]
[42 ]
[43 ]
[44 ]
[45 ]
[46 ]
[47 ]
[48 ]
[49 ]
[50 ].
Ziel dieser Arbeit ist die Beurteilung von Sensitivität und
Schweregradeinstufung bronchialer Obstruktionen bei Erwachsenen mittels IOS im
Vergleich zu den Standardverfahren Bodyplethysmografie und
Spirometrie/Pneumotachografie.
Patienten und Methoden
Patienten und Methoden
Die Lungenfunktionsdaten von 244 Patienten, die im Rahmen der
Routinediagnostik in der Abteilung Pneumologie, Medizinische Klinik und
Poliklinik I, Universitätsklinikum Leipzig, zwischen Oktober 1995 und
April 2000 untersucht worden waren, wurden retrospektiv analysiert. Die Ein-
und Ausschlusskriterien sind in [Tab. 1 ],
wesentliche Patientencharakteristika in [Tab. 2 ]
dargestellt.
Tab. 1 Ein- und
Ausschlusskriterien.
Einschlusskriterien
Ausschlusskriterien
1. schriftlicher
ärztlicher Untersuchungsauftrag 2. ausreichende
Kooperation 3. stabile klinische Situation ohne
Atemwegsinfekt 4. obstruktive Normabweichungen in der
Basis-Lungenfunktionsdiagnostik 5. keine bronchospasmolytische
Medikation in den letzten 6 h (kurzwirksame Beta-2-Mimetika),
12 h (langwirksame Beta-2- Mimetika)
1. Verletzung der
Untersuchungsreihenfolge 2. Nichteinhaltung der Medikamentenpause vor
der Untersuchung 3. Nichteinhaltung der Wartezeit nach Gabe der
bronchospasmolytischen Medikation (15’ nach Beta-2-Mimetika, 30’
nach Anticholinergika) 4. Messartefakte trotz Wiederholungsmessungen
Tab. 2 Patientencharakteristika der Gesamtgruppe
(n = 244).
Parameter
MW ± s
Gesamtgruppe
Asthma bronchiale
COPD
n (%)
244
65 (27 %)
179 (73 %)
ns
n (%) männlich
150 (61 %)
30 (46 %)
120 (67 %)
ns
Alter (J)
61,5 ± 13,6
52 ± 13,3
64,9 ± 12,0*
Größe (cm)
169 ± 8,5
169 ± 8,3
169 ± 8,5 ns
Gewicht (kg)
75,9 ± 16,1
77,5 ± 14,2
75,4 ± 16,7 ns
ns = nicht signifikant,
*p < 0,001.
Untersuchungsablauf und Bronchospasmolysetestung
Nach Aufklärung und Einwilligung des Patienten wurden
durchgeführt:
IOS-Messung (Basiswerte)
Bodyplethysmografie mit integrierter
Pneumotachografie/Spirometrie
Verabreichung von inhalativen Bronchospasmolytika
Wartezeit abhängig von der Substanz in Nähe des
Untersuchungsraumes
IOS-Folgemessung
Bodyplethysmografie mit integrierter
Pneumotachografie/Spirometrie nach Lyse
Die Messungen erfolgten mittels IOS (MasterScreen IOS, Cardinal
Health, Jaeger GmbH, D-97204 Höchberg) und
Ganzkörperplethysmografie/Pneumotachografie (Masterlab, volumenkonstantes
System, Cardinal Health, Jaeger GmbH, D-97204 Höchberg) gemäß
standardisierter Empfehlungen [51 ]
[52 ]
[53 ]
[54 ]
[55 ]
[56 ].
Die abteilungsintern angewandte Definition der Obstruktionsschweregrade ist in
[Tab. 3 ] dargestellt [21 ]
[57 ]. Zur besseren
Vergleichbarkeit mit den Resistancewerten der IOS-Methode erfolgte die
Schweregradeinteilung anhand des Leitparameters SRtot (spezifische Resistance),
welcher die COPD-typische Lungenüberblähung mit einbezieht
[28 ]
[58 ]. Auf eine Darstellung
der Ergebnisse der Bronchospasmolysetestung (Untersuchungsschritte
3 – 6) wurde verzichtet.
Da die impulsozillometrischen Resistancewerte, wie oben
ausgeführt, besonders bei peripherer Obstruktion eine deutliche
Frequenzabhängigkeit mit höheren Werten insbesondere bei niedrigen
Frequenzen zeigen, wurde zur Quantifizierung dieser Frequenzabhängigkeit
der Parameter „Frequenzabhängigkeit der Resistance” (FDR)
absolut und relativ nach folgender Vorschrift berechnet [59 ]
[60 ]
[61 ]
[62 ]:
absolute Frequenzabhängigkeit:
FDRa = R5 – R20
standardisierte (relative) Frequenzabhängigkeit:
FDR = (R5 – R20)/R20
Statistische Datenanalyse
Die Ergebnisse sind als Mittelwerte
(MW) ± Standardabweichung (s) wiedergegeben. Die
statistische Kalkulation und Erstellung von Grafiken erfolgten mit Hilfe des
Computerprogramms SPSS® (Version 10.0, SPSS® ,
D-Erkrath) und Excel® Version 8 (Microsoft® ). Zur
Prüfung individueller Differenzen abhängiger Stichproben wurde der
parameterfreie Wilcoxon-Test und für Vergleiche zwischen unabhängigen
Gruppen der Mann-Whitney-U-Test eingesetzt. Der Korrelationskoeffizient nach
Pearson wurde als Maß für statistische Zusammenhänge verwendet
und gegen 0 auf statistische Signifikanz geprüft. Befunde mit einem p-Wert
≤ 0.05 wurden als signifikant bezeichnet.
