Pneumologie 2009; 63(4): 191
DOI: 10.1055/s-0029-1220604
Pneumo-Fokus

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Zystische Fibrose - Welche Bedeutung haben Anaerobier im Sputum?

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Publication Date:
08 April 2009 (online)

 
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Bislang wurde vor allem die Rolle aerober Bakterien in den Atemwegsflüssigkeiten bei Patienten mit zystischer Fibrose (CF) untersucht. M. Tunney und Mitarbeiter widmeten sich in einer Studie den anaeroben Erregern im Sputum dieser Patienten. Sie fanden ein bislang unbekanntes Erregerspektrum, was therapeutische Konsequenzen nach sich zieht. Am J Respir Crit Care Med 2008; 177: 995–1001

Die Bakterien Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus und der Burkholderia-cepacia-Komplex gelten als pathophysiologisch entscheidend bei der CF. In der Schleimhaut von CF-Patienten bestehen unterschiedliche Oxygenierungsgrade. Durch die Proliferation von Pseudomonas aeroginosa in der Bronchialschleimhaut entstehen anaerobe Konditionen. Obwohl bekannt ist, dass anaerobe Bedingungen in den Lungen von CF-Erkrankten existieren, gibt es bisher keine Studien, die nachweisen, welche anaerobe Bakterien dort vorhanden sind. M. Tunney et al. untersuchten daher in ihrer Studie Sputum und bronchoalveläre Lavage (BAL) von CF-Patienten mit strikt anaeroben Kulturmethoden. Sie vermuteten, dass die Möglichkeit einer polymikrobiellen Infektion mit Beteiligung von anaeroben Bakterien besteht, die durch Routineuntersuchungen mit aeroben Kulturmethoden nicht detektiert werden.

Es wurden 66 Sputumproben von 50 stabilen erwachsenen CF-Patienten gesammelt und mit anaerober Bakterienkultur untersucht. In 64 % aller Proben konnten in großer Anzahl anaerobe Bakterien isoliert werden. 66 % der CF-Patienten hatten anaerobe Bakterien im Sputum. Die Identifikation der anaeroben Bakterien ergab 14 verschiedene Gattungen, am häufigsten wurde Prevotella, Veillonella, Propionibacterium und Actinomyces isoliert. Die gleichen Spezies fand man in der BAL von pädiatrischen CF-Patienten. Eine Kolonisation der Lunge mit Pseudomonas aeruginosa erhöhte statistisch signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass anaerobe Bakterien im Sputum präsent waren. Interessanterweise wurden in induzierten Sputumproben von 16 aus 20 untersuchten gesunden Studienteilnehmern ebenfalls anaerobe Bakterien isoliert. Allerdings waren die Erregerzahlen sehr gering und das Erregerspektrum unterschied sich deutlich von den Anaerobiern, die in CF-Sputen und BAL nachgewiesen wurden. Unter allen getesteten Antibiotika (Ampicillin, Clindamycin, Meropenem, Metronidazol und Piperacillin/Tazobactam) ergab sich die höchste Suszeptibilität für Meropenem.

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Bewertung

Diese Studie zeigt durch den Einsatz anaerober Kulturmethoden, dass man in chronisch infizierten Lungen von CF-Patienten eine große Anzahl von anaeroben Bakterien findet. Bei den am häufigsten gefundenen Gattungen handelt es sich um Prevotella, Veillonella, Propionibacterium und Actinomyces. Diese findet man ansonsten auch bei nosokomialen Pneumonien, Lungenabszessen und Empyemen. Interessanterweise fand man auch im Sputum gesunder Probanden einige anaerobe Bakterien. Die Bedeutung dieser Erreger bleibt unklar. Die Kolonisation mit Pseudomonas aeruginosa bei CF-Patienten erhöhte die Wahrscheinlichkeit, anaerobe Bakterien im Sputum von CF-Erkrankten zu finden. Alle bei CF-Patienten detektierten anaeroben Bakterien sprechen gut auf Meropenem an. Wenn diese anaeroben Bakterien tatsächlich maßgeblich zur chronischen Infektion in den Lungen von CF-Erkrankten beitragen, scheint eine optimale aerobe als auch anaerobe antibiotische Behandlung wichtig.

Referiert und bewertet von Dr. B. Koller und Dr. D. Hartl, München