Die Kasuistik als Weg zur Verifikation[1]

Zusammenfassung

Verifikationen werden durch Kasuistiken dargestellt. Anhand von Beispielen aus der Literatur wird gezeigt, wie der Umfang einer Kasuistik je nach Epoche und Autor variiert. Eine Kasuistik sollte so vollständig sein, dass ihr Wert unabhängig vom Autor beurteilt werden kann. Durch einen Fall aus der Praxis des Autors wird gezeigt, welche Angaben die Kasuistik enthalten sollte.

Summary

Verifications are stated through case reports. The varying extent of a case report, depending on the author or the epoch of issue, is demonstrated through examples from the literature. A case report should be complete to such extent, that its value can be reviewed regardless of the author. A case from our clinic shows, which details should be included in a case report.

Schlüsselwörter

Verifikation - Kasuistik - Angaben für Verifikationen

Keywords

Verification - case report - details for verification

01 Vortrag gehalten auf dem ICE Kongress Köthen November 2008.

Literatur

• 01 Bhanja K C. Masterkey zur homöopathischen Materia medica. Übers. J. Ahlbrecht Verlag für Homöopathie B.v.d. Lieth Hamburg; 2005: 306 (11947 Calcutta, Indien)
• 02 Bönninghausen Cv. Bönninghausens kleine medizinische Schriften (BMS). Hrsg. K.-H. Gypser Heidelberg; Arkana-Verlag 1984 (11831–1864 vorwieg. Zeitschriftenveröffentlichungen Bönninghausens)
• 03 Boger C M. A Synoptic Key To Materia Medica (SK). Reprint Edition New Dehli; B. Jain Publishers 1994 (11915 Parkersburg, U.S.)
• 04 Boger C M. Collected Writings. Hrsg. R. Bannan London; Churchill Livingstone 1994
• 05 Cámpora C N. Ein Fall von Schizophrenie und seine Heilung mit Cenchris contortrix.  ZKH. 2007;  51 52-60
• 06 Case E E. Some Clinical Experiences of Erastus E. Case, M.D. Hrsg. Jay Yasgur Greenville; Van Hoy Publishers 1991: 180 (11916 Hartford, U.S.)
• 07 Guernsey H N. Keynotes zur Materia Medica. Hrsg. u. Übers. von S. Reis Oberhausen; Dynamis 1993: 239
• 08 Hahnemann S. Organon der Heilkunst (ORG). Hrsg. J.M. Schmidt. Standardausgabe der 6. Aufl. Heidelberg; Haug 1992 (11842 Paris)
• 09 Hahnemann S. Reine Arzneimittellehre (RA). Band 1–6 Heidelberg; Haug 1995 (11825–1833)
• 10 Hartlaub C G C, Trinks C F. Reine Arzneimittellehre. Euskirchen; Verlag Homöopathisches Wissen 1999 (11828–1831 Leipzig)
• 11 Hering C. Die Geburtshilfe in Amerika. Lobelia inflata.  AHZ. 1869;  78 53
• 12 Hering C. Guiding Symptoms Of Our Materia Medica (GS). Reprint Edition New Dehli; B. Jain Publishers 1974 (11881 Philadelphia, U.S.)
• 13 Jahr G H G. Ausführlicher Symptomen-Kodex der homöopathischen Arzneimittellehre (JSK). Nachdruck ohne Jahrgang Hamburg; Verlag für homöopathische Literatur B.v.d. Lieth (11848 Leipzig) 591
• 14 Keller Gv. Verifikationen und klinische Symptome: Indigo.  ZKH. 1987;  6 232
• 15 Kent J T. Kent's Repertorium der homöopathischen Arzneimittel (KD). Hrsg. u. Übers. G.v. Keller u. J. Künzli v. Fimmelsberg. Bd. 1–3. 9. Aufl. Heidelberg; Haug 1986 (11897 Lancaster, U.S.)
• 16 Rückert T J. Klinische Erfahrungen in der Homöopathie: eine vollständige Sammlung aller, in der deutschen und ins Deutsche übertragenen homöopathischen Literatur niedergelegten Heilungen und praktischen Bemerkungen. Leipzig; Eduard Haynel 1854 Bd. 1
• 17 Srinivasan K S. Verifikationen und klinische Symptome: Berberis vulgaris.  ZKH. 1988;  1 27

Anmerkungen

01 Vortrag gehalten auf dem ICE Kongress Köthen November 2008.

02 Die Prüfungssymptome „grünlicher” und „salziger” Auswurf werden verifiziert.
Die „Schwäche und Leerheit in der Brust nach Husten” ist ein klinisches Symptom von Stannum, das hier bestätigt wird. Schon in der Prüfung gibt es Hinweise auf das Symptom – ein Beispiel dafür, wie klinische Symptome Prüfungssymptome genauer charakterisieren.
Materia medica Stannum:
Prüfungssymptome:
Scharriger Husten, anfänglich lösend, mit grünlichem Auswurfe von widrigem, süsslichtem Geschmacke […] (RA VI 123) [9].
Salzig schmeckender Brust-Auswurf (RA VI 125).
*Schwächegefühl in der Brust, wie ausgeweidet, – besonders nach Reden oder Hustenauswurf [13].
Nach Husten und Auswurf fühlt sich der Patient sehr hohl und leer [7].
Klinische Symptome:
Von Zeit zu Zeit, ein Kotzhusten, wie aus Schwäche der Brust, ohne allen andern Husten-Reiz und ohne Auswurf […] mit einem heisern, ganz schwachen Laute, weil's ihm an Kraft der Brust fehlte (RA VI A221). Vormittags, Schleim in der Luftröhre, welcher durch leichte Husten-Stösse ausgeworfen wird, bei einer ungemeinen Schwäche der Brust, als wäre sie ausgeweidet […] (RA VI A222).
Er athmet kurz und, wiewohl es ihm nicht an Luft fehlt, doch mühsam, aus Schwäche der Athem- Werkzeuge, bei grosser Leerheit der Brust (RA VI A238).
(Hervorheb. v. Verfasser)

03 „Backache persistent, worse when lying down, better walking, had defied many remedies. History of angenoid attacks. Tabacum ^CM cured”. (C.M. Boger, Collected Writings, S. 280).

04 „Ferrum iodatum. Soft goitre in chlorotic girls at the age of puberty. Two very prompt cures”. (C.M. Boger, Collected Writings, S. 326).

05 Dabei geht es mir ausschließlich um die Falldokumentation aus Sicht der Verifikation. Für eine Datensammlung für Studien oder für den wissenschaftlichen Beweis der Homöopathie gelten andere Kriterien.

06 „Je mehr uns dann Erfahrungen in speciellen, genau gezeichneten Fällen bekannt werden, – nicht wie wir so viele unbrauchbare haben, wo Angabe über Ursachen, oder über Geschlecht, Temperament, Constitution, – Alter und Stadium der Krankheit, ausführliche Beschreibung der Hauptsymptome, der begleitenden Beschwerden, - oder der Umstände, der Bedingungen, – Gabengröße u.s.w. fehlen, – zu desto glänzenderen Resultaten kann […] der […] angebahnte Weg in Zukunft führen.” [[16]: Vorwort S. XV].

07 „Es werden da Fälle von Heilungen, in denen ein oder zwei Mittel entschieden heilend einwirkten […] hingestellt, […] mit Anführung aller wesentlichen Symptome, in möglichst treuen, lebendigen Bildern […]” [[16]: Vorwort S. XI].

08 „Jeder Versuch, welcher dem homöopathischen Publicum zur Beurtheilung vorgelegt werden soll, [muss] mit solcher Klarheit und Bestimmtheit in allen wesentlichen und charakteristischen Momenten dargestellt sein […], dass über die richtige (homöopathische) Wahl des Mittels auch nicht der mindeste Zweifel übrig bleibt.” [2: 609].