Ergebnisse
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter von Patienten mit COPD war signifikant
höher im Vergleich zu solchen mit Asthma bronchiale, die übrigen
Parameter waren vergleichbar. Bei den COPD-Patienten war der Anteil
männlicher Patienten erhöht im Vergleich zu einem ausgeglichenen
Geschlechterverhältnis bei Asthma bronchiale ([Tab. 2 ]).
Quantifizierung der Obstruktion mittels
Bodyplethysmografie/Pneumotachygrafie
Es zeigte sich im Gruppenmittel eine mittelgradige Erhöhung
des Atemwegswiderstandes bei Ruheatmung ([Tab. 4 ]). Das erhöhte Residualvolumen spricht
bei eingeschränkter Vitalkapazität und normaler Totalkapazität
für eine leichtgradige relative Lungenüberblähung.
FEV1 %SW und FEV1 %VCin waren erniedrigt.
Gemäß den Kriterien der Schweregradeinteilung ([Tab. 3 ]) fand sich eine leicht- bis mittelgradige
obstruktive Ventilationsstörung mit leichter relativer
Lungenüberblähung. Über dem Sollgrenzwert von
120 % liegende Werte für die spezifische Resistance fanden
sich bei 229 Patienten (94 %). Unter dem Sollgrenzwert für
FEV1 %VCin von 70 % lagen 182 Patienten
(75 %). Ein absolutes FEV1 von < 80 %SW
hatten 190 Patienten (78 %). 173 Patienten (71 %)
hatten pathologische Werte in beiden Leitparametern (SRtot und
FEV1 %VCin), bei 65 Patienten (23 %) erfolgte die
Einstufung als „obstruktiv” nur nach einem der beiden Parameter
(SRtot n = 56, FEV1 %VCin
n = 9). SRtot zeigte trotz größerer Streuung
eine stärkere prozentuale Normabweichung gegenüber Rtot
(p < 0,001). Zwischen den Leitparametern der
Bodyplethysmografie (SRtot %SW) und der Pneumotachografie (FEV1) zeigte
sich eine schwache statistische Korrelation
(r = – 0,49, p < 0,01).
Tab. 3 Funktionsdiagnostische Grenzwerte zur
Schweregradeinteilung von Obstruktion und Lungenüberblähung.
Schweregrad/Parameter
Obstruktion bei
forcierter Atmung, sofern FEV1 % FVC < 70
Obstruktion bei
Ruheatmung SRtot %SW
Lungenüberblähung RV %TLC
leichtgradig
FEV1 %SW
≥ 80
> 120 bis
≤ 200
> 45 bis
≤ 60
mittelgradig
FEV1 %SW
< 80 ≥ 50
> 200 bis
≤ 400
> 60 bis
≤ 70
schwergradig
FEV1 %SW
< 50
> 400
> 70
Tab. 4 Gemessene
Standardparameter der Lungenfunktion (Bodyplethysmografie und
Pneumotachografie) in der Gesamtgruppe (n = 244).
Parameter/statistischer
Gruppenwert
Mittelwert
Standardabweichung
Variationskoeffizient in
%
Minimum/Maximum
Rtot (kPa/l/s)
0,62
0,27
43
0,21/1,63
Rtot %SW
205
89,5
43
71/544
SRtot %SW
249
129,7
52
82/774
FEV1 (l)
1,76
0,69
39
0,53/4,43
FEV1 %SW
63
20,4
32
22/113
FEV1 %VCin
61
12,6
21
30/88
PEF %SW
58
21,4
37
11/113
MEF50 %SW
31
19,1
62
7/102
MEF25 %SW
26
16,4
63
2/95
TLC %SW
102
14,2
14
70/143
RV %TLC
53
10,4
20
23/76
VCin %SW
79
16,5
21
35/128
Quantifizierung der Obstruktion mittels IOS
Die Resistancewerte waren besonders bei 5 Hz
(202 %SW) gegenüber den Sollwerten deutlich erhöht, bei
20 Hz jedoch nur grenzwertig (140 %SW) ([Tab. 5 ]). Die Reactance X lag bei 5 Hz
deutlich im pathologischen Negativbereich. Die Impedanz (Zrs %SW) zeigte
eine Normwertüberschreitung von 223 %, die über der von
R5 und R20 lag (p < 0,001).
Im Vergleich zwischen Widerstandsparametern der
Bodyplethysmografie und der IOS war die größte Normwertabweichung
für SRtot feststellbar (p < 0,05 vs. Z, übrige
p < 0,001). Die Sollwertabweichung von R5 war der von Rtot
vergleichbar.
Die über den Frequenzbereich 5 bis 20 Hz erfassbare
Abhängigkeit der Resistance, definiert als FDR-Maßzahl, lag mit 0,68
deutlich über dem erwarteten Wert. Die Resonanzfrequenz, bei der die
Reactance X den Wert 0 erreicht, war im Mittel um
10 – 16 Hz höher als in Referenzkollektiven
beschrieben [63 ]
[64 ]
[65 ]
[66 ]
[67 ]
[68 ]. Die Sollwerte um mehr als
30 % überschreitende Beträge fanden sich für Zrs
bei 87 %, für R5 bei 83 % und für R20 bei
52 % der Patienten ([Abb. 1 ]).
