Pneumologie 2009; 63(2): 66
DOI: 10.1055/s-0029-1202956
Pneumo-Fokus

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COPD-Patienten mit Asthma bronchiale - Tiotropium verbessert Lungenfunktion

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Publication Date:
16 February 2009 (online)

 
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COPD und Asthma bronchiale sind Erkrankungen mit unterschiedlichen Pathophysiologien. Dennoch gibt es nicht wenige Patienten, die an Mischformen leiden. H. Magnussen et al. haben bei Patienten mit COPD und begleitendem Asthma untersucht, inwieweit eine Therapie mit dem langwirkenden Anticholinergikum Tiotropium die Lungenfunktion der Patienten beeinflusst. Respir Med 2008; 102: 50–56

An der 12-wöchigen randomisierten Multicenter-Studie nahmen 472 Patienten über 40 Jahre mit einer ärztlichen Diagnose COPD und Asthma teil. Die Patienten – alles ehemalige und über 40 % auch aktuelle Raucher – hatten eine Einsekundenkapazität (FEV1-Wert) von im Mittel 53 % des Sollwertes und wurden einmal täglich mit 18 µg Tiotropium oder mit Placebo behandelt.

Beim Hauptendpunkt der Studie, dem FEV1-Wert, der im Verlauf der Studie an den Tagen 1, 29 und 85 jeweils seriell über 6 Stunden hinweg gemessen wurde, wurden deutliche Verbesserungen in der Verumgruppe festgestellt. Die Werte stiegen um 186 ml im Vergleich zu den Ausgangswerten, während es in der Placebogruppe kaum Veränderungen gab. Placebo-bereinigt nahmen die maximalen FEV1-Werte um 188 ml und die maximalen Werte der forcierten Vitalkapazität (FVC) um 254 ml zu. Die Therapie mit Tiotropium verbesserte außerdem die Peak-Flow-Werte, sowohl bei morgendlicher als auch bei abendlicher Messung. Im Vergleich zur Placebogruppe betrug der Zugewinn bei Studienende rund 20 l/min. Außerdem sank unter der Anticholinergika-Therapie der Bedarf an kurz wirksamem inhalativem Salbutamol im Schnitt um 0,5 Hübe pro Tag (Placebo: -0,05 Hübe pro Tag). COPD-Exazerbationen wurden etwa halbiert (nur 13 vs. 26 Patienten in der Placebogruppe betroffen); bei der Zahl der Asthma-Exazerbationen gab es kaum Unterschiede (6 vs. 8 Patienten).

Die Therapie mit Tiotropium war gut verträglich. Bei der Zahl der Patienten, die über unerwünschte Wirkungen berichtete, gab es kaum Unterschiede zur Placebogruppe (38 vs. 36,5 %). Häufigste Nebenwirkungen waren Beschwerden im oberen und unteren Respirationstrakt sowie Mundtrockenheit.

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Fazit

Tiotropium ist eine sichere, wirksame Therapie bei COPD-Patienten mit begleitendem Asthma. Ob die in der Studie dokumentierte Verbesserung der Lungenfunktion nur auf eine Beeinflussung der COPD oder auch auf eine günstige Beeinflussung des Asthma bronchiale zurückzuführen ist, bleibt allerdings unklar.

Roland Fath, Frankfurt/Main