PiD - Psychotherapie im Dialog 2009; 10(3): 230-235
DOI: 10.1055/s-0029-1223323
Aus der Praxis
Verfahren und spezielle Bereiche
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Arbeitsplatzbezogene interaktionelle Therapie (AIT)

Wie tief ist tief genug?Eva  Kopka, Claudia  Ast, Herta  Hügel, Volker  Köllner
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Publication Date:
04 September 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Entwicklung berufsbezogener Therapiekonzepte gehört zu den zentralen Aufgaben einer Psychosomatischen Rehabilitationsklinik. Rehabilitanden mit Burnout-Symptomatik nehmen in unserer Klinik an einer psychodynamisch-interaktionellen Gruppenpsychotherapie teil, die bei gleichbleibender Gruppenzusammensetzung durch eine ergotherapeutische Projektgruppe ergänzt wird. In der ergotherapeutischen Arbeit an einer gemeinsamen Aufgabe werden auf der Handlungsebene Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit und Leistungsmotivation, soziale Kompetenzen und Ich-Funktionen trainiert. Dabei stellen sich in der Gruppe im Sinne der Problemaktualisierung häufig ähnliche Konfliktsituationen dar, wie sie die Teilnehmer von ihrer persönlichen Arbeitsplatzsituation kennen. Diese Konflikte werden in der interaktionellen Gruppentherapie analysiert im Hinblick auf eigene Anteile, Parallelen zu Konflikten in anderen Lebensbereichen und biografische Hintergründe. Neue Konfliktlösungsstrategien werden erarbeitet, erprobt und eingeübt. Patienten mit Burnout-Symptomatik zeigen in der Projektarbeit häufig eine übergroße Leistungsmotivation und Anpassungsbereitschaft, Orientierung an dem Arbeitsergebnis und an den (vermuteten) Reaktionen der anderen sowie Fürsorglichkeit für andere im Sinne altruistischer Abtretung eigener regressiver Bedürfnisse. Die interaktionelle Therapie zielt auf die Auflösung des dahinterliegenden zentralen Beziehungskonfliktes und Lenkung der Aufmerksamkeit auf die erbrachte Leistung anstelle auf Unerledigtes. Zudem werden durch die gemeinsamen Gruppentermine und die Zusammenarbeit auf der Handlungsebene das Zusammengehörigkeitsgefühl auf der Station und persönliche Gespräche mit Mitpatienten gefördert, die einen wichtigen Beitrag zum Therapieerfolg leisten.

Literatur

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Dr. med. Eva R. Kopka

Fachklinik für Psychosomatische Medizin
Mediclin Bliestal Kliniken

Am Spitzenberg

66440 Blieskastel

Email: e.r.kopka@bliestal.mediclin.de

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