Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2009; 16(1): 6
DOI: 10.1055/s-0029-1213779
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Dramatischer Anstieg der Fallzahlen - Rückkehr der Flussblindheit in der Elfenbeinküste

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Publication Date:
13 March 2009 (online)

 
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Früher war die Flussblindheit (Onchozerkose) eine der Hauptursachen von vermeidbaren Hautkrankheiten und Blindheit. Durch verschiedene Kampagnen zur Bekämpfung dieser Tropenkrankheit, allen voran durch das "Onchocerciasis Control Program" (OCP), konnte ab Mitte der 1970er-Jahre weltweit eine deutliche Verbesserung der Situation erreicht werden.

Seit das OCP jedoch im Jahre 2002 gestoppt wurde, sind die Fallzahlen in einigen afrikanischen Regionen wieder dramatisch angestiegen. Besonders deutlich ist dies in der Elfenbeinküste zu beobachten: 2002 lag die Prävalenz hier bei unter 5 %, heute sind in einigen Gebieten wieder mehr als 15 % der Bevölkerung betroffen. Weltweit sind derzeit schätzungsweise 17,7 Millionen Menschen an der Flussblindheit erkrankt, bei 270 000 von ihnen hat die Krankheit bereits zur vollständigen Erblindung geführt. 99 % der Infizierten leben in Afrika, die übrigen Fälle verteilen sich auf den Jemen und das tropische Amerika.

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Abb. 1 Die Larven der Kriebelmücken Simulium sp. durchlaufen 6 Larvalstadien, bevor sie sich zu adulten Tieren entwickeln, die durch ihren Stich Onchozerkose übertragen können. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 6281

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Die Überträger leben in der Nähe von Flüssen

Die Flussblindheit ist dabei nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen. Auch ihre ökonomische Situation ist bedroht, da vor allem die ertragreichen Flusstäler von der Krankheit betroffen sind. Die Menschen können hier ihre Felder zwischen Februar und Mai nicht aufsuchen, ohne eine Infektion zu riskieren.

Onchozerkose wird durch den Fadenwurm Onchocerca volvulus hervorgerufen, dessen Larven durch den Stich von Kriebelmücken (Simuliidae) übertragen werden. Kriebelmücken sind in ihrer Entwicklung auf schnell fließende Gewässer angewiesen. Daher ist auch das Vorkommen der Onchozerkose auf einen Streifen von etwa 15 km entlang von Flüssen beschränkt. Die Inkubationszeit beträgt 9-24 Monate. In dieser Zeit reifen die Würmer zu geschlechtsreifen Tieren und produzieren Mikrofilarien, die anschließend das Bindegewebe durchwandern. Diese Mikrofilarien verursachen Ekzeme oder, wenn sie das Auge durchströmen, eine partielle oder vollständige Blindheit.

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Touristen sind nur selten betroffen

Mikorfilarien können durch die Gabe von Ivermectin abgetötet werden, um das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen. Adulte Würmer werden durch diesen Wirkstoff nicht getötet, daher muss die Behandlung alle 6-12 Monate wiederholt werden, bis auch die geschlechtsreifen Tiere abgestorben sind. Touristen sind nur selten von der Onchozerkose betroffen, da die Krankheit zum einen vor allem in sehr abgelegenen, dörflichen Regionen vorkommt und zum anderen - anders als etwa bei der Malaria - mehrere Stiche nötig sind, um einen Menschen zu infizieren.

Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quellen: promed, CDC

 
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Abb. 1 Die Larven der Kriebelmücken Simulium sp. durchlaufen 6 Larvalstadien, bevor sie sich zu adulten Tieren entwickeln, die durch ihren Stich Onchozerkose übertragen können. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 6281