Krankenhaushygiene up2date 2009; 4(2): 157-169
DOI: 10.1055/s-0029-1214886
Nosokomiale Infektionen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

ESBL-Bildner: Hintergrund, Epidemiologie und Konsequenzen

Annette  Schrauder, Ralf-Peter  Vonberg
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Publication Date:
01 July 2009 (online)

Kernaussagen

Einige gramnegative Bakterien aus der Gruppe der Enterobacteriaceae verfügen über eine plasmidkodierte Beta-Lactamase (erweitertes Spektrum Beta-Lactamase = ESBL). ESBL bildende Bakterien sind nun in der Lage Antibiotika der Beta-Lactamgruppe zu zerstören. Für Infektionen mit so genannten ESBL-Bildnern stehen dann nur noch wenige Antibiotikasubstanzklassen (z. B. Carbapeneme und Fluorchinolone) zur Verfügung. Da diese Resistenz innerhalb der Bakterien über Speziesgrenzen hinweg weitergegeben werden kann, zeigt sie eine große Ausbreitungstendenz. Viele Ausbrüche durch ESBL-Bildner sind bereits beschrieben worden.

Jede nosokomiale Übertragung (Transmission) führt zu neu kolonisierten Patienten. Einige dieser Patienten erleiden dann in der Folge sogar eine Infektion mit ESBL-Bildnern. Umso wichtiger ist daher die Prävention von Transmissionen durch adäquate Hygienemaßnahmen. Viele Übertragungen von nosokomialen Krankheitserregern, so auch ESBL-Bildnern, lassen sich bereits durch konsequente Basishygiene vermeiden. Die hygienische Händedesinfektion ist in diesem Zusammenhang sicherlich die wichtigste Maßnahme. Derzeit wird jedoch noch kontrovers diskutiert, ob Patienten, die mit ESBL-Bildnern kolonisiert bzw. infiziert sind, in einem Einzelzimmer zu isolieren sind. Es empfiehlt sich daher, ggf. den Kontakt zu Mitarbeitern der Krankenhaushygiene bei der Entscheidung für oder gegen eine Unterbringung dieser Patienten in einem Einzelzimmer zu suchen. Auch die Frage, ob eine routinemäßige Suche nach diesen Erregern bei der Aufnahme von Patienten (Screening) durchgeführt werden sollte, ist noch nicht abschließend beantwortet.

Es gibt jedoch auch Maßnahmen, deren Anwendung im Rahmen eines Hygienekonzeptes bzw. Qualitäts-Risikomanagements im Krankenhauses unstrittig sind:

  • Besondere Sorgfalt ist im Umgang mit invasiven Medizinprodukten (z. B. Harnwegskatheter, zentrale Gefäßkatheter und Beatmungstubus) erforderlich. Diese erfordern neben einer strengen Indikationsstellung auch den Einsatz von Standardarbeitseinweisungen.

  • Ebenfalls empfehlenswert ist eine Optimierung des Antibiotika-Verschreibungsverhaltens; im Zweifelsfall sollte hier der Rat eines klinischen Mikrobiologen eingeholt werden.

  • Aufgrund des stetigen Anstiegs vieler verschiedener hochresistenter Erreger ist es darüber hinaus wichtig, das endemische Niveau sowie die Anzahl der betroffenen Patienten prospektiv zu überwachen (Surveillance).

All diese Maßnahmen sind auch geeignet die Häufigkeit von ESBL-Bildnern zu vermindern.

Literatur

PD Dr. med. Ralf-Peter Vonberg

Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene
Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Email: Vonberg.Ralf@MH-Hannover.DE