Übergewicht verursacht bereits im Kindesalter erste Gefäßschäden, eine Veränderung
der Halsschlagader (Carotis) sowie eine Vorstufe von Diabetes. Zu diesem Ergebnis
kommt eine aktuelle Studie des Herzzentrums und der Kinderklinik der Universität Leipzig,
die auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) im April
2009 in Mannheim vorgestellt wurde.
Die Leipziger Wissenschaftler hatten bei 80 stark übergewichtigen Kindern mit einem
Body-Mass-Index von durchschnittlich 28 und 65 normalgewichtigen Kindern (Durchschnitts-BMI
18) Blutwerte, Gefäßregulierung und die Wanddicke der Carotis erhoben. Eine mögliche
Ursache für die deutlich schlechteren Befunde übergewichtiger Kinder in Sachen Insulinresistenz,
eingeschränkter Gefäßregulierung und veränderter Carotis-Wanddicke sehen die Wissenschaftler
in der Regenerationsfähigkeit von Stammzellen und deren Vorläuferzellen. Bei Adipösen
sind diese Parameter auch schon in jungen Jahren eingeschränkt, warum es zu einer
Frühform der generalisierten Arteriosklerose komme.
Viel Sport senkt das kindliche Herz-Risiko
Viel Sport senkt das kindliche Herz-Risiko
Dass sich aber bei Kindern und Jugendlichen schon früh die Weichen zu einem herzgesunden
Lebensstil stellen lassen, das zeigt eine andere in Mannheim präsentierte Studie aus
Leipzig. Im Rahmen des Leipziger Schulprojekts wurden bei 36 Schülern eines Sportgymnasiums
und 77 Schülern an regulären Schulen so genannte vaskuläre Marker erhoben - im Blut
gemessene Parameter, die auf die Gefäßgesundheit schließen lassen. Die Schüler des
Sportgymnasiums schnitten bei diesen Messwerten signifikant besser ab als ihre weniger
körperlich aktiven Altersgenossen in der Regelschule. Fazit der Forschergruppe des
Herzzentrums Leipzig: "Die Intensität der körperlichen Aktivität hat bereits im Kindesalter
einen Einfluss auf Marker des kardiovaskulären Risikoprofils. Daraus lässt sich schlussfolgern,
dass die Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen bereits im Kindesalter auf
hohem Niveau begonnen werden sollte."
Erfolgreiche Vorbeugung von kindlichem Übergewicht
Erfolgreiche Vorbeugung von kindlichem Übergewicht
Foto: PhotoDisc
Auch eine groß angelegte Studie aus Ulm zeigt das Erfolgspotenzial von Programmen
zur Übergewichtsprävention in der Schule. Im Rahmen der URMEL-ICE-Studie, an der insgesamt
64 Klassen teilnahmen, wurde der Nutzen spezieller Interventionen auf die Kindergesundheit
erprobt: Themenbezogene Unterrichtseinheiten, ein tägliches Bewegungsprogramm und
Materialien für die Elternarbeit sollten die Kinder zu einer Reduktion ihrer Fernseh-
und Computerzeiten und des Konsums zuckerhaltiger Getränke sowie zu einer Steigerung
ihres Bewegungspensums motivieren. Und das mit Erfolg: In Klassen, in denen das Programm
umgesetzt wurde, ging die Häufigkeit von Übergewicht unter den Kindern um 2,4 % zurück,
in Klassen ohne Intervention bloß um 0,8 %. "URMEL-ICE konnte an einem großen Kollektiv
zeigen, dass Prävention von Übergewicht im Rahmen eines Schulsettings möglich und
auch erfolgreich ist", so die Experten. "Es sollten weitere Anstrengungen unternommen
werden, effektive Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht zu entwickeln, bereits
bestehende Ansätze auszuweiten und die Effekte auf lange Sicht zu verfolgen."
idw