Diabetes aktuell 2009; 7(3): 110
DOI: 10.1055/s-0029-1224900
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Strategien gegen Diabetes mellitus - Erster europäischer Lehrstuhl für Prävention und Versorgung des Diabetes

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Publication Date:
20 May 2009 (online)

 
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Die Grundlagenforschung und die Suche nach effektiven Methoden zur Früherkennung, Interventions- und Therapiemodellen und deren Implementierung in die Praxis stehen im Mittelpunkt der Arbeit der neuen Professur. Peter Schwarz ist seit der Berufung zum 1. April 2009 Europas erster Professor für Prävention und Versorgung des Diabetes mellitus. Der international anerkannte Diabetesexperte setzt damit seine erfolgreiche Arbeit der zurückliegenden Jahre auf dem Gebiet fort. Ermöglicht hat die Professur das Pharmaunternehmen Sanofi-Aventis.

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Dresden soll europäisches Zentrum für Präventivmedizin werden

Prof. Schwarz will Dresden als europäisches Zentrum für Präventivmedizin etablieren. Entsprechend sind die Themen der 25-köpfigen Forschungsgruppe gesetzt. Die Entwicklung von realistischen Versorgungsmodellen zur Prävention des Typ-2-Diabetes bildet einen Schwerpunkt. "Eine der wissenschaftlichen Herausforderungen ist die Entwicklung, Evaluation und Umsetzung effektiver Strategien zur Früherkennung von Risikopersonen", sagte Schwarz. Studien sollen verlässliche metabolische und/oder vaskuläre prognostische Risikofaktoren identifizieren helfen. Ziel ist die Entwicklung von Interventionsprogrammen und die Etablierung von Markern (genetisch, psychosozial und klinisch) zur Vorhersage über einen Therapieerfolg in einem strukturierten Präventionsprogramm. Getestet werden soll, inwieweit sich eine in die Versorgung eingebettete Intervention auf klinische Endpunkte bei Personen mit einem erhöhten Diabetesrisiko auswirkt. In weiteren Schritten geht es um das Entwickeln von Leitlinien und Ausbildungscurricula zum Interventionsmanagement, Qualitätsmanagement und Kosten-Nutzen-Analysen.

Die Arbeitsgruppe macht es sich weiterhin zur Aufgabe, die für eine Insulinresistenz verantwortlichen pathologischen Mechanismen zu untersuchen. Dafür wurde in Kooperation mit den National Institutes of Health (NIH) der USA ein Projekt (2008-2013) zur genomweiten Identifikation von genetischen Risikomarkern für Typ-2-Diabetes ins Leben gerufen. Die Dresdner Biobank steuert Proben von 5 800 Studienteilnehmern bei - die größte deutsche Kohorte. Zudem werden genetische Faktoren bei der Entwicklung von Adipositas untersucht. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Insulinresistenz, Diabetes, Metabolischem Syndrom, Depression und vaskulären Erkrankungen sein. Erste Ergebnisse sollen auf dem 6. Weltkongress der Diabetesprävention im Jahr 2010 in Dresden vorgestellt werden.

Die Medizinische Akademie "Carl Gustav Carus" in Dresden gilt als präventivmedizinisches Zentrum der Diabetologie in Deutschland. Die Diabetes-Arbeitsgruppe an der Medizinischen Klinik III koordiniert das 2007 gestartete europäische IMAGE-Projekt zur Entwicklung von europäischen Leitlinien und Qualitätsstandards für die Diabetes-Primärprävention. Gegenwärtig sind europaweit mehr als 50 Mio. Menschen von Diabetes betroffen. Die International Diabetes Federation (IDF) rechnet für die kommenden 15 Jahre mit einer Zunahme um 20 %.

Katlen Trautmann