Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18(4): 161-170
DOI: 10.1055/s-0029-1222523
Referate

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Die Zuverlässigkeit der Hüftuntersuchung bei Patienten mit Koxarthrose

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Publikationsdatum:
06. Mai 2009 (online)

 

Referat zur Arbeit von Cibere J Thorne A, Bellamy N, Greidanus N, Chalmers A, Mahomed N, Shojania K, Kopec J Esdaile JM. Reliability of the Hip Examination in Osteoarthritis: Effect of Standardization. Arthritis & Rheumatism (Arthritis Care & Research) 2008; 59 (3): 373-381

In Kanada wurde der Einfluss einer standardiserten Untersuchungstechnik auf die Zuverlässigkeit der körperlichen Untersuchung des Hüftgelenks bei Patienten mit Koxarthrose überprüft. Dabei untersuchten 6 Ärzte (4 Rheumatologen, 2 orthopädische Chirurgen) an 6 Patienten mit gering bis deutlich ausgeprägter Koxarthrose 35 körperliche Zeichen und klinische Tests im Design eines 6x6 lateinischen Quadrates. Ein Alter zwischen 45 und 79 Jahren; Schmerzen oder unangenehme Sensationen in der Leiste oder am proximalen Oberschenkel an den meisten Tagen im vorangegangenen Monat; Schmerzen oder unangenehme Sensationen in der Leiste oder am proximalen Oberschenkel in den vorangegangenen 12 Monaten; und der Nachweis von Osteophyten in Röntgenbild des Hüftgelenkes waren die Einschlusskriterien für die Auswahl der Patienten, sofern ein endoprothetischer Hüft- oder Kniegelenksersatz, eine Hüftoperation innerhalb der letzten 4 Monate und eine aktuelle Hüftverletzung innerhalb der letzten 6 Monate nicht vorlag. Außerdem durften die Patienten nicht an Fibromyalgie, einer entzündlichen Gelenkerkrankung, ausgeprägten Knie- oder Kreuzschmerzen leiden. Nachdem die Patienten untersucht worden waren, wurde eine Schulung zur standardisierten Untersuchung durchgeführt und am nächsten Tag wurden die Patienten in zufälliger Abfolge nochmals von den Ärzten untersucht. Zwei Tests beurteilten den Gang, 9 Tests dienten zur Beurteilung der Beinlänge, 6-mal wurde die Muskelkraft untersucht, 10-mal die Gelenkbeweglichkeit und 6-mal wurde die Schmerzprovokation überprüft.

Bei dichotomen Testergebnissen wurden eine Prävalenz und ein Bias adaptierter Kappawert (PABAK), sowie für kontinuierliche Variablen ein Varianz analytisch gestützter Zuverlässigkeitskoeffizient (RC) als Maß der Zuverlässigkeit bestimmt. Für einen zuverlässigen Test wurde ein Wert > 0.60 für den PABAK und von > 0.80 für den RC definiert.

In der Schulung wurden zwei Untersuchungen zu den ursprünglich 33 Tests hinzugefügt. Vor der Standardisierung zeigten 18 (55%) der 33 körperlichen Zeichen eine ausreichende Zuverlässigkeit, nach der Schulung erwiesen sich 25 (71%) der 35 körperlichen Untersuchungen als zuverlässig. Folgende klinische Zeichen erzielten die höchste Zuverlässigkeit: Tatsächliche und scheinbare Beinlängendifferenz von mehr als 1,5 cm, Kraft der Hüftbeuger, Hüftabduktoren, Hüftadduktoren und Hüftstrecker. Umfang der Hüftbeugung und der Innenrotation, Schmerzprovokation bei passiver Rotation der Hüfte aus voller Außenrotation in die Innenrotation (Log Roll Test) und der Thomas-Test zum Nachweis einer Beugekontraktur. Das Trendelenburg-Zeichen erwies sich als völlig unzuverlässig, aber auch die Gangbeurteilungsparameter zeigten keine ausreichende Zuverlässigkeit. Das Ausmaß der Hüftstreckung, der Außenrotation, der Adduktion und die Schmerzprovokation bei Innenrotation konnten nicht zuverlässig von den untersuchenden Ärzten bestimmt werden.

Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung, dass mit Ausnahme der Beurteilung des Ganges die klinisch Untersuchung der Hüfte ausreichend zuverlässig ist und dass eine Schulung in einer standardisierten klinischen Untersuchung die Zuverlässigkeit erhöhen kann.

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