Diabetes aktuell 2009; 7(1): 45
DOI: 10.1055/s-0029-1202213
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Männergesundheit und Testosteronmangel - Sexualfunktion eröffnet Blick auf Risikofaktoren

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Publication Date:
26 February 2009 (online)

 
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Störungen in der Sexualfunktion, wie erektile Dysfunktion (ED) oder Symptome des altersbedingten Testosteronmangels, können Männer zu einem Arztbesuch veranlassen. Hinter solchen Symptomen verstecken sich oft kardiovaskuläre oder metabolische Grunderkrankungen wie Diabetes oder das metabolische Syndrom, die behandelt werden sollten. Die Supplementierung von Testosteron bis hin zu Spiegeln im Altersnormwert kann die Therapie der Grunderkrankungen erfolgreich ergänzen.

Fast 40 % der Männer ab 45 Jahren aus einer amerikanischen Studie in Allgemeinarztpraxen hatten einen Testosteronmangel - Tendenz steigend mit zunehmendem Alter. Bei niedrigen Testosteronspiegeln beobachtet man ein Kontinuum von Testosteronwirkung und Beschwerden, die von Libidoverlust und mangelnder Antriebskraft, Übergewicht, Depressivität und Konzentrationsverlust bis hin zu Typ-2-Diabetes und Erektionsstörungen reichen.

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Testosteronspiegel und Bauchumfang

Bei vielen Männern kann man das metabolische Syndrom als Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen schon per Blickdiagnose über den Bauchumfang erahnen. Hinter dem Symptomkomplex aus Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhten Lipidspiegeln und Blutzuckerwerten verbirgt sich häufig ein behandelbarer Testosteronmangel. Wie Dr. Michael Zitzmann vom Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie an der Uni Münster berichtet, ist besonders das viszerale Bauchfett ein endokrinologisch sehr aktives Organ. Ein höherer Bauchumfang korreliert mit niedrigeren Testosteronspiegeln. Bei Männern mit Testosteron-Mangelsyndrom konnte durch eine Hormonsupplementation langfristig der Abbau der Körperfettmasse unterstützt werden. Bei "frisch diagnostizierten" Typ-2-Diabetikern kann der durch Ernährungsberatung und Training bewirkte Rückgang von Triglyzeriden, HDL-Cholesterin und Bauchumfang durch den Ausgleich eines Testosteronmangels noch verbessert werden. Die Testosterongabe senkte auch den HbA1C noch deutlicher ab als Ernährung und Bewegung alleine.

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Testosteronsubstitution lohnt sich auch im unteren Normbereich

Die Ergebnisse der europäischen Testogel-Studie mit 382 Männern aus acht europäischen Ländern zeigen, dass die Substitution nicht nur die Symptome des Hypogonadismus bessert, sondern sich auch positiv auf die Körperzusammensetzung auswirkt. Alle Studienteilnehmer wiesen typische Symptome eines Altershypogonadismus auf. Ihr Gesamttestosteronwert lag unter 15 nmol/l, das bioverfügbare Testosteron unter 6,68 nmol/l, ihre Testosteronausgangswerte lagen damit im unteren Normbereich. Auch die Lipidwerte, wie Gesamt-Cholesterin und LDL-Cholesterin, sanken durch die Androgentherapie. Die Behandlungsvorteile der Testosteronsubstitution zeigen sich auch bei Testosteronwerten im unteren Normbereich.

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Dauereinnahme von PDE-5-Hemmern wie Vardenafil zeigt keinen Vorteil

Eine erektile Dysfunktion kann trotz Behandlung der Grunderkrankung weiter bestehen. Bei der Gabe von PDE-5-Hemmern wurde lange die Prophylaxe-Hypothese diskutiert: Die kontinuierliche Einnahme könnte als eine Art "Trainingsprogramm" durch vermehrte nächtliche Erektionen und eine verbesserte Sauerstoffversorgung die Erektionsfähigkeit verbessern. In der RESTORE-Studie erhielten 236 Männer mit leichter bis moderater ED und mindestens einer Komorbidität wie Diabetes mellitus, Hypertonie oder pAVK entweder einmal täglich den PDE-5-Hemmer Vardenafil (10 mg) plus Placebo bei Bedarf, oder aber Placebo und Vardenafil jeweils nur bei Bedarf. Gemessen wurde die Erektionsfähigkeit anhand des IIEF-EF-Fragebogens (International Index of Erectile Function - Erectile Function domain). Der IIEF-EF-Score besserte sich im Studienverlauf in allen Gruppen, ohne dass zwischen den einzelnen Regimen ein signifikanter Unterschied erkennbar war. Die Dauereinnahme von Vardenafil zeigte in der RESTORE-Studie bei ED-Patienten keinen nachhaltigen Effekt, der über die Behandlungsdauer hinausging (Abb. [1]).

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Abb. 1 Veränderungen in IIEF-EF-Score unter Vardenafil-Dauermedikation versus Einnahme bei Bedarf.

Auch in einer zweiten aktuellen ED-Studie, der REINVENT-Studie, konnte die prophylaktische Gabe vor einer Prostatektomie den postoperativen Behandlungserfolg nicht verbessern. Die Dauertherapie zeigte keinen Vorteil gegenüber der üblichen Bedarfseinnahme. Das Fazit beider Studien lautet, dass die Anwendung von Vardenafil nach bekanntem Therapieregime "kurz bevor es benötigt wird" für jeden Mann mit ED effektiv und kostenbewusst ist.

Martina Freyer

Mit freundlicher Unterstützung durch die Bayer Vital GmbH, Leverkusen. Die Informationen basieren auf dem Journalistenworkshop der Bayer Vital GmbH: "Männergesundheit, ED & Testosteron - Update und Diskussion", 20. November 2008 in Berlin.

Die Autorin ist freie Journalistin.

 
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Abb. 1 Veränderungen in IIEF-EF-Score unter Vardenafil-Dauermedikation versus Einnahme bei Bedarf.