Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69(8): 687-691
DOI: 10.1055/s-0029-1185975
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Komplementäre und alternative Methoden in der Geburtshilfe – Die Sicht niedergelassener Ärzte

Complementary and Alternative Methods in Obstetrics – The View of Consultant PhysiciansM. Kalder1 , A. Budden2 , K. Münstedt3
  • 1Klinik für Gynäkologie, Gynäkologische Endokrinologie und Onkologie der Philipps Universität, Marburg und Gießen, Standort Marburg
  • 2Klinikum Bad Hersfeld GmbH, Bad Hersfeld
  • 3Universitätsfrauenklinik, Justus-Liebig-Universität, Gießen
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

eingereicht 14.1.2009

akzeptiert 23.6.2009

Publikationsdatum:
18. August 2009 (online)

Zusammenfassung

Methoden der komplementären und alternativen Medizin (CAM) werden in der Geburtshilfe häufig eingesetzt, insbesondere die Homöopathie, Akupunktur und Aromatherapie. Aus diesem Grund wurde die Einstellung niedergelassener Ärzte zu diesem Themenkomplex abgefragt. Mithilfe eines für die Bedürfnisse der Geburtshilfe modifizierten Fragebogens aus der Anwendung von CAM in der Onkologie wurden die Einstellungen von niedergelassenen Gynäkologen im Rahmen der Gießener Gynäkologischen Fortbildung 2007 erfasst. Bei einer Rücklaufquote von 81,3 % ergab sich ein geringer Kenntnisstand zum Bereich CAM bei den Befragten. Atemtechniken, Akupunktur, Akupressur, Massage, Yoga und Homöopathie werden für sinnvoll gehalten. Nach Ansicht der Befragten sollten invasive oder medikamentöse Methoden eher von Ärzten angewendet werden, andere eher von Hebammen. Eine Neuorientierung im Hinblick auf die Anwendung von komplementären und alternativen Methoden in der Geburtshilfe erscheint erforderlich. Dies bezieht sich auf eine Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildung, die kompetente Übernahme von Behandlungen durch Ärzte, die Auswahl eines evidenzbasierten Angebots von Methoden und die Erfassung von möglichen unerwünschten Wirkungen, welches am wirkungsvollsten über die Perinatalerhebungen zu erzielen wäre. In einem derart strukturierten Gesamtkontext ist ein sinnvoller Einsatz von CAM-Methoden in der Geburtshilfe möglich, ohne dass eine Gefährdung von Patientinnen und unnötige Kosten befürchtet werden müssen.

Abstract

Complementary and alternative methods (CAM) are frequently used in obstetrics, especially homeopathy, acupuncture, and aromatherapy. Using a questionnaire based on earlier studies in the field of oncology, we investigated the attitudes of gynecologists in private practice to the use of CAM in obstetrics during the Gießener Gynäkologischen Fortbildung Conference 2007. The response rate was 81.3 %. The responding gynecologists showed only a limited knowledge of CAM. Breathing techniques, acupuncture, acupressure, massage, yoga and homeopathy were considered useful. In the opinion of the gynecologists questioned, physicians should be responsible for invasive procedures and medication, and midwives responsible for the implementation of non-invasive approaches. A reorientation with regard to the use of CAM in obstetrics appears to be necessary. Such an approach would include all areas of education, the competent takeover of certain treatments by physicians, a choice of evidence-based methods and the assessment of potential side-effects of CAM, which could be done most effectively within the scope of existing perinatal surveys. In such a structured context a meaningful use of CAM in obstetrics seems possible without risk to patients and without incurring unnecessary costs.

Literatur

Prof. Dr. Karsten Münstedt

Universitätsfrauenklinik Gießen

Klinikstraße 32

35392 Gießen

eMail: karsten.muenstedt@gyn.med.uni-giessen.de