Abb. 1 Vergleich
verschiedener Lungenfunktionsparameter anhand des Anteils von Patienten mit
Überschreitung der Sollgrenzwerte.
Die Reactance lag bei 87 % der Messungen unterhalb
des Sollgrenzwertes von – 0,12 kPa/l/s. Die
Resonanzfrequenz lag bei 230 Patienten (94 %) oberhalb des in der
Literatur angegebenen mittleren Sollwertes von 12 Hz. Der in der
Literatur angegebene Sollgrenzwert (MW + 2 s) der
absoluten Frequenzabhängigkeit (FDRa) von 0,12 [62 ]
wurde bei 232 Patienten (95 %) überschritten. Die
standardisierte (relative) Frequenzabhängigkeit der Resistance FDR lag bei
94 % der Patienten oberhalb des berechneten Grenzwertes von 0,2
standardisierten Einheiten ([Abb. 2 ]).
Abb. 2 Vergleich
verschiedener Lungenfunktionsparameter anhand der prozentualen Abweichungen vom
Sollmittelwert, Gegenüberstellung von Pneumotachografie,
Bodyplethysmografie und Impulsoszillometrie.
Die Korrelation zwischen den Parametern der Standardmethodik und
der IOS ist relativ schwach ([Tab. 6 ] und
[Abb. 3 ]). Die IOS-Parameter korrelieren
deutlicher zu Widerstandsparametern der Bodyplethysmografie (SRtot, Rtot) als
zu den Flussparametern der Pneumotachografie. Für die komplexeren
IOS-Parameter X5, Fres und Zrs ist eine Korrelation zu den forcierten
Flusswerten (FEV1, PEF, MEF) und zur Lungenüberblähung (RV
%TLC) feststellbar. Für R20 liegen keine wesentlichen Korrelationen
zu Parametern der Standardlungenfunktion vor, während R5 zur Resistance
Rtot korreliert. Trotz der fehlenden Korrelation der Absolutwerte von R20 und
der nur geringen von R5 zu den forcierten Flusswerten und dem Residualvolumen
korreliert die Frequenzabhängigkeit von R5 und R20 (FDR) mit allen
Vergleichsparametern der Standardlungenfunktion und ist damit den komplexeren
IOS-Parametern X5, Fres, Zrs vergleichbar. Von den Parametern der statischen
Lungenvolumina bzw. der Lungenüberblähung wurde nur RV %TLC
dargestellt, da sich für die übrigen statischen Volumina noch
schwächere statistische Zusammenhänge ergaben (z. B. VCin zu
Fres, r = – 0,22,
p < 0,01).
Abb. 3 Korrelationen zwischen
ausgewählten Parametern der Standardmethodik und der
Impulsoszillometrie.
Schweregradeinstufung der Obstruktion
Aufgrund der mittels Standardmethodik ermittelten Daten wurde das
heterogene Patientenspektrum in Untergruppen nach der Schwere der Obstruktion
eingeteilt. Einteilungskriterium für die Schweregradabstufungen (ohne
Obstruktion = Gruppe 0, leichte
Obstruktion = Gruppe 1, mittelgradige
Obstruktion = Gruppe 2, schwergradige
Obstruktion = Gruppe 3) war die in der Bodyplethysmografie
gemessene spezifische Resistance ([Tab. 3 ]). Dabei
unterscheiden sich Gruppe 1 vs. 2 (p < 0,001) sowohl in allen
Standardparametern ([Tab. 7 ]) als auch, mit
Ausnahme von R20, in den Parametern der IOS ([Tab. 8 ]). Anhand der TLC %SW, lassen sich
beide Gruppen, im Gegensatz zu RV %TLC und VCin %SW, nicht
signifikant voneinander trennen, was auch bei schwerer Obstruktion (Gruppe 3)
auf eine relative Lungenüberblähung schließen lässt. Mit
Ausnahme der peripheren bzw. totalen Atemwiderstände R5 und R20
unterscheiden sich die Gruppen 1, 2 und 3 in den übrigen Parametern der
IOS deutlich.
Die bezüglich der Frühdiagnostik der Obstruktion
besonders relevanten Gruppen 0 und 1, welche sich in der
bodyplethysmografischen Resistance signifikant unterscheiden, zeigen
interessanterweise keine Differenzen in den pneumotachografischen Parametern
(muskuläre Kompensation geringer Veränderungen beim forcierten
Messmanöver?). Mittels IOS sind Unterschiede der Gruppen 0 vs. 1 (trotz
des geringen Stichprobenumfanges der Gruppe 0 und deutlicher Streuungen
einzelner Parameter wie X5) durch die Parameter X5 und Fres bereits
erfassbar.
