Die Kombination der beiden blutgerinnungshemmenden Arzneien Clopidogrel und Acetylsalicylsäure
(ASS) kann bei Patienten mit Vorhofflimmern Schlaganfälle und Herzinfarkte verhindern.
Dies zeigt eine Studie mit mehr als 7500 Patienten, die wegen ihrer Wichtigkeit in
der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine vorab online veröffentlicht
wurde und an der zahlreiche deutsche Ärzte und Wissenschaftler mitgewirkt haben, darunter
Prof. Dr. Stefan Hohnloser, Kardiologe vom Klinikum der Johann-Wolfgang Goethe-Universität
in Frankfurt am Main [1].
Das Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Die Blutgerinnsel, die sich
dabei bilden, sind eine der Hauptursachen für Schlaganfälle. Zwar lässt sich dieses
Risiko mit bestimmten Medikamenten - den Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Marcumar®) -
deutlich verringern. In der Praxis erhält aber nur jeder zweite Patient diese Art
der Vorbeugung, weil es ärztliche Bedenken gibt oder weil die Vitamin-K-Antagonisten
von den Betroffenen abgelehnt werden. Die einzige Alternative ist dann die wesentlich
schwächer wirkende ASS.
Weniger Schlaganfälle unter Kombinationstherapie ...
Weniger Schlaganfälle unter Kombinationstherapie ...
In der jetzt vorgelegten Studie hat man deshalb in 33 Ländern 7554 Patienten mit Vorhofflimmern
über durchschnittlich 3,6 Jahre hinweg entweder mit ASS oder mit der Kombination aus
ASS und Clopidogrel behandelt und beide Gruppen miteinander verglichen. Es ergab sich,
dass die Häufigkeit von Schlaganfällen durch die zusätzliche Gabe von Clopidogrel
um 28% abnahm und dass unter der Kombinationstherapie auch die Gesamtzahl der vaskulären
Ereignisse um 11% geringer war als unter alleiniger Therapie mit ASS.
... aber mehr schwere Blutungen
... aber mehr schwere Blutungen
Als Nachteil der Behandlung mit 2 Gerinnungshemmern stellten die Wissenschaftler wie
erwartet mehr schwere Blutungen fest. Die Häufigkeit dieser Nebenwirkung lag bei 1,3%
pro Jahr mit ASS und bei 2,0%, wenn zusätzlich Clopidogrel verschrieben wurde.
"Damit bleiben Vitamin-K-Antagonisten der Goldstandard. Für ausgewählte Patienten
mit Vorhofflimmern, die diese Option nicht nutzen können, könnte die Kombination aus
Clopidogrel und ASS eine Alternative darstellen um Schlaganfälle zu verhindern. Noch
aber ist Clopidogrel für dieses Krankheitsbild nicht zugelassen", sagt Prof. Martin
Grond von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft.
Sorgfältige Abwägung von Chancen und Risiken
Sorgfältige Abwägung von Chancen und Risiken
"Die heute verfügbaren Arzneien zur Vorbeugung eines zweiten Schlaganfalls sollten
daher umsichtig genutzt werden und deren Nebenwirkungen sorgfältig beachtet werden",
so Grond. "Diese Abwägung erfordert umfangreiche Fachkenntnisse. Patienten mit einem
erhöhten Schlaganfallrisiko sollten deshalb unbedingt mit ihrem Neurologen Rücksprache
halten."
idw