Diabetes aktuell 2009; 7(1): 6
DOI: 10.1055/s-0029-1202208
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Typ-1-Diabetes - Humanes Parechovirus möglicher Auslöser für Diabetes

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Publication Date:
26 February 2009 (online)

 
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    Eine Arbeitsgruppe um G. Tapia fand in einer Studie, dass das humane Parechovirus bei prädisponierten Menschen möglicherweise Typ-1-Diabetes auslösen kann. Das Virus wird als harmlos eingeschätzt, kommt bei den meisten Kindern vor und löst nur wenige Symptome aus.

    Die Studie war Teil eines Langzeitprojektes des norwegischen Instituts für Public Health, in dem untersucht wurde, ob es umgebungsbedingte Risikofaktoren für die Entwicklung eines Typ-1-Diabetes gibt. Für das Projekt beantworteten die Eltern von 102 Kindern monatlich Fragebögen zur Gesundheit der Kinder, und es wurden Stuhlproben der Kinder untersucht. Die 102 Kinder waren alle im Jahr 2004 geboren. Eine Hälfte hatte ein hohes Risiko für die Entwicklung eines Typ-1-Diabetes, die andere Hälfte ein niedriges. In der Hochrisikogruppe waren Säuglinge, die den HLA-Genotyp trugen, das höchste bekannte Risiko für Typ-1-Diabetes. Die Gruppe mit niedrigem Risiko umfasste Säuglinge, die zur gleichen Zeit und in der gleichen Gegend geboren wurden, wie die Säuglinge der Hochrisikogruppe. Ziel der Untersuchung war es zum einen herauszufinden, wie verbreitet Infektionen durch das humane Parechovirus bei norwegischen Kindern sind. Zum anderen wollten die Forscher untersuchen, ob wie bei Nagern bekannt, auch beim Menschen durch ein Virus ein Diabetes induziert werden kann.

    Bei der Auswertung der über 3 Jahre gesammelten Stuhlproben und der Fragebögen fanden die Forscher keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Infektionen und typischen Symptomen wie Husten, Schnupfen, Erbrechen, Diarrhö oder Fieber. Bei 86 % der Kinder im Alter von 2 Jahren konnte das Parechovirus im Stuhl nachgewiesen werden, im Alter von 3 Jahren bei 94 %. Das humane Parechovirus 1 war das am häufigsten nachgewiesene (76 %), gefolgt von humanem Parechovirus 3 und 6 (13 bzw. 9 %). Ein Anstieg der Infektionen fand bei Kindern im Alter von 6-18 Monaten statt. Dies könnte im Zusammenhang mit dem Absinken der mütterlichen Antikörper bei Kindern im Alter von 6 Monaten oder auch mit dem Eintritt der 6 Monate alten Kinder in eine Kinderkrippe oder eine Spielgruppe stehen. Die meisten Infektionen traten zwischen September und Dezember auf.

    Die Forscher folgern aus den Ergebnissen, dass die meisten Kinder eine Infektion mit dem humanen Parechovirus durchgemacht haben, ohne Symptome zu zeigen. Deshalb sollten bei Kindern mit erhöhtem genetischem Risiko die Anzahl der früheren Infekte berücksichtigt werden, wenn nach Triggern für Typ-1-Diabetes gesucht wird. Möglicherweise könnten zu wenige Infektionen oder eine Infektion zu einem zu späten Zeitpunkt entscheidend sein.

    Quelle: Newsletter "Diabetes in Control", 13.1.2009. Tapia G et al. Longitudinal observation of parechovirus in stool samples from Norwegian infants. J Med Virol 2008; 80: 1835-1842