Pneumologie 2009; 63(1): 2-3
DOI: 10.1055/s-0028-1145223
Pneumo-Fokus

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Asthma bronchiale - Exazerbation durch Virusinfektionen bei Kindern

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Publication Date:
22 January 2009 (online)

 
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Bei etwa 80% der asthmakranken Kinder im schulpflichtigen Alter führt eine Virusinfektion der oberen Atemwege zu einer akuten Exazerbation ihres Asthmas. Die jungen Patienten klagen über Luftnot, thorakales Engegefühl, trockenen Husten und teilweise über pfeifende Atemgeräusche, vor allem nachts und am frühen Morgen. "Die genaue Diagnose sollte ein allergologisch erfahrener Kinder- und Jungendarzt stellen, da die Symptome verhältnismäßig unspezifisch sein können. Als Differenzialdiagnose kommen, in Abhängigkeit vom Alter, andere Krankheiten wie Pneumonie oder Bronchiolitis in Frage", sagt Prof. Carl-Peter Bauer, Vorstandvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA).

Für die symptomatische Therapie einer Atemwegsobstruktion stehen vor allem kurzwirksame Betamimetika zur Verfügung. "Falls es durch sie zu keiner ausreichenden Verbesserung kommt, sollte der kurzfristige Einsatz von oralen Kortikosteroiden erwogen werden", so Bauer. "Bei rezidivierenden infektabhängigen Asthmabeschwerden kann eine Langzeittherapie mit inhalativen Kortikosteroiden erforderlich sein."

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Viren können allergisches Asthma vorbeugen, aber auch auslösen

Bestimmte Viren- und Bakterienprodukte können das Risiko einer allergischen Sensibilisierung der Atemwege reduzieren. Häufige Atemwegsinfektionen in den ersten 2 Lebensjahren durch Ansteckung bei älteren Geschwistern (Geschwistereffekt) oder regelmäßiger Kontakt zu Stallungen und Tieren (Bauerneffekt) trainieren das Immunsystem: Die Erreger stimulieren T-Lymphozyten und lösen eine TH1-Immunantwort aus. Dadurch wird eine TH2-Antwort unterdrückt. Auch eine Virus-induzierte Interferon-α-(IFN-α)-Ausschüttung kann zu einem erhöhten Level von IFN-γ führen und somit in einer verstärkten TH1-Zytokin-Antwort resultieren. Bei allergisch sensibilisierten Personen ist das Gleichgewicht hingegen in Richtung einer TH-2-Immunantwort verschoben.

Einige Viren haben jedoch keinen präventiven Einfluss auf die Asthmaentwicklung. Stattdessen begünstigen sie sogar die Entstehung des allergischen Asthmas. Häufigster Erreger von Atemwegsinfektionen bei Kindern im schulpflichtigen Alter sind Rhinoviren (RV). Sie sind an 60 % der Infektionen beteiligt. Bei Kleinkindern unter 2 Jahren löst dagegen oft das Respiratory Syncytial Virus (RSV) mit einem Anteil von 50–60 % Infektionen aus. Im Tiermodell konnte bereits gezeigt werden, dass TH2-Zellen während und nach Abklingen einer RSV-Infektion vermehrt Interleukin-5 (IL-5) produzieren. Dieses Zytokin aktiviert eosinophile Granulozyten und kann eine allergische Entzündung des respiratorischen Systems induzieren. Auch eine verminderte INF-α-Ausschüttung führt zu einer Zunahme von Eosinophilen. Kinder mit allergischem Asthma weisen eine signifikant geringere Menge an INF-α im Blut auf als gesunde. Der Grund hierfür ist noch nicht bekannt.

Neben den RV- und RSV-Viren können zu einem geringeren Anteil auch Enteroviren, Koronaviren, Parainfluenzaviren und Adenoviren eine obstruktive Atemwegsinfektion auslösen. Bakterielle Infektionen der Atemwege führen scheinbar nicht zu Asthmaexazerbationen. Lediglich einige atypische Bakterien wie Mykosplasma pneumoniae und Chlamydia pneumoniae begünstigen die Erkrankung.

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Prävention eines Asthmas nach viralem Infekt

In Zukunft könnten präventive Maßnahmen eine TH1-Therapie mit topischem IL-12 umfassen. Auch eine Vakzination gegen asthmaauslösende Viren kann helfen. Damit Ärzte in Zukunft gezielt Asthmaanfällen vorbeugen können, wollen Forscher herausfinden, welche Viren-Subtypen genau für ein Infektionsasthma verantwortlich sind: Wissenschaftler aus Kalifornien, USA, stellten in diesem Jahr einen neuen DNA-Chip vor. Dieser kann eine große Virenanzahl identifizieren, die vermehrt bei Patienten mit Infektionen und Asthmaexazerbationen vorkommen.

Mitteilung der ÄDA/DGAKI/GPA