Pneumologie 2009; 63(1): 2
DOI: 10.1055/s-0028-1145222
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Asthma bronchiale - Clarithromycin senkt die neutrophile Entzündung

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Publication Date:
22 January 2009 (online)

 
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Das refraktäre Asthma bronchiale ist therapeutisch schwer zu fassen. Es entstehen außerdem hohe Kosten sowie eine hohe Komorbidität aufgrund von Nebenwirkungen der häufig notwendigen systemischen Kortikoide. In diesem Kontext haben J. L. Simpson et al. den Effekt von Clarithromycin untersucht. Am J Respir Crit Care Med 2008; 177: 148–155

Patienten mit refraktärem Asthma haben trotz optimaler medikamentöser Behandlung persistierende Symptome. Dies stellt ein Problem in der klinische Behandlung dar. Das refraktäre Asthma zeigt häufig neben einer eosinophilen Entzündung eine prädominant neutrophile Atemwegsentzündung mit erhöhtem Interleukin-(IL)-8-Spiegel. Die Kombination aus inhalativen Kortikosteroiden und inhalativen ß2-Sympathomimetika ist die häufigste Basistherapie bei Asthma. Bei der Behandlung von Patienten mit refraktärem Asthma, die bereits eine hochdosierte Kombinationstherapie erhalten, sind die Therapiemöglichkeiten beschränkt. Eine zusätzliche medikamentöse Behandlung zur Basistherapie stellen orale Kortikosteroide und die Anti-IgE-Therapie dar. Diese Add-on-Therapie zielt auf das eosinophile Asthma mit allergischer IgE-Komponente ab, ist aber bei einer neutrophilen Atemwegsentzündung weniger effektiv. Es zeigt sich somit ein Bedarf für eine effektive antiinflammatorische Therapie in der Behandlung des neutrophilen refraktären Asthmas. J. L. Simpson von der University of Newcastle, Callaghan, Australien, untersuchen deshalb in ihrer Studie, ob das Makrolid-Antibiotikum Clarithromycin, das sowohl antibiotisch als auch antiinflammatorisch wirkt, in der Behandlung des refraktären nicht eosinophilen Asthmas als Add-on-Therapie eingesetzt werden kann.

In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurden 45 Teilnehmer mit refraktärem eosinophilem und nicht eosinophilem Asthma untersucht. Die Teilnehmer wurden in 2 Gruppen eingeteilt. Die 1. Gruppe erhielt 2-mal täglich oral 500 mg Clarithromycin, die 2. Gruppe erhielt ein Placebo. Gemessen wurde im Sputum als primärer Endpunkt die IL-8-Konzentration, sekundär die Anzahl der neutrophilen Granulozyten, die Matrix-Metalloproteinase-9 (MMP-9) und die neutrophile Elastase (NE).

Der IL-8-Spiegel sank nach der 8-wöchigen Behandlung mit Clarithromycin signifikant von 6,6 ng/ml (Median) auf 3,9 ng/ml, die Anzahl der Neutrophilen sank von 142,9 x 104/ml auf 66,7 x 104/ml. Der Spiegel der MMP-9 und NE reduzierte sich tendenziell, jedoch nicht statistisch signifikant. In einer Subanalyse zeigte sich, dass die Wirkung von Clarithromycin am deutlichsten bei refraktären Asthmatikern mit einer ausgeprägt neutrophilen Entzündung war. Bei diesen Patienten nahmen auch die MMP9-Spiegel durch die Therapie ab.

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Bewertung

Patienten mit refraktärem Asthma zeigen eine neutrophile Atemwegsentzündung mit erhöhtem IL-8-Spiegel. Clarithromycin vermindert die Aktivität und Akkummulation der neutrophilen Granulozyten und senkt die Freisetzung von Mediatoren aus diesen Zellen. Laut dieser Studie ist Clarithromycin eine mögliche Option für die Therapie des schweren refraktären Asthma bronchiale – vor allem bei Patienten mit nicht eosinophilem Asthma. Größere klinische Studien sind jedoch erforderlich, um den Stellenwert der antientzündlichen Wirkungen von Makrolid-Antibiotka bei Asthma beurteilen zu können.

Referiert und bewertet von Dr. B. Koller und Dr. D. Hartl, München