R5 und Zrs zeigen deutliche Überlappungsbereiche zwischen den
Gruppen 0 und 1. Obwohl sich die Werte der Widerstandsparameter R5 und R20 der
Gruppen 0 vs. 1 statistisch nicht unterscheiden, ist FDR (abgeleitet aus R5 und
R20) in der Gruppe 0 signifikant geringer. Bei 9 Patienten der Gruppe 0 ohne
bodyplethysmografisch nachweisbare Obstruktion (SRtot
%SW = 105 ± 10,9) ist mittels
Pneumotachografie eine leichte Obstruktion
(FEV1 %VCin = 62 ± 4,9,
FEV1 %SW = 69 ± 10,0) bei
exspiratorischer Flussminderung (PEF
%SW = 70 ± 15,5,
MEF50 %SW = 30 ± 8,6,
MEF25 %SW = 24 ± 8,1)
nachweisbar. Bei 6 Patienten der Gruppe 0 lässt sich weder
bodyplethysmografisch (SRtot
%SW = 99 ± 8,4) noch mittels
Pneumotachografie
(FEV1 %VCin = 76 ± 4,
FEV1 %SW = 84 ± 8,9) eine Obstruktion
erfassen. In der Flussvolumenkurve ist jedoch bereits eine exspiratorische
Flussminderung feststellbar (PEF
%SW = 75 ± 20,5,
MEF50 %SW = 58 ± 11,2,
MEF25 %SW = 51 ± 9,5). Für beide
Populationen der Gruppe 0 zeigen sich impulsoszillometrisch bereits
Sollwertüberschreitungen für verschiedene Parameter. Sowohl für
die Patienten mit pathologischem (n = 9) als auch mit
normalem Tiffeneau-Index (n = 6) fallen abweichende
Mittelwerte besonders für R5
(156 ± 43,6 %SW vs.
157 ± 43,4 %SW), für Zrs
(162 ± 48,8 %SW vs.
167 ± 48,1 %SW) und Fres
(16 ± 5,8 Hz vs.
18 ± 4,1 Hz) sowie grenzwertige Befunde für X5
(– 0,15 ± 0,09 kPa/l/s vs.
– 0,18 ± 0,07 kPa/l/s) auf (Sollwerte
der Gesamtgruppe s. [Tab. 5 ]). Die Werte von R20
sind nicht in der Lage, die einzelnen Gruppen voneinander zu trennen. Die aus
R5 und R20 abgeleitete Frequenzabhängigkeit der Resistance (FDR), die
bezüglich ihres Betrages den Resistancewerten nicht direkt vergleichbar
ist, nimmt mit dem Obstruktionsgrad kontinuierlich zu und zeigt signifikante
Unterschiede zwischen allen Gruppen. Die Absolutwerte für R5 und Zrs
liegen für die Gruppen 0, 1 und 2 über denen von Rtot
(überschätzte Obstruktion?). Erst bei schweren Obstruktionen liegen
die durch IOS gemessenen Werte unter denen für Rtot. Diese für die
Oszillationsmethodik typische „Unterschätzung” schwerer
Obstruktionen ist bei Zrs gegenüber R5 geringer ausgeprägt, sodass
Zrs vergleichbar zu den anderen komplexeren IOS-Parametern FDR, X5 und Fres
signifikante Unterschiede zwischen mittelschwerer und schwerer Obstruktion
abbildet. Insgesamt zeigt der grafische Vergleich ([Abb. 4 ]), dass die IOS-Absolutwerte verschiedene
Schweregrade der Obstruktion adäquat abbilden können, wobei typische
Unterschiede zur bodyplethysmografischen Resistance besonders in den Gruppen 0
(Überschätzung) und 3 (Unterschätzung) bestehen und die
komplexeren IOS-Parameter Zrs, FDRa und X5 sowie Fres gegenüber R5
Vorteile aufweisen. Die IOS-Parameter wie Zrs und X5 streuen insbesondere in
Gruppe 3 stärker als die bodyplethysmografische Resistance.
Abb. 4 Vergleich
ausgewählter Atemwegswiderstandsparameter (Absolutwerte) bezüglich
der Unterscheidung verschiedener Schweregrade der Obstruktion;
Gegenüberstellung von Bodyplethysmografie und Impulsoszillometrie.
Tab. 5 IOS-Parameter in der
Gesamtgruppe (n = 244, Überschreitungen der Sollwerte
fettgedruckt).
Parameter/statistischer
Gruppenwert
Sollwerte (± s
bzw. ≤ Grenzwerte)
Mittelwert
Standardabweichung
Variationskoeffizient in
%
Minimum/Maximum
R5 (kPa/l/s)
0,34 ± 0,05*
0,67
0,25
37
0,27/1,60
R5 % SW
≤ 130 – 150**
202
74,5
37
81/454
R20 (kPa/l/s)
0,29 ± 0,04*
0,40
0,13
32
0,14/1,05
R20 % SW
≤ 130 – 150**
140
45,1
32
59/393
FDRa
0,06 ± 0,03*
0,27
0,17
63
– 0,06/0,97
FDR
0,16 ± 0,02*
0,68
0,37
54
– 0,11/2,47
X5 (kPa/l/s)
– 0,04 ± 0,04*
– 0,31
0,21
68
– 1,41/0,54
Fres (Hz)
12,4 ± 5,2*
23,8
6,64
28
7,5/39,7
Zrs (kPa/l/s)
0,34 ± 0,05*
0,75
0,30
40
0,27/2,13
Zrs % SW
≤ 130 – 150**
223
87,9
40
86/498
*berechnet für die Gesamtgruppe aus den
individuellen Sollwerten der Einzelpatienten. **berechnet als
Grenzbereich (MW±2 s), innerhalb dessen 95 % der
Normpopulation liegen sowie abgeleitet aus Literaturangaben [36].
Tab. 6 Korrelationskoeffizienten nach Pearson
zwischen Parametern der Standardmethodik und IOS
(n = 244).
