Bei etwa 80% der asthmakranken Kinder im schulpflichtigen Alter führt eine Virusinfektion
der oberen Atemwege zu einer akuten Exazerbation ihres Asthmas. Die jungen Patienten
klagen über Luftnot, thorakales Engegefühl, trockenen Husten und teilweise über pfeifende
Atemgeräusche, vor allem nachts und am frühen Morgen. "Die genaue Diagnose sollte
ein allergologisch erfahrener Kinder- und Jungendarzt stellen, da die Symptome verhältnismäßig
unspezifisch sein können. Als Differenzialdiagnose kommen, in Abhängigkeit vom Alter,
andere Krankheiten wie Pneumonie oder Bronchiolitis in Frage", sagt Prof. Carl-Peter
Bauer, Vorstandvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Allergologie
und Umweltmedizin (GPA).
Für die symptomatische Therapie einer Atemwegsobstruktion stehen vor allem kurzwirksame
Betamimetika zur Verfügung. "Falls es durch sie zu keiner ausreichenden Verbesserung
kommt, sollte der kurzfristige Einsatz von oralen Kortikosteroiden erwogen werden",
so Bauer. "Bei rezidivierenden infektabhängigen Asthmabeschwerden kann eine Langzeittherapie
mit inhalativen Kortikosteroiden erforderlich sein."
Viren können allergisches Asthma vorbeugen, aber auch auslösen
Viren können allergisches Asthma vorbeugen, aber auch auslösen
Bestimmte Viren- und Bakterienprodukte können das Risiko einer allergischen Sensibilisierung
der Atemwege reduzieren. Häufige Atemwegsinfektionen in den ersten 2 Lebensjahren
durch Ansteckung bei älteren Geschwistern (Geschwistereffekt) oder regelmäßiger Kontakt
zu Stallungen und Tieren (Bauerneffekt) trainieren das Immunsystem: Die Erreger stimulieren
T-Lymphozyten und lösen eine TH1-Immunantwort aus. Dadurch wird eine TH2-Antwort unterdrückt.
Auch eine Virus-induzierte Interferon-α-(IFN-α)-Ausschüttung kann zu einem erhöhten
Level von IFN-γ führen und somit in einer verstärkten TH1-Zytokin-Antwort resultieren.
Bei allergisch sensibilisierten Personen ist das Gleichgewicht hingegen in Richtung
einer TH-2-Immunantwort verschoben.
Einige Viren haben jedoch keinen präventiven Einfluss auf die Asthmaentwicklung. Stattdessen
begünstigen sie sogar die Entstehung des allergischen Asthmas. Häufigster Erreger
von Atemwegsinfektionen bei Kindern im schulpflichtigen Alter sind Rhinoviren (RV).
Sie sind an 60 % der Infektionen beteiligt. Bei Kleinkindern unter 2 Jahren löst dagegen
oft das Respiratory Syncytial Virus (RSV) mit einem Anteil von 50–60 % Infektionen
aus. Im Tiermodell konnte bereits gezeigt werden, dass TH2-Zellen während und nach
Abklingen einer RSV-Infektion vermehrt Interleukin-5 (IL-5) produzieren. Dieses Zytokin
aktiviert eosinophile Granulozyten und kann eine allergische Entzündung des respiratorischen
Systems induzieren. Auch eine verminderte INF-α-Ausschüttung führt zu einer Zunahme
von Eosinophilen. Kinder mit allergischem Asthma weisen eine signifikant geringere
Menge an INF-α im Blut auf als gesunde. Der Grund hierfür ist noch nicht bekannt.
Neben den RV- und RSV-Viren können zu einem geringeren Anteil auch Enteroviren, Koronaviren,
Parainfluenzaviren und Adenoviren eine obstruktive Atemwegsinfektion auslösen. Bakterielle
Infektionen der Atemwege führen scheinbar nicht zu Asthmaexazerbationen. Lediglich
einige atypische Bakterien wie Mykosplasma pneumoniae und Chlamydia pneumoniae begünstigen
die Erkrankung.
Prävention eines Asthmas nach viralem Infekt
Prävention eines Asthmas nach viralem Infekt
In Zukunft könnten präventive Maßnahmen eine TH1-Therapie mit topischem IL-12 umfassen.
Auch eine Vakzination gegen asthmaauslösende Viren kann helfen. Damit Ärzte in Zukunft
gezielt Asthmaanfällen vorbeugen können, wollen Forscher herausfinden, welche Viren-Subtypen
genau für ein Infektionsasthma verantwortlich sind: Wissenschaftler aus Kalifornien,
USA, stellten in diesem Jahr einen neuen DNA-Chip vor. Dieser kann eine große Virenanzahl
identifizieren, die vermehrt bei Patienten mit Infektionen und Asthmaexazerbationen
vorkommen.
Mitteilung der ÄDA/DGAKI/GPA