Der Klinikarzt 2009; 38(1): 9
DOI: 10.1055/s-0029-1202492
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Probleme bei medizinischer Erstversorgung – Deutscher Katastrophenschutz erhält schlechte Noten

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Publication Date:
30 January 2009 (online)

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Die Situation der medizinischen Erstversorgung im Katastrophenfall hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert, so eine aktuelle Studie der Allianz Deutschland AG [1]. In den letzten Jahren ist zum einen die Zahl der Notärzte laufend zurückgegangen, parallel sind die Aufnahmekapazitäten von Kliniken für Notfälle bei einer Katastrophe erheblich verringert worden. Gerade vor dem Hintergrund, dass das Katastrophenrisiko in Deutschland wahrscheinlich weiter zunehmen wird, lässt diese Situation erhebliche Lücken bei der medizinischen Erstversorgung im Katastrophenfall erwarten.

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Nur wenige sind vorbereitet

Warum die Studie von mehr und größeren Katastrophenfällen in den nächsten Jahren ausgeht, erklärte Thomas Pleitges, Vorstandsmitglied der Allianz Deutschland AG: Wesentliche Gründe seien die wachsende Abhängigkeit von Infrastrukturen und die immer geringere Fähigkeit zur Selbsthilfe in der Bevölkerung aufgrund ihrer immer stärkeren Verstädterung und Singularisierung.

Außerdem liegen für die Bewältigung eines Massenanfalls von deutlich mehr als etwa 1?000 Verletzten weder Erfahrungen, Einsatzpläne, noch ausreichende Behandlungskapazitäten (Notärzte, Rettungsfahrzeuge, Operationsteams, Klinikbetten etc.) vor, so die Studie. Bei einem länger anhaltenden überregionalen Ausfall der Strom–, Gas– oder Kommunikationsnetze oder einer längeren Unterbrechung von Verkehrswegen wird der Katastrophenschutz darüber hinaus ebenfalls zum Opfer. Und auch wenn sich derzeit bundesweit immerhin noch rund 1,8 Millionen Deutsche als ehrenamtliche Helfer engagieren, das Interesse für Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz und andere Hilfsorganisationen lässt merklich nach.

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Bewusstsein für Risiken schärfen

Um die Situation zu verbessern, reicht es nach Ansicht der Allianz–Forscher nicht aus, die notärztliche Versorgung und die Operationskapazitäten auszubauen, die Organisations– und Führungsstrukturen der Einsatzkräfte zu vereinfachen und die Technik zu modernisieren. Sie setzen auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Damit diese greifen kann, müssen aber die Vorsorgemaßnahmen zum richtigen Verhalten im Katastrophenfall bekannt sein, Erste–Hilfe–Kenntnisse müssen flächendeckend aufgefrischt oder eine stärkere Selbst– und Nachbarschaftshilfe angeregt werden. Den dazu notwendigen Wissenstransfer könnte ein – zumindest ehrenamtlicher – Beauftragter für Katastrophenschutz auf kommunaler Ebene vermitteln.sts

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Literatur

  • 1 Allianz Deutschland AG. Katastrophenschutz auf dem Prüfstand – Analysen Prognosen und Empfehlungen für Deutschland.  www.allianzdeutschland.de/presse/news/studie_katastrophenschutz.pdf
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Literatur

  • 1 Allianz Deutschland AG. Katastrophenschutz auf dem Prüfstand – Analysen Prognosen und Empfehlungen für Deutschland.  www.allianzdeutschland.de/presse/news/studie_katastrophenschutz.pdf