Parameter/Korrelationen
zu
FEV1(l)
PEF % SW
MEF50 % SW
Rtot % SW
SRtot % SW
RV % TLC
R5 (kPa/l/s)
– 0,28**
– 0,27**
– 0,17**
0,48**
0,37**
0,22*
R20 (kPa/l/s)
0,09
– 0,10
0,04
0,20
0,07
– 0,01
FDR
– 0,36**
– 0,34**
– 0,36**
0,52**
0,54**
0,42**
X5 (kPa/l/s)
0,38**
0,32**
0,27**
– 0,59**
– 0,52**
– 0,37**
Fres (Hz)
– 0,41*
– 0,34**
– 0,34**
0,53**
0,51**
0,44**
Zrs (kPa/l/s)
– 0,33**
– 0,32**
– 0,23**
0,57**
0,48**
0,29**
* p < 0,05, **
p < 0,01 (zweiseitig).
Tab. 7 Standardparameter der
Lungenfunktion bei verschiedenen Obstruktionsschweregraden bei Ruheatmung,
gemessen an SRtot in % des Sollwertes.
Parameter MW/s
Gruppe 0 ohne
n = 15
0 vs. 1
Gruppe 1 leicht
n = 97
1 vs. 2
Gruppe 2 mittel
n = 105
2 vs. 3
Gruppe 3 schwer
n = 27
Alter (J)
62/13,8
–
59/14,4
*
64/13,0
–
62/12,2
% männlich
80
58
62
63
Größe (cm)
169/7,9
–
169/7,7
–
169/8,8
–
171/9,9
Gewicht (kg)
73,6/9,4
–
75,7/15,5
–
75,7/16,1
–
79,4/20,7
Rtot (kPa/l/s)
0,31/0,06
***
0,45/0,10
***
0,69 /0,20
***
1,10/0,22
Rtot % SW
102/20,7
***
149/32,9
***
231/66,0
***
368/73,2
SRtot % SW
103/10,0
***
158/22,9
***
281/60,3
***
536/89,1
FEV1 (l)
2,21/0,68
–
2,06/0,68
***
1,56/0,54
***
1,17/0,56
FEV1 % SW
75/11,8
–
72/17,3
***
58/18,9
***
40/15,7
FEV1 %
VCin
68/8,5
–
66/9,6
***
58/12,3
***
47/11,5
PEF % SW
72/17,1
–
66/19,9
***
53/19,3
**
39/17,2
MEF50 %
SW
41/17,1
–
40/19,5
***
26/14,7
***
16/16,1
MEF25 %
SW
35/15,8
–
32/18,0
***
22/12,2
***
13/11,3
TLC % SW
94/11,5
–
97/11,8
***
105/14,4
–
111/15,4
VCin % SW
86/12,0
–
84/15,7
***
77/15,8
**
65/14,2
RV % TLC
45/7,2
–
47/8,8
***
56/8,3
***
64/7,8
– = nicht signifikant; *
p < 0,05; ** p < 0,01;
*** p < 0,001.
Tab. 8 IOS-Parameter bei
verschiedenen Obstruktionsschweregraden.
Parameter MW/s
Gruppe 0 ohne
n = 15
0/1
Gruppe 1 leicht
n = 97
1/2
Gruppe 2 mittel
n = 105
2/3
Gruppe 3 schwer
n = 27
R5 (kPa/l/s)
0,50 /0,13
–
0,59 /0,20
***
0,74 /0,25
–
0,84 /0,30
R5 % SW
157 /41,9
–
176 /65,5
***
219 /72,7
–
250 /81,4
R20 (kPa/l/s)
0,36/0,08
–
0,39 /0,13
–
0,42 /0,13
–
0,41 /0,15
R20 % SW
130/25,8
–
136 /47,2
–
144 /43,1
–
141 /52,9
FDRa
0,14 /0,08
*
0,20 /0,12
***
0,32 /0,17
**
0,43 /0,20
FDR
0,38 /0,20
*
0,51 /0,26
***
0,78 /0,34
***
1,09 /0,42
X5 (kPa/l/s)
– 0,16/0,08
*
– 0,22 /0,12
***
– 0,35 /0,16
***
– 0,55 /0,37
Fres (Hz)
16,9/5,1
*
20,6 /5,0
***
26,1 /5,9
**
29,9 /6,2
Zrs (kPa/l/s)
0,52 /0,14
–
0,63 /0,22
***
0,83 /0,27
**
1,04 /0,39
Zrs % SW
164 /45,1
–
188 /70,5
***
243 /81,3
**
307 /104,2
– = nicht signifikant; *
p < 0,05; ** p < 0,01;
*** p < 0,001, Überschreitungen der Sollwerte
fettgedruckt.
Diskussion
Diskussion
Die in dieser Studie im Vergleich zu den Widerstands-Messverfahren
geringeren quantitativen Sollwertabweichungen der Flussparameter dürften wesentlich durch das
Messprinzip und die Mitarbeitsabhängigkeit mitbedingt sein. Die
endexspiratorischen Flusswerte zeigen hierbei die deutlichsten
Sollwertabweichungen, was auf die Bedeutung der kleinen Atemwege bei
obstruktiven Erkrankungen hinweist. Das relative FEV1 mit Bezug auf die
Vitalkapazität weist geringere Streuungen gegenüber dem absoluten
FEV1-Wert auf, hat aber den Nachteil einer geringeren Sensitivität bei
vorliegender Lungenüberblähung mit reduzierter Vitalkapazität
als Bezugsgröße. In der Gruppe mit leicht- bis mittelschwerer
Obstruktion werden aufgrund des relativen FEV1 jedoch nur acht von 190
Patienten weniger als obstruktiv eingestuft als aufgrund der absoluten
Einsekundenkapazität. Die Parameter FEV1 und Rtot bzw. SRtot gelten als
Standard für die Erfassung bronchialer Obstruktionen [57 ]
[69 ]
[70 ]
[71 ]
[72 ]
und trotz der geringeren Sensitivität wird die hohe Spezifität der
Spirometrieparameter als Vorteil gesehen, was sich international auch in der
Betonung des FEV1 als Leitparameter in den GOLD-Richtlinien [57 ]
[70 ] und des FEV1/PEF in den
GINA-Leitlinien ausdrückt [11 ]
[69 ]
[73 ]
[74 ].
Der erhebliche Anteil von Patienten dieser Untersuchung, bei denen die
Obstruktion nur bodyplethysmografisch erkannt wird, spricht gegen die alleinige
Anwendung der FEV1-Messung, jedoch für die Sensitivität der
Resistancemessung A [25 ]
[75 ] und
damit den Einsatz von Widerstandsmessverfahren unter Ruheatmung. Unterschiede
zwischen den Erkrankungsgruppen COPD und Asthma waren aufgrund des methodischen
Untersuchungsansatzes und der Stichprobenchrakteristika nicht Gegenstand der
vorliegenden Untersuchung.
Bei der Widerstandsmessung liegt für
die Gesamtgruppe dieser Studie R5 in Übereinstimmung mit einer
kürzlich veröffentlichten Arbeit gering über Rtot
[76 ]. Dabei wurde der mittlere Raw ebenfalls kleiner
gemessen als die oszillometrischen Resistancewerte bei niedrigen Frequenzen als
Hinweis darauf, dass die IOS-Resistancewerte in diesen Bereichen gering
überschätzt werden. Der Unterschied zwischen R5 (IOS) und Raw
(Bodyplethysmografie) war für die Gesamtgruppe jedoch nur gering (im
Mittel 0,1 kPa/l/s), wobei die Abhängigkeit vom
Obstruktion-Schweregrad zu beachten ist. Insgesamt liegen die Normabweichungen
von Zrs und R5 zwischen denen von SRtot und Rtot, was eine vergleichbare
Messempfindlichkeit dieser Parameter für die Gesamtgruppe nahelegt.
Besonders häufige und deutliche Normwertüberschreitungen zeigen in
unserer Untersuchungsgruppe die bodyplethysmografischen Werte der totalen
Resistance mit statistischer Überlegenheit der spezifischen Resistance
gegenüber Rtot. Dieser Unterschied lässt sich durch die
Berücksichtigung der Lungenüberblähung im Parameter SRtot
erklären, da mit höherer Atemmittellage eine mechanische Vordehnung
der kleinen Atemwege erfolgt und somit mittels Rtot scheinbar niedrigere
Widerstandswerte gemessen werden [28 ]. Bei der Bewertung
von IOS-Obstruktionsparametern in der Schweregradeinstufung werden
spirometrische Parameter und bodyplethysmografische Resistancewerte als
Referenzverfahren eingesetzt [41 ]
[53 ]
[61 ]
[62 ]
[65 ]
[77 ]
[78 ]
[79 ]
[80 ]
[81 ]
[82 ]
[83 ].
Unterschiede der bestimmten Messparameter sind bekannt, wobei gering
höhere Normwertgrenzen für den oszillometrisch gegenüber dem
bodyplethysmografisch gemessenen Atemwegswiderstand angegeben werden
[51 ]
[61 ]
[84 ]
[85 ]
[86 ]
[87 ].
Von den in dieser Untersuchung mittels IOS anhand von FDR, X5 und
Fres als leicht obstruktiv eingestuften Patienten der Gruppe 0 wiesen jedoch
neun einen pathologischen Tiffeneau-Index auf, während die verbleibenden
sechs Patienten bei normalem Index eine deutliche exspiratorische
Flussminderung im Sinne einer „small airways disease” aufwiesen.
Somit finden früh obstruktive IOS-Befunde (trotz normaler SRtot) in der
Pneumotachografie ein pathologisches Korrelat, was eher für eine hohe
Sensitivität als für eine rein methodische Überschätzung
spricht. Eine Erhöhung von Rtot resultiert nach bisherigen Erkenntnissen
wesentlich aus der Einengung der zentralen Atemwege [31 ]. Die IOS vermag hingegen, bedingt durch das wenig
flussabhängige Messprinzip, Obstruktionen der peripheren Atemwege
sensitiver zu erfassen [59 ]
[65 ].
Dies birgt jedoch die Gefahr „falsch positiver” Werte, denen
„normale” bodyplethysmografische Resistancewerte im Sinne einer
geringeren Spezifität („Überschätzung leichter
Obstruktionen”) gegenüberstehen. Allerdings wäre eine
verallgemeinernde Wertung hier nur anhand einer größeren Gruppe 0
unter Einbeziehung von Bronchoprovokation und ggf. exhalativer NO-Messung
möglich. Nach dieser Studie sind für eine statistische
Differenzierung der Gruppen 0 und 1 die Parameter Reactance (X5),
Resonanzfrequenz (Fres) und Frequenzabhängigkeit der Resistance (FDR)
besonders geeignet. Die höhere Empfindlichkeit von R5 gegenüber R20
in dieser Studie zeigt die größere Aussagefähigkeit
niedrigfrequenter Oszillationsmessungen, die auf der besseren Erfassung der
peripheren Atemwege beruhen dürfte.
Beim mittleren Obstruktionsschweregrad stimmen die Absolutwerte von
R5 und Impedanz noch gut mit der bodyplethysmografischen Resistance
überein, wobei Zrs höhere Werte als R5 ergibt. Bei schwergradigen
Obstruktionen zeigt sich eine Unterschätzung des durch die spezifische
Resistance (SRtot) beschriebenen Obstruktionsgrades sowohl durch die
bodyplethysmografische Resistance (Rtot) als auch durch den IOS-Parameter R5
sehr deutlich, während die Pneumotachografie ausgeprägte
Flusseinschränkungen erfasst. Mehrfach fanden sich IOS-Resistancewerte
sowohl bei höheren Messfrequenzen als auch mit zunehmender Obstruktion
deutlich unter bodyplethysmografischen Werten mit dadurch bedingter
Unterschätzung schwerer Obstruktionen [61 ]
[66 ]
[76 ]
[85 ]
[88 ].
Die diagnostische Information einer Atemwegsobstruktion geht mit steigendem
Grad zunehmend auf die Reactance X mit einer höheren Sensitivität bei
niedrigen Messfrequenzen über [89 ]. Mit dem
Kombinationsparameter Impedanz Zrs, der die Komponenten R und X einbezieht, ist
jedoch eine bessere Einschätzung schwerer Obstruktionen zu erwarten
[61 ]
[66 ]. Folgerichtig weicht in
unserer Untersuchung die Impedanz Zrs bei schwerer Obstruktion wesentlich
geringer von Rtot ab als R5. Zusätzlich zeigt die
Frequenzabhängigkeit FDR trotz größerer Streuungen eine bessere
Erfassung schwerer Obstruktionen gegenüber R5. In der Subgruppenanalyse
zeigt die von der Reactance abhängige Fres, die als empfindlicher für
die Charakterisierung einer Obstruktion im Vergleich zur Resistance beschrieben
wird [63 ]
[65 ], wie auch X5 im
Gegensatz zu R5 signifikante Unterschiede zwischen allen Schweregraden
einschließlich Gruppe 3 mit schwerer Obstruktion. Diese Studie zeigt,
dass die hochfrequente oszillometrische Resistance (R20) als Einzelparameter
nicht wesentlich zur Schweregradabschätzung der Obstruktion beiträgt,
wohl jedoch zur Berechnung der Frequenzabhängigkeit der Resistance. Eine
ausreichende Empfindlichkeit für den Obstruktionsnachweis mittels IOS wird
dahingegen besonders für niedrige Messfrequenzen gesehen
[61 ]
[65 ]
[66 ]
[87 ]
[90 ]
[91 ]
[92 ].
Da neben den beiden Impedanzkomponenten R und X diagnostische
Informationen über Art und Ausmaß einer Atemwegsobstruktion im
gesamten, von der IOS-Methode erfassten Frequenzverlauf vorhanden sind, werden
Vorteile von formspezifischen Kennwerten erwartet, welche die
Frequenzabhängigkeit von R(f) und X(f) quantitativ charakterisieren.
Analog zur klassischen Oszillometrie und in Anlehnung an die Literatur
[60 ]
[68 ] wurde deshalb in der
vorliegenden Studie die mit stärkerer Obstruktion zunehmende
Frequenzabhängigkeit von R durch den Parameter FDR, welcher bisher kein
IOS-Routineparameter ist, quantifiziert. Dieser stellt ein relatives Maß
durch die Normierung auf R20 dar, es werden in der Literatur auch absolute
Differenzen R5 – R20 bzw. R5 – R15
angegeben [53 ]
[61 ]. Ein hoher
FDR-Wert charakterisiert somit eine größere Steilheit der
frequenzabhängigen Resistancekurve, bedingt durch höhere R5 und/oder
niedrigere R20-Werte. Diese Frequenzabhängigkeit der Resistance wird als
ein guter Marker für den Obstruktionsgrad und als sensitiver Indikator
einer frühen Atemwegsobstruktion gesehen [37 ]
[66 ]
[83 ]
[93 ]
[94 ]
[95 ].
Beim Vergleich gesunder und symptomarmer asthmakranker Kinder erwies sich die
FDR als die am besten trennende Messgröße [60 ]. In der vorliegenden Studie weist neben X5 und Fres nur
die FDR signifikante Unterschiede zwischen allen Obstruktions-Schweregraden auf
und liegt, bezogen auf die Sollwertabweichung, trotz höherer Streuungen in
den Gruppen 0 und 3 der Rtot am nächsten. Die Abgrenzung mittelgradiger
gegenüber leichtgradiger Obstruktionen war mit allen untersuchten
Parametern außer R20 gut möglich. Für die Aussagekraft der
komplexeren IOS-Parameter spricht auch deren gegenüber R5 deutlichere
Korrelation zu Rtot und auch zu FEV1 in dieser Studie.
Rtot und R5 (IOS) korrelieren in Übereinstimmung mit einer
anderen Studie vergleichsweise schwach [76 ]. Vereinzelt
wurden auch höhere Korrelationen, z. B. zwischen Ros bei
6 Hz (FOT) und Raw beschrieben [63 ]. Die
vorliegende Studie zeigt trotz insgesamt niedriger Korrelationskoeffizienten
eine Korrelation zur Pneumotachografie für X5, Fres und FDR, wobei die
Korrelation von Fres zu FEV1 gut mit den Ergebnissen bei älteren Patienten
übereinstimmt [96 ], die in einer anderen Studie
für Fres beschriebenen Korrelationskoeffizienten jedoch unterschreitet
[97 ]. Bei Kindern mit Asthma war die Korrelation von X5
geringer als die von R5 [98 ].
Die relativ geringen Korrelationen zwischen oszillometrischer und
bodyplethysmografischer Resistance bei COPD werden durch messmethodische
Unterschiede erklärt [66 ]
[85 ]
[87 ]. Insgesamt sind jedoch
Korrelationen der IOS zur Bodyplethysmografie deutlicher als zur
Pneumotachografie/Spirometrie. In einer Studie mit einer gemischten
obstruktiv-restriktiven Patientengruppe finden sich die höchsten
Korrelationen von Rtot zu Fres, Zrs, X5 und zu R5, wobei der mittlere Rtot der
Gesamtgruppe mit 0,47 kPa/l/s niedriger als in der vorliegenden Studie
war [62 ]. Für die Widerstandswerte bei höheren
Frequenzen fanden sich ebenfalls geringere bzw. keine signifikanten
Korrelationen zum bodyplethysmografischen Widerstand. Korrelationen zu den
exspiratorischen Flusswerten (MEF) wurden nur für R5 und für Zrs
berichtet [62 ]. Zwischen FEV1 und Parametern der
multifrequenten Oszillometrie wie R8, X8 und Fres wurden
Korrelationskoeffizienten < 0,3 beschrieben [96 ]
[99 ]. Bei einer Untersuchung an
216 Asthmapatienten lagen die Korrelationen von R5 und Zrs zum FEV1 bei
– 0,49 [97 ], bei jugendlichen Asthmatikern
fanden sich enge Korrelationen zwischen FEV1 und R5, X5 sowie
R5 – R15 [53 ].
Betrachtet man bei der Charakterisierung der Obstruktion in der
Gesamtgruppe die Empfindlichkeit der Standardparameter, gemessen an der
Häufigkeit normabweichender Befunde, so schneidet SRtot am besten ab,
gefolgt von Rtot, was die Bedeutung der im deutschsprachigen Raum gut
etablierten und international wieder aufgewerteten Bodyplethysmografie belegt.
Unter den IOS-Parametern erwiesen sich FDR, Fres und Zrs als besonders
sensitiv. Deren Normwertüberschreitungen lagen signifikant über denen
der Widerstände R5 und R20. Während R5 und Zrs
Variationskoeffizienten vergleichbar der Standardmethodik aufweisen, ist die
Streubreite der Reactance X5 und der Frequenzabhängigkeit FDR
(vergleichbar zu den exspiratorischen Flusswerten MEF25 bzw. MEF50) recht hoch,
was deren Aussagekraft einschränkt. Dennoch wird die
Frequenzabhängigkeit der Resistancewerte (FDR) mit zunehmender Obstruktion
als brauchbarer Parameter hervorgehoben und durch die vorliegende Studie
bestätigt [61 ]
[62 ]. Für
eine Messung schwergradiger Obstruktionen mittels IOS sind nach diesen Daten
Reactance (X5), Resonanzfrequenz (Fres), Impedanz (Zrs) und
Frequenzabhängigkeit der Resistance (FDR) geeigneter als R5, um Nachteile
der klassischen Oszillometrie zu vermeiden.
Zusammenfassend vermögen die Pneumotachografie, die
Bodyplethysmografie und die IOS Kriterien einer Obstruktion in den
entsprechenden Leitparametern deutlich aufzuzeigen, wobei bei einem
großen Patientenanteil die Widerstands- und komplexeren IOS-Parameter
deutlich von den Sollwerten abweichen, was für eine insgesamt gute
Sensitivität spricht. Unter den IOS-Parametern zeigen die FDR und die
Fres, gefolgt von X5, R5 und der aus beiden Parametern abgeleiteten Impedanz
Zrs eine der bodyplethysmografischen Resistance vergleichbare, gegenüber
den Flussparametern jedoch höhere Empfindlichkeit. Die insgesamt relativ
schwachen Korrelationen der IOS-Parameter zur Pneumotachografie und
Bodyplethysmografie sind aus den Unterschieden der physikalischen
Messprinzipien zu erklären [59 ]
[62 ]
[71 ]
[99 ]
[100 ]
[101 ].
Die IOS hat nach der vorliegenden Untersuchung aufgrund ihrer hohen
Empfindlichkeit und der sehr guten Handhabbarkeit das Potenzial für eine
aussagekräftige, wenig aufwendige Vorfeldmethode, mit der sich beginnende,
klinisch jedoch noch nicht manifeste Obstruktionen sensitiver als allein mit
der Pneumotachografie nachweisen lassen. Besonders die Parameter X5 und Fres
sowie abgeleitet Zrs erfassen zusätzlich erhöhte
Blindwiderstände, die auf ein verändertes bronchopulmonales
Trägheits- und Elastizitätsverhalten und somit auf strukturelle
Wandeigenschaften hinweisen. Die Nachteile oszillometrischer Messverfahren bei
der Erfassung schwerer Obstruktionen können durch die abgeleiteten
komplexeren Parameter bei höheren Messwertstreuungen zum Teil ausgeglichen
werden. Die Schwächen der klassischen Oszillometrie mit
Überschätzung leichter und Unterschätzung schwerer Obstruktionen
sind bei Verwendung geeigneter und komplexer IOS-Parameter deutlich geringer
ausgeprägt, sodass die IOS bei Interpretation komplexer Parameter als
moderne Weiterentwicklung mit praktischen Vorteilen zu betrachten ist. Die
Autoren empfehlen deshalb den Einsatz der IOS besonders als Ergänzung zur
Pneumotachografie/Spirometrie bei fehlender Bodyplethysmografie und bei
kooperationsgeminderten Patienten sowie zur Früh- und Screeningdiagnostik
bronchialer Obstruktionen.