Zusammenfassung
Muskelrelaxanzien ermöglichen eine rasche und atraumatische endotracheale Intubation
und verbessern die Operationsbedingungen. Andererseits sind neuromuskuläre Restblockaden
nach Allgemeinanästhesien eine wesentliche Komplikation, von der ca. 30 % aller relaxierten
Patienten bei Eintreffen im Aufwachraum noch betroffen sind. Sie erhöhen zumindest
dann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden, das Risiko für Muskelschwäche
und Hypoventilation sowie für Schluckstörungen und Aspiration. So können Restblockaden
ursächlich für postoperative Atemwegserkrankungen, im schlimmsten Fall Pneumonien,
sein.
Das neuromuskuläre Monitoring zeigt zuverlässig das Ausmaß der neuromuskulären Blockade
zu jedem Zeitpunkt einer Allgemeinanästhesie an. Zusammen mit gut steuerbaren und
reversierbaren Muskelrelaxanzien gelingt es so, den Nutzen der Therapie mit Muskelrelaxanzien
zu verwirklichen ohne die Nachteile befürchten zu müssen. Sugammadex, der neue Enkapsulator
steroidaler Muskelrelaxanzien, ist in diesem Zusammenhang ein weiterer wertvoller
Baustein, kann jedoch das neuromuskuläre Monitoring nicht ersetzen.
Das quantitative neuromuskuläre Monitoring ist das einzige Verfahren, das dem Anästhesisten
neuromuskuläre Restblockaden beim narkotisierten Patienten sicher zu erkennen hilft,
um ihn, unter der Voraussetzung, dass geeignete Maßnahmen getroffen werden, vor möglicherweise
lebensbedrohlichen Schäden zu schützen.
Abtract
Neuromuscular blocking agents are used to facilitate intubation and to establish muscle
paralysis during surgery. However, postoperative residual blocks are a significant
complication following the use of neuromuscular blocking agents with an incidence
of approximately 30 % at arrival in the post operative care unit. If they are not
identified and adequately treated, residual neuromuscular blocks would increase the
risk for muscle fatigue, hypoventilation, swallowing disorders, and aspiration. These
complications may result in postoperative pulmonary disease.
Therefore, monitoring of neuromuscular block is essential not only to detect residual
paralysis postoperatively but also to maintain adequate muscle paralysis for surgery.
Moreover, the response of individual patients to a particular drug can be variable
and needs to be determined for the individual patient in a clinical situation. Sugammadex,
the newly developed steroidal muscle relaxant encapsulator, is another important step
to optimize treatment with neuromuscular blocking agents but will not replace neuromuscular
monitoring.
Since qualitative assessment has been shown to be insufficient to validly measure
neuromuscular block in the anesthetized patient, it should be monitored quantitatively.
Only using this technique and treating residual blocks where required, life threatening
complications can certainly be avoided.
Schlüsselwörter:
neuromuskuläre Restblockade - Muskelschwäche - postoperative Komplikation
Key Words:
residual neuromuscular blockade - muscle weakness - postoperative complication
Kernaussagen
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Extreme Schwankungen in der Wirkung von Muskelrelaxanzien sind im Einzelfall ohne
ein quantitatives Monitoring nicht zu erkennen. Ohne Monitoring droht die zu frühe
Extubation und damit die „Entsicherung” des Atemweges.
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Trotz der einfachen Anwendung wird die Empfehlung, neuromuskuläre Blockaden routinemäßig
mit einem neuromuskulären Monitoring zu überwachen, weitgehend missachtet.
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Für die lang wirkenden Muskelrelaxanzien wurden Restblockaden zwischen 20 % und %
berichtet, für die kurz und mittellang wirkenden Substanzen zwischen 20 % und 60
%.
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Das Risiko respiratorischer Komplikationen im Aufwachraum nach Gabe von Muskelrelaxanzien
liegt zwischen 1 % und 13 %.
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Das neuromuskuläre Monitoring ist geeignet, neuromuskuläre Restblockaden und seine
Komplikationen zu vermeiden.
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Klinische Zeichen sind nicht geeignet, das Ausmaß der neuromuskulären Erholung beim
sedierten oder narkotisierten Patienten zu beurteilen – also um zu entscheiden, ob
extubiert werden kann.
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Während das intraoperative quantitative Monitoring weitgehend alle respiratorischen
Komplikation auf dem Weg zum und im Aufwachraum verhindert, gelingt das mit dem taktilen
Monitoring nicht.
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Mit Sugammadex können neuromuskuläre Blockaden mit Rocuronium oder Vecuronium mit
95 % iger Wahrscheinlichkeit innerhalb von 5 min reversiert werden. Da die Dosisempfehlungen
für Sugammadex vom neuromuskulären Monitoring abhängen, kann jedoch nicht auf ein
Monitoring verzichtet werden.