wir sind ja nun inzwischen alle fest im Griff der "Schweinegrippe". Nach Hamburg wurde
die Seuche - damals als englischer Schweiß bezeichnet - mit einem aus England zurückkehrenden
Schiff erstmals am 25.07.1529 eingeschleppt: "God hefft gesandt ene greulicke Kranckheit,
de schwetende Sicke ("die schwitzende Seuche"), welcke begunn, als de Schipper Herman
Evers quam uth Engelland mit velen jungen Gesellen, darvan sturben in twe Dagen wohl
12 Personen."
In Hamburg starben damals innerhalb von 22 Tagen 1100 Menschen, was etwa 9 % der Bevölkerung
entsprach. Wahrscheinlich überlagerte sich die Grippe mit einem Pockenausbruch. Im
noch katholischen Lübeck bezeichneten die Geistlichen den Ausbruch der Seuche schon
nach 2 Tagen als ein von Gott gegen die Lutheraner gesandtes himmlisches Strafgericht.
Die Mönche waren durch den engen Kontakt bei der Ohrenbeichte im Beichtstuhl übrigens
besonders betroffen und über die hansischen Handelstraßen verbreitete sich die Krankheit
sehr schnell. Während einer späteren Epidemie, die 1830 Deutschland und 1832 Weimar
erreichte, ist wahrscheinlich auch Goethe der Influenza zum Opfer gefallen.
Im Buch "Geißeln der Menschheit - Kulturgeschichte der Seuchen" von Stefan Winkle,
aus dem die obige Darstellung entnommen ist, sind viele weitere sehr aktuelle, interessante
und eben auch reisemedizinische Aspekte der Grippe dargestellt, die heute genauso
gelten wie im Mittelalter und in der Antike. Die Influenza scheint mir ein gutes Beispiel
zu sein für die Dynamik und Evolution einer relativ "neuen" (nämlich erst 1933 erstmals
in ihrer Pathogenese nachgewiesenen) Infektionskrankheit, aber auch für das Funktionieren
von seuchenpolitischen Konzepten in Industrie- und Schwellenländern. Ebenso zeigt
sich hier die revolutionäre Bedeutung der PCR-Techniken für die schnelle und zuverlässige
Diagnostik, die auch schon bei der SARS-Epidemie angewandt wurden.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Heimweg von der Klinik auf dem Fahrrad:
Der neben mir fahrende (künftige Virologe Dr.) Frank Hufert erläuterte enthusiastisch
die Möglichkeiten dieser mir damals unbekannten Methode. Er malte mir lebhaft und
laut schreiend (aus Begeisterung, aber auch wegen des Verkehrs auf der Wandsbeker
Chaussee) aus, was man damit alles in Zukunft würde machen können - das war wohl etwa
1989. Ich fand dies sehr interessant und etwas versponnen. Umso wichtiger scheinen
mir nun heute Ansätze zu sein, mit denen versucht wird, diese Technologien feldtauglich
in die nicht industrialisierten Länder zu bringen.
In diesem Zusammenhang kommen wir sehr gerne der Bitte der Else Kröner-Fresenius-Stiftung
nach, auf ihr Förderprogramm aufmerksam zu machen: Die Stiftung unterstützt medizinisch-humanitäre
Hilfsprojekte im In- und Ausland. Sie ermuntert engagierte Interessenten, Projektanträge
im Bereich Entwicklung und Ausbau von Kooperationsprojekten, vor allem mit Entwicklungsländern,
einzureichen.
Bitte verbreiten Sie, soweit möglich, noch einmal nachdrücklich die Ausschreibung
für den Preis für Tropenmedizin unserer Gesellschaft. Es sind bisher nicht ausreichend
Vorschläge eingegangen.
Bitte stellen Sie sich auf eine Preiserhöhung des Abonnements für das "European Journal
of Tropical Medicine and International Health" aus dem Wiley-Blackwell Verlag ein.
Letztes Jahr war es unserem Mitglied Prof. Walter noch gelungen, den Preis stabil
zu halten. Das wird allerdings nicht wieder gelingen, die genaue Summe steht noch
nicht fest.
Wir wollen Sie zu guter Letzt darauf aufmerksam machen, dass dieser Ausgabe 3 Broschüren
beiliegen:
-
aktualisierte DTG-Empfehlungen zu Reiseimpfungen
-
aktuelle DTG-Malariaempfehlungen
-
Kongressankündigung KIT 2010
Wie immer grüßen wir Sie herzlich aus Hamburg,
Prof. Gerd-Dieter Burchard und Dr. Hinrich Sudeck
Gerd-Dieter Burchard
Hinrich Sudeck