Dtsch Med Wochenschr 2009; 134(28/29): 1487
DOI: 10.1055/s-0029-1225306
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hyponatriämie, Rhabdomyolyse und Enzephalopathie nach Einnahme von Hydrochlorothiazid und Tee

K. Mantel
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Publication Date:
01 July 2009 (online)

Zum Beitrag in der DMW Nr. 14/2009

Die Autoren geben ein eindrucksvolles Beispiel zur Entstehung und Behandlung einer schweren metabolischen Störung aufgrund harmloser alltäglicher Anwendungen. Sie erklären dankenswerterweise auch anschaulich die physiologischen und pathologischen Abläufe bei Störung des Flüssigkeitsstoffwechsels [1] .

Der Fall eröffnet gleichzeitig eine weitere Frage: Warum trinkt eine 45-jährige Frau, die neben einem eingestellten Hypertonus offenbar keine Krankheit hat, 7 Liter Kräutertee an einem Tag? Aus dem Bericht geht nicht hervor, ob etwa ein Harnwegsinfekt bestand, aber selbst hier wäre eine geringere Trinkmenge ausreichend.

Möglicherweise aus demselben Grund wie einer meiner Patienten, der einen therapierefraktären Hypertonus und niedrige Natrium- und Kaliumwerte aufwies, bis der konsultierte Endokrinologe feststellte, dass er täglich eine Kiste Mineralwasser trank. Ich höre in meiner Allgemeinpraxis häufig von Patienten, dass sie viel trinken. Ein Grund hierfür kann oft nicht genannt werden. Eine beliebte Antwort ist auch: „weil man es doch soll”. Dabei bestehen entweder bestimmte Vorgaben – etwa 2 Liter pro Tag – oder einfach das Ziel „möglichst viel”. Andere haben gar ein schlechtes Gewissen, weil sie glauben, nicht genug zu trinken.

Es gibt keine Untersuchungen, die die Forderung nach einer vorgegebenen täglichen Trinkmenge untermauern. Die zuletzt veröffentlichte Arbeit hierüber stammt aus dem Jahr 2002 [2] und widerlegt die früher in Amerika gepflegte These, 8 × 8 Unzen Wasser pro Tag seien besonders gesund. Weitere einschlägige Arbeiten wird es sicher nicht mehr geben, da hiermit kein teures Medikament zu vermarkten ist.

Vielleicht könnte der Artikel von Fritzsch und Eckrich eine Anregung sein, kritiklos übernommene unbegründete Empfehlungen zu hinterfragen.

Literatur

  • 1 Fritsch J, Eckrich K. Hyponatriämie, Rhabdomyolyse und Enzephalopathie nach Einnahme von Hydrochlorothiazid und Tee.  Dtsch Med Wochenschr. 2009;  134 683-685
  • 2 Valtin H. Drink at least eight glasses of water a day.” Really? Is there scientific evidence for „8 x 8”?.  Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol. 2002;  283 R993-R1004

Dr. med. Klaus Mantel

Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin-Chirotherapie

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