Zahnmedizin up2date 2009; 3(5): 491-510
DOI: 10.1055/s-0029-1185707
Kinder- und Jugendzahnheilkunde

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Molar-Incisor-Hypomineralization

Verena Knapp, Silke Marie Nies
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Publication Date:
12 October 2009 (online)

Einleitung

Die Karieshäufigkeit an bleibenden Zähnen ist derzeit in Deutschland bei Erwachsenen und Jugendlichen rückläufig. Dennoch stellen strukturgeschwächte 6-Jahr-Molaren immer noch Kinder, Eltern und das Praxisteam vor ein Behandlungsproblem. Es liegt ein erhöhter Behandlungsaufwand bei schnell fortschreitender Zerstörung und zunehmender Behandlungsangst vor. Im Folgenden wird eine Übersicht über die Epidemiologie, Ätiologie, das Erscheinungsbild und mögliche Behandlungsstrategien der Molar-Incisor-Hypomineralization aufgezeigt.

Was ist die Molar-Incisor-Hypomineralization?

Zahlreiche Publikationen beschäftigen sich mit gelblich-bräunlichen Schmelzdefekten, die sich isoliert an 6-Jahr-Molaren und gelegentlich auch an Frontzähnen zeigen. Diese Defekte lassen sich anderen gut beschriebenen Zahnverfärbungen oder Strukturanomalien nicht zuordnen, wie z. B. Rachitis, Tetrazyklinverfärbungen, Fluorose oder Amelogenesis imperfecta. Die Nomenklatur dieser Hypomineralisationen ist in der Literatur lange Zeit nicht einheitlich beschrieben worden. Es lassen sich Begriffe wie hypomineralisierte permanente erste Molaren, idiopathische Schmelzhypomineralisation der ersten bleibenden Molaren sowie „Cheese-Molars“ finden.

Definition nach Weerheijm Die verschiedenen Bezeichnungen wurden erst 2001 von Weerheijm et al. unter dem heute einheitlich verwendeten Begriff „Molar-Incisor-Hypomineralization“ (MIH) zusammengefasst [1]. Die Autoren definierten die Fehlbildung dabei als eine systemisch bedingte Strukturanomalie der bleibenden Schneidezähne und der ersten bleibenden Molaren. Bereits kurz nach dem Durchbruch der Zähne kann es, durch Kaukräfte bedingt, zum Verlust des fehlstrukturierten Schmelzes kommen. Die betroffenen Zähne reagieren sehr empfindlich auf Temperatur und mechanische Stimuli, sodass das Zähneputzen Schmerzen bereiten kann. Histologisch zeigen sich Porositäten und niedrigere Kalzium- und Phosphatkonzentration im Vergleich zum normalen Schmelz [1]. Merke: Der Begriff „Molar-Incisor-Hypomineralization“ wurde erst 2001 auf der European Academy of Paediatric Dentistry-Tagung vorgeschlagen und wird seitdem einheitlich verwendet.

Literatur

Dr. Silke Marie Nies

Poliklinik für Kinderzahnheilkunde
Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Schlangenzahl 14

35392 Gießen

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