Das Hyper-IgE-Syndrom (HIES) ist eine Immunabwehrschwäche, deren Ursachen bisher nicht
geklärt sind. Eine mögliche Beteiligung der Toll-like-Rezeptoren (TLR) wird vermutet.
M. Yeganeh et. al. stimulierten deshalb periphere Blutmonozyten von HIES-Patienten
mit verschiedenen TLR-Liganden. Sie stellten dabei eine vermehrte Freisetzung des
proinflammatorischen Zytokins TNFa fest. Int Arch Allergy Immunol 2008; 146: 190–194
TLRs sind von zentraler Bedeutung in der Immunabwehr: Sie erkennen typische Strukturen
von Mikroorganismen, die sogenannten PAMPs (= pathogen associated molecular patterns).
Fehler in der TLR-Signalkaskade führen im Tiermodell zu einer erhöhten Empfänglichkeit
für virale und bakterielle Infektionen.
Die Autoren untersuchten das Blut von 25 HIES-Patienten und 15 Kontrollpersonen, indem
sie die isolierten Zellen in vitro mit Lipopolysaccharid (gewonnen aus E. coli), S.-aureus-Kulturen
und Peptidoglykan (gewonnen aus S. aureus) stimulierten. TLR-4 ist für die Lipopolysaccharid-Erkennung
relevant, während TLR-2 verschiedene Liganden von grampositiven Bakterien bindet.
Anschließend bestimmten sie mittels ELISA die Zytokine TNF-α und IL-8 im zellfreien
Überstand.
Es zeigte sich, dass die Freisetzung von TNF-α aus Patientenblut sowohl nach TLR-2,
als auch nach TLR-4-Stimulation stärker anstieg als im Blut der Kontrollpersonen.
Die Metaanalyse mit Daten einer weiteren Studie unterstützte dieses Ergebnis. Für
IL-8 ergaben sich keine Auffälligkeiten.
Bewertung
Toll-like-Rezeptoren und ihre Erkennungsmuster haben eine wichtige Funktion im immunologischen
Geschehen. Immundefekte nur mit einer schwachen TLR-Reaktion zu erklären, ist aber
sicher zu kurz gedacht. Überzeugend konnten die Autoren darstellen, dass die Freisetzung
proinflammatorischer Zytokine aus peripheren Blutmonozyten bei HIES-Patienten nicht
geringer ist als bei Kontrollpersonen. Wieso es allerdings zu einer signifikant erhöhten
TNF-α-Freisetzung kommt, bleibt spekulativ. Da HIES eine klinische Diagnose ist, die
ein ganzes Symptommosaik umfasst und Überlappungen mit verwandten Erkrankungen einschließt,
bedarf die Klärung der Pathophysiologie sicherlich noch weit komplexerer Untersuchungen.
Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum