Diabetes aktuell 2009; 7(3): 112
DOI: 10.1055/s-0029-1224902
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Prävention - Schlaganfälle bei Vorhofflimmern verhindern

Further Information

Publication History

Publication Date:
20 May 2009 (online)

 
Table of Contents

Die Kombination der beiden blutgerinnungshemmenden Arzneien Clopidogrel und Acetylsalicylsäure (ASS) kann bei Patienten mit Vorhofflimmern Schlaganfälle und Herzinfarkte verhindern. Dies zeigt eine Studie mit mehr als 7500 Patienten, die wegen ihrer Wichtigkeit in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine vorab online veröffentlicht wurde und an der zahlreiche deutsche Ärzte und Wissenschaftler mitgewirkt haben, darunter Prof. Dr. Stefan Hohnloser, Kardiologe vom Klinikum der Johann-Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main [1].

Das Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Die Blutgerinnsel, die sich dabei bilden, sind eine der Hauptursachen für Schlaganfälle. Zwar lässt sich dieses Risiko mit bestimmten Medikamenten - den Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Marcumar®) - deutlich verringern. In der Praxis erhält aber nur jeder zweite Patient diese Art der Vorbeugung, weil es ärztliche Bedenken gibt oder weil die Vitamin-K-Antagonisten von den Betroffenen abgelehnt werden. Die einzige Alternative ist dann die wesentlich schwächer wirkende ASS.

#

Weniger Schlaganfälle unter Kombinationstherapie ...

In der jetzt vorgelegten Studie hat man deshalb in 33 Ländern 7554 Patienten mit Vorhofflimmern über durchschnittlich 3,6 Jahre hinweg entweder mit ASS oder mit der Kombination aus ASS und Clopidogrel behandelt und beide Gruppen miteinander verglichen. Es ergab sich, dass die Häufigkeit von Schlaganfällen durch die zusätzliche Gabe von Clopidogrel um 28% abnahm und dass unter der Kombinationstherapie auch die Gesamtzahl der vaskulären Ereignisse um 11% geringer war als unter alleiniger Therapie mit ASS.

#

... aber mehr schwere Blutungen

Als Nachteil der Behandlung mit 2 Gerinnungshemmern stellten die Wissenschaftler wie erwartet mehr schwere Blutungen fest. Die Häufigkeit dieser Nebenwirkung lag bei 1,3% pro Jahr mit ASS und bei 2,0%, wenn zusätzlich Clopidogrel verschrieben wurde.

"Damit bleiben Vitamin-K-Antagonisten der Goldstandard. Für ausgewählte Patienten mit Vorhofflimmern, die diese Option nicht nutzen können, könnte die Kombination aus Clopidogrel und ASS eine Alternative darstellen um Schlaganfälle zu verhindern. Noch aber ist Clopidogrel für dieses Krankheitsbild nicht zugelassen", sagt Prof. Martin Grond von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft.

#

Sorgfältige Abwägung von Chancen und Risiken

"Die heute verfügbaren Arzneien zur Vorbeugung eines zweiten Schlaganfalls sollten daher umsichtig genutzt werden und deren Nebenwirkungen sorgfältig beachtet werden", so Grond. "Diese Abwägung erfordert umfangreiche Fachkenntnisse. Patienten mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko sollten deshalb unbedingt mit ihrem Neurologen Rücksprache halten."

idw

#

Literatur

  • 01 Connolly SJ . et al . Effect of Clopidogrel Added to Aspirin in Patients with Atrial Fibrillation.  N Engl J Med. 2009;  360 doi: 10.1056
#

Literatur

  • 01 Connolly SJ . et al . Effect of Clopidogrel Added to Aspirin in Patients with Atrial Fibrillation.  N Engl J Med. 2009;  360 doi: 10.1056