Der Klinikarzt 2009; 38(2): 101
DOI: 10.1055/s-0029-1213759
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Tumorschmerzen - Neue Sublingualtablette - rasche Hilfe bei Durchbruchschmerzen

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Publication Date:
23 February 2009 (online)

 
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Tumorpatienten leiden häufig nicht nur unter einem belastenden Dauerschmerz, sondern entwickeln in bis zu 80 % der Fälle zusätzlich Durchbruchschmerzen. Mit diesem Begriff wird, so Dr. Michael Küster, Bonn, ein vorübergehender Anstieg der Schmerzen bei Tumorpatienten charakterisiert, die auch unter persistierenden Schmerzen leiden und deshalb bereits mit einem Opioid behandelt werden.

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Gefragt ist eine rasche Analgesie

Die Betroffenen brauchen daher neben ihrer Basismedikation zusätzlich ein stark und vor allem ein sehr rasch wirksames Schmerzmittel, mit dem sie die plötzlich auftretenden und meist unvorhersehbaren Schmerzattacken wirksam lindern können. Denn Durchbruchschmerzen entwickeln sich nach Küster schnell, sodass Schmerzspitzen oft innerhalb weniger Minuten erreicht werden. Bei rund 80 % der Betroffenen gehen sie innerhalb von 30 Minuten wieder zurück, bei zwei Drittel sogar innerhalb von 20 Minuten. Allerdings treten die Schmerzattacken episodenhaft immer wieder auf und das häufig 5- bis 7-mal pro Tag.

Mit der üblichen Behandlung mit einem Opioid lassen sich Durchbruchschmerzen nach Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen, kaum sinnvoll behandeln, weil der Wirkstoff praktisch erst anflutet, wenn der Schmerz bereits wieder abklingt: "Das ist so, als würden die Gäste erst eintreffen, wenn die Party schon vorbei ist", mahnte der Mediziner.

"Patienten mit tumorbedingten Durchbruchschmerzen brauchen ein Medikament mit deutlich rascher eintretender Wirksamkeit", stimmte dem Schmerztherapeut Küster zu. Idealerweise sollte nach seinen Angaben die Medikation praktisch sofort wirksam werden, eine ausreichend starke Wirksamkeit vermitteln, in Umgehung der Magenpassage eingenommen werden, keine aktiven Metabolite bilden und rasch wieder eliminiert werden.

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Sublinguales Fentanyl als neue Option

Als neue Therapieoption, die diesen Anforderungen sehr nahe kommt, stellte Priv.-Doz. Michael A. Überall, Nürnberg, die seit dem 15. Januar dieses Jahres zugelassene Fentanyl-Sublingualtablette (Abstral®) vor. Fentanyl bietet sich nach seinen Worten als Wirkstoff zur Behandlung von Durchbruchschmerzen an, da die Substanz bei vergleichbarer Dosierung rund 70- bis 130-fach stärker wirksam ist als Morphin und in Form des Fentanyl-Sticks auch in dieser Indikation bereits erfolgreich eingesetzt wird. Noch deutlich besser wird laut Überall allerdings die neuartige Sublingualtablette den Bedürfnissen der Patienten hinsichtlich einer sehr raschen Schmerzlinderung gerecht.

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Fast vollständige Wirkstofffreisetzung nach nur 3 Minuten

Bei der neuen Darreichungsform sorgt laut Überall die innovative F.A.S.T.-Technologie (Fast Acting Sublingual Technology) für eine sehr rasche und vollständige Auflösung und Resorption des Wirkstoffs über die Mundschleimhaut. Das hoch lipophile Fentanyl wird dabei in Form mikronisierter Wirkstoffpartikel zusammen mit mukoadhäsiven Bindungskomponenten als wasserlösliche Tablette verabreicht. Dank der patenten Galenik zerfällt diese im Mund innerhalb von 10 bis 15 Sekunden, wobei sich der Wirkstoff durch die mikroadhäsiven Bindungskomponenten an der sublingualen Mukosa anhaftet. Dies bietet einen Schutz vor einem akzidentellen Verschlucken. Es kommt zu einer Erhöhung der transmukosalen Resorption unter Umgehung des enterohepatischen Kreislaufs und zu einer Verbesserung der Bioverfügbarkeit. Denn das verabreichte Fentanyl wird laut Überall rasch und vollständig über die Mundschleimhaut absorbiert.

"Nach 3 Minuten sind bereits mehr als 90 % des Wirkstoffs freigesetzt", betonte der Mediziner, woraus ein auffallend rascher Wirkeintritt resultiert: "Die Patienten erfahren in aller Regel innerhalb von nur 15 Minuten eine nachhaltige Schmerzlinderung", sagte der Schmerztherapeut. Diese wird zudem mit etwa der Hälfte der sonst üblichen Dosierung vermittelt.

Die neue Sublingualtablette bietet dabei auch für all jene Patienten eine effektive Behandlungsalternative, die beispielsweise in Folge der Chemotherapie unter Mundtrockenheit leiden.

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Einfache und diskrete Anwendung

Als weiteren Vorteil der innovativen Fentanyl-Sublingualtablette nannte Überall die einfache und diskrete Anwendung. "Sie eröffnet Patienten mit tumorbedingten Durchbruchschmerzen neue Perspektiven für eine schnelle, sichere und vor allem anhaltend wirksame Behandlungsoption".

Eine spezielle Schulung ist nicht erforderlich und die Tablette kann überall hin mitgenommen und diskret eingenommen werden, was ebenfalls einen Beitrag zur Lebensqualität der Tumorpatienten leistet.

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Individuelle Dosistitration

Die Sublingualtabletten sind in Dosisstärken von 100, 200, 300, 400, 600 und 800 µg Fentanyl verfügbar. Die Dosistitration sollte individuell erfolgen, wobei mit einer Dosierung von 100 µg Fentanyl begonnen wird. Wird dadurch nicht innerhalb von 15 bis 30 Minuten eine ausreichende Analgesie erwirkt, so kann eine zweite Sublingualtablette eingenommen werden. Bei der zweiten Schmerzattacke wird dann mit der bereits höheren Dosierung begonnen und bei Bedarf nach gleichem Schema aufdosiert. Laut Überall war in klinischen Studien bei rund einem Viertel der Patienten bereits mit 300 µg eine ausreichend wirksame Dosierung erreicht.

Durch die verschiedenen Wirkstärken ist eine bedarfsgerechte individuell an die Durchbruchschmerzen angepasste Dosistitration zu realisieren. Der Patient erfährt damit, so Müller-Schwefe, sozusagen eine maßgeschneiderte Behandlung seiner Schmerzen, die entscheidend dazu beiträgt, seine Autonomie und Würde trotz der immer wieder auftretenden Schmerzattacken zu wahren.

Christine Vetter, Köln

Die Beitragsinhalte stammen vom Symposium "Durchbruch bei Durchbruchschmerzen" anlässlich des 3. Bonner Schmerztages, Bonn, 15. Januar 2009. Veranstalter: APS -Arzneimittel ProStrakan GmbH, Starnberg

Die Autorin ist freie Journalistin