Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2009; 16(2): 57-58
DOI: 10.1055/s-0029-1225447
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Plasmodium knowlesi - In die USA importierte Affenmalaria

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Publication Date:
08 June 2009 (online)

 
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In den USA erkrankte Ende des Jahres 2008 eine Frau an einer Infektion mit dem Parasiten Plasmodium knowlesi, einem Erreger der sogenannten Affenmalaria. Die Frau hatte sich während einer Reise auf die philippinische Insel Palawan infiziert, wo sie in einer Hütte am Rande eines von Affen bewohnten Waldgebietes gelebt hatte. Dies ist der 1. verifizierte Fall einer in die USA importierten Affenmalaria seit mehreren Jahrzehnten.

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Abb. 1 Die in Südostasien beheimateten Javaneraffen (Macaca fascicularis) sind die natürlichen Hauptwirte von P. knowlesi. Außerdem kommt dieser Malaria-Erreger auch in Populationen der Südlichen Schweinsaffen (Macaca nemestrina) und der Sumatra-Languren (Presbytis melalophos) vor. Quelle: André Ueberbach, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz by-sa-2.0-de

Humane Malaria wird in der Regel von einem der 4 Erreger P. falciparum, P. vivax, P. malariae oder P. ovale hervorgerufen. Für diese 4 Arten ist der Mensch vermutlich das einzige epidemiologisch relevante Reservoir. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Plasmodiumarten, die verschiedene Säugetiere, Vögel oder Reptilien befallen. Allein bei nicht humanen Primaten wurden über 20 verschiedene Malariaerreger festgestellt.

An einigen Erregern dieser 'Affenmalaria' können auch Menschen erkranken. Bekannt ist dies unter anderem von den südamerikanischen Plasmodiumarten P. simium und P. brasilianum sowie den asiatischen Spezies P. cynomolgi, P. inui und P. knowlesi.

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Die Bedeutung für den Menschen wurde unterschätzt

Zumeist zeigen humane Infektionen mit einem dieser Parasiten einen milden oder moderaten Krankheitsverlauf. Bisher war bei allen Erregern der Affenmalaria eine Behandlung mit Chloroquin erfolgreich, oft klingen die Symptome aber auch ohne jegliche Therapie wieder ab. Bis jetzt fehlt der Nachweis, dass Mücken diese Malaria-Arten auch von einem infizierten Menschen auf einen weiteren Menschen übertragen können - vermutlich sind immer Affen als Infektionsquelle nötig. All dies trug dazu bei, dass der Affenmalaria in der Vergangenheit wenig Bedeutung für die Humanmedizin zugesprochen wurde.

Mehrere Ende letzten Jahres veröffentlichte Studien weisen nun aber darauf hin, dass zumindest die Relevanz von P. knowlesi für den Menschen unterschätzt wurde. Zum einen kann diese Art, die einen 24-stündigen asexuellen Replikationszyklus aufweist, zu großen Parasitenlasten führen und im Gegensatz zu den anderen Arten der Affenmalaria einen schweren, lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf hervorrufen. Zum anderen scheinen Infektionen mit P. knowlesi wesentlich häufiger und weiter verbreitet zu sein als bisher angenommen. So beschreiben McCutchan, Piper und Makler [1], dass in einigen Gebieten Borneos bis zu 70 % der humanen Malariaerkrankungen auf diesen Erreger zurückzuführen sind. In Singapur, Thailand und auf den Philippinen soll Ähnliches beobachtet worden sein.

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Nehmen die Erkrankungen zu oder sind sie bislang nur nicht erkannt worden?

Während McCutchan, Piper und Makler [1] davon ausgehen, P. knowlesi stelle in zunehmenden Maße eine Gefahr für den Menschen dar, werfen Cox-Singh und Singh [2] ein, dass dieser Malaria-Erreger bisher einfach häufig falsch diagnostiziert wurde. Morphologisch sind nämlich viele Erreger der Affenmalaria nicht oder kaum von humanen Erregern zu unterscheiden. So gleichen die frühen Blutstadien von P. knowlesi denen von P. falciparum, reife Blutstadien und Gametozyten ähneln P. malariae [3].

Erst durch den Einsatz molekularer Techniken ist eine sichere Bestimmung möglich. So handelte es sich beispielsweise bei 28 % von 960 molekular untersuchten Malariafällen, die in Sarawak (Borneo) auftraten, um P. knowlesi - mikroskopisch war die Mehrzahl hiervon als P. malariae identifiziert worden.

Egal ob der in jüngster Zeit registrierte Anstieg der Fallzahlen von P. knowlesi nun auf eine zunehmende Inzidenz oder aber auf frühere Fehlbestimmungen zurückzuführen ist, so wird doch eines klar: P. knowlesi ist eine ernst zu nehmende Gefahr für den Menschen. Bei Reisenden aus Südostasien, insbesondere Borneo, sollte daher verstärkt auf die Möglichkeit einer Infektion mit dieser Malaria-Art geachtet werden.

Dr. Raymund Lösch und Dipl.-Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quelle: promed

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Literatur

  • 01 McCutchen TF . Piper RC . Makler MT . Use of Malaria Rapid Diagnostic Test to Identify Plasmodium knowlesi Infection.  Emerg Infect Dis. 2008;  14 1750-1752
  • 02 Cox-Singh J . Singh B . Knowlesi malaria: newly emergent and of public health importance?.  Trends Parasitol. 2008;  24 406-410
  • 03 Luchavez J . Espino F . Curameng P . et al . Human Infections with Plasmodium knowlesi, the Philippines.  Emerg Infect Dis. 2008;  14 811-813
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Literatur

  • 01 McCutchen TF . Piper RC . Makler MT . Use of Malaria Rapid Diagnostic Test to Identify Plasmodium knowlesi Infection.  Emerg Infect Dis. 2008;  14 1750-1752
  • 02 Cox-Singh J . Singh B . Knowlesi malaria: newly emergent and of public health importance?.  Trends Parasitol. 2008;  24 406-410
  • 03 Luchavez J . Espino F . Curameng P . et al . Human Infections with Plasmodium knowlesi, the Philippines.  Emerg Infect Dis. 2008;  14 811-813
 
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Abb. 1 Die in Südostasien beheimateten Javaneraffen (Macaca fascicularis) sind die natürlichen Hauptwirte von P. knowlesi. Außerdem kommt dieser Malaria-Erreger auch in Populationen der Südlichen Schweinsaffen (Macaca nemestrina) und der Sumatra-Languren (Presbytis melalophos) vor. Quelle: André Ueberbach, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz by-sa-2